Tierhaltung | 14. Mai 2020

Ein Begleiter, der stets parat ist

Von Johann Fischer, Staatlicher Fachberater für Bienenzucht, Kaufbeuren
Nicht alle Jungimker können oder wollen an Vereinsschulungen teilnehmen. Für sie ist die kostenlose Imker-App des Deutschen Imkerbundes gedacht. Sie geht auf die  Arbeiten im Jahresablauf ebenso ein wie auf Bienenkrankheiten und bietet auch eine elektronische Stockkarte.
Der Startbildschirm der Imker-App verweist auf die angebotenen Module.
Der Umgang mit der Honigbiene ist nicht so einfach, wie es  manchmal dargestellt wird. Es gehört viel  Fachwissen, kombiniert mit praktischer Erfahrung, dazu. Ohne imkerliche Betreuung ist ein  Volk dem Untergang geweiht. Neben einer ausreichenden Futterversorgung ist vor allem eine rechtzeitige
 Varroabekämpfung notwendig, um ein Bienenvolk gesund ins nächste Jahr zu bringen.
Bei der Aus- und Fortbildung der Jungimker leisten die örtlichen Vereine eine sehr wichtige Arbeit. Viele Einsteiger haben oder wollen jedoch keinen Kontakt zu den örtlichen Imkervereinen. Von Seiten der Imkerverbände wurde deshalb schon länger überlegt, wie man die diese Einsteiger erreichen kann. So wurde die Idee einer „Imker-App” geboren.  Es gab zwar schon einige Anwendungen für das Smartphone, jedoch umfassten diese oft nur einen kleinen Teil der Imkerei. Ziel war jedoch, ein umfassendes und vor allem fachlich fundiertes Angebot zu schaffen. Mit finanzieller Förderung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) konnte das Konzept einer Imker-App  erarbeitet werden. In  einer Arbeitsgruppe mit Vertretern des Deutschen Imkerbundes (D.I.B.), einiger Imker-Landesverbände, Vertretern der Bieneninstitute, der Fachberater für Bienenzucht und praktischen Imkern wurde die Inhalte der App erarbeitet, die  Programmierung erfolgte dann durch eine Fachfirma. Im Herbst 2018 wurde die App zuerst für das Betriebssystem Android vorgestellt und freigegeben. Die Version für IOS folgte einige Monate später.
 Ein wichtiger Aspekt für den DIB ist, dass die Nutzung der App kostenfrei möglich ist.  Denn je mehr Imkerneulinge die App nutzen, desto erfolgreicher imkern diese und umso geringer ist die Gefahr, dass zum Beispiel Krankheiten in Nachbarbienenstände eingetragen werden.
Vier Module
Die App gliedert sich in vier Module. Das Modul „Bienenjahr” gibt Hilfestellung zu den jeweils aktuellen Arbeiten an den Bienen. Es ist nach den Monaten geordnet. Der aktuelle Monat öffnet sich automatisch und zeigt die Arbeitsbereiche an. Die anderen Monate lassen sich   manuell öffnen, so dass die Arbeiten im Jahresverlauf jederzeit angesehen werden können.
Das Modul „Grundlegende Arbeiten” gibt  Hinweise zu vielen Tätigkeiten, die nicht unbedingt auf eine bestimmte Jahreszeit begrenzt sind. Dazu zählen zum Beispiel allgemeine Hinweise im Umgang mit Bienenvölkern, Ausführungen zu verschiedenen Beutensystemen, Fütterung von Bienenvölkern, Wachs  und Waben und natürlich das Thema Varroa mit Diagnose und Behandlungskonzepten.
 Das Modul „Bienengesundheit” hat ein einfaches Diagnosetool, um in wenigen Schritten verdächtige Erscheinungen einer Krankheit zuordnen zu können. Die wichtigsten Krankheitsbereiche wie Varroa, Brutkrankheiten oder Krankheiten der Bienen werden in den Unterkapiteln noch detaillierter vorgestellt und behandelt. Alle Module sind untereinander vernetzt, in den jeweiligen Informationen sind  weitere Verknüpfungen  zu ergänzenden Themen enthalten.
Über Ampelsymbole kann der jeweilige Volkszustand einfach bewertet werden.
Das vierte Modul „Meine Bienen” stellt eine elektronische Stockkarte dar, auf der in einfacher Form über Ampelsymbole  der jeweilige Volkszustand beurteilt werden kann. Eine Exportfunktion macht alle Angaben auch auf dem heimischen Rechner verfügbar. Um dieses Modul nutzen zu können, ist jedoch eine kostenlose Registrierung notwendig.
Äußerst wichtig ist die Kontaktfunktion der App. Hier finden sich die Adressen der   Veterinärämter,  Pflanzenschutzstellen, Landesverbände, Bieneninstitute und Fachberater. Teilweise kann über die Eingabe der Postleitzahl die zuständige Behörde rasch ermittelt werden. Dies ist vor allem auch hilfreich, wenn zum Beispiel in einen anderen Landkreis gewandert werden soll. Über diese Funktion ist auch das zuständige Veterinäramt problemlos zu ermitteln.
Eine solche App ersetzt natürlich kein Fachbuch oder entsprechende Fortbildungen. Sie ist jedoch ein wichtiges und schnelles Hilfsmittel vor Ort, um größere Fehler bei der Volksbetreuung zu vermeiden. Manche Themen sind jedoch derart komplex, dass dies in der App nicht erschöpfend behandelt werden kann. Verweise zu den Instituten oder Verbänden ermöglichen dann weitere Informationen oder Hilfestellungen.