Waldwirtschaft | 18. November 2021

Eichennetzwanze jetzt in Baden-Württemberg

Von FVA
Anfang August war es noch ein Verdacht, nun hat ihn die Abteilung „Waldschutz” der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) offiziell bestätigt: Der invasive Schädling Eichennetzwanze hat Baden-Württemberg erreicht.
Eier des Schädlings auf der Unterseite eines Blattes
Eine Privatperson hatte den im Schwetzinger Hardt entdeckten Eichenschädling zur Untersuchung eingereicht. Es handelt sich um den ersten bekannten Fund in Deutschland.
Gemeinsam mit der Abteilung Pflanzenschutz des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg hat die FVA vor Ort ein erstes Monitoring durchgeführt. Das Ergebnis: „Die Eichennetzwanze kommt entlang der ICE-Bahnstrecke zwischen Mannheim und Karlsruhe bereits an weiteren Eichen vor”, erklärt Dr. Lisa Thomas aus der Abteilung Waldschutz der FVA. Das bisher dokumentierte Ausbreitungsgebiet erstrecke sich nach ersten Ergebnissen auf mindestens 20 Kilometer Luftlinie. „Wir gehen davon aus, dass die Eichennetzwanzen durch die vorbeifahrenden Züge mit dem Wind verwirbelt werden und sich zunächst so schnell ausbreiten”, urteilt die Fachfrau.
Langfristige Folgen für die Eichen unbekannt
Ab dem Frühjahr kann ein Befall anhand von hellgelb gesprenkelten Bereichen auf den Eichenblättern erkannt werden.
Eichennetzwanzen saugen an der Unterseite der Blätter. Ab dem Frühjahr kann so ein Befall anhand von hellgelb gesprenkelten Bereichen auf den Blättern erkannt werden. Je größer der Befall ist, desto intensiver und großflächiger wird die Verfärbung. Im Hochsommer kommt es bei starkem Auftreten der Wanzen zur Vertrocknung und zu vorzeitigem Blattfall an der Eiche – bis zu Absterbeerscheinungen einzelner Äste. „Dass ganze Bäume aufgrund des Befalls eingehen, ist aber zurzeit nicht bekannt”, berichtet Thomas. „Doch wenn Eichen durch den Befall mit Eichen-netzwanzen bereits geschwächt sind, werden sie anfälliger für weitere Schadorganismen.”
Noch müsse bewertet werden, inwiefern dieser neue Schädling in Kombination mit bereits vorhandenen Schadorganismen die Gefährdung der Eichen erhöht.
Rasante Ausbreitung
Die ausgewachsenen Eichennetzwanzen sind etwa drei bis vier Millimeter groß und haben ein ungewöhnliches Aussehen.
Die Eichennetzwanze ist in Nordamerika und Kanada beheimatet. 2000 wurde sie erstmals in Europa nachgewiesen – damals in Italien. Sie breitete sich zunächst rasant in den Norden und Osten aus. Als Verbreitungswege werden Hauptverkehrsachsen wie große Straßen oder Schienen vermutet. Heute kommt der Schädling unter anderem in Frankreich, der Schweiz, Österreich, Griechenland und der Türkei vor. Auch auf dem asiatischen Kontinent gab es bereits Nachweise.
In ihrer Heimat ist die Eichennetzwanze für die Wälder in der Regel kein Problem, da sie ausreichend viele Fraßfeinde hat.
FVA bittet um Meldung von Verdachtsfällen„Die bisherigen Wege und Geschwindigkeit, mit der sich die Netzwanze ausbreitet, lassen den Schluss zu, dass eine Etablierung und weitere Ausbreitung nicht verhindert werden kann”, vermutet Thomas. Die Eiche sei gerade im Hinblick auf den Klimawandel von großer Bedeutung. „Darum ist es umso wichtiger herauszufinden, ob und welche Probleme der Schädling für unsere Wälder mit sich bringt.” Die FVA bittet daher, alle Verdachtsfälle zu melden: Waldschutz.FVA-BW@forst.bwl.de