Durch Einblicke neugierig machen
Die Schülerinnen und Schüler der Edith Stein Schule kommen aber vor allem aus einem anderen Grund: Sie sollen vor Ort lernen, wie Landwirtschaft funktioniert. Das theoretische Wissen erhalten sie im Schulunterricht, auf dem Bauernhof sehen sie, wie die Arbeitsabläufe ineinandergreifen, bekommen einen Einblick in die Tierhaltung und dürfen auch mit anpacken. Zum Beispiel, wenn die Klauenpflege ansteht. Dann helfen die Schülerinnen und Schüler, die Rinder in den Stall zu treiben, und können beobachten, wie der Profi innerhalb weniger Minuten das Pflegeprogramm durchführt. Markus Eggs legt diesen Termin möglichst immer auf den Tag, an dem die Schülerinnen und Schüler zu Gast sind. Denn dabei lernen sie nebenbei auch gleich viel über Tiergesundheit und Hygiene. Kühe antreiben heißt es auch zur Melkzeit oder wenn umgestallt werden muss. Mit großem Eifer sind die Azubis außerdem bei der Feldarbeit dabei, vor allem, wenn Markus Eggs sie unter Aufsicht den Pflug selbst steuern lässt.
„Die Schülerinnen und Schüler genießen die Praxistage, weil sie raus aus dem Klassenzimmer kommen und was schaffen dürfen”, erklärt Eggs, einer von fünf Praxislehrern an der Edith Stein Schule in Freiburg, der den Klassen die Arbeit auf seinem landwirtschaftlichen Betrieb näher bringt. Als junger Meister war er in den Schuldienst in Offenburg eingestiegen, bis die Landwirtschaftsschule im Jahr 2001 in die in Freiburg integriert wurde. Markus Eggs wanderte mit und engagierte sich weiter für die Ausbildung des Berufsnachwuchses. Ihm liegt viel daran, jungen Menschen die Zusammenhänge in der landwirtschaftlichen Produktion zu erklären und an täglichen Arbeiten zu demonstrieren. Es bestehe ein dringender Bedarf, betont er und verweist auf die weit verbreitete Unkenntnis innerhalb der Bevölkerung. Obwohl Offenburg ein ländliches Einzugsgebiet habe, hätten viele „null Ahnung”, bedauert der Landwirt.
Deshalb bietet er auch Programme für Kindergärten und Grundschulen sowie für Kindergeburtstage und Ferienfreizeiten an. Von der Führung mit Bauernvesper über Lesestunden im Heu bis zur „Tanz-Kuhltur” – einem pädagogischen Bewegungs- und Bildungsangebot mit Tanz, Natur und Tieren seiner Frau Beate Hauswirth-Eggs – bietet der Biobauernhof allerlei Erlebnisse. Wenngleich der Fokus beruflich ausgerichtet ist, zeigen sich die Schüler von der Edith Stein Schule auch immer stark beeindruckt von den vielen Möglichkeiten, die ein Bauernhof bieten kann. Der Einblick soll nicht zuletzt anregen, Ideen für den eigenen Betrieb oder mögliche zusätzliche Erwerbszweige zu entwickeln, sich auf bestimmte Produkte zu spezialisieren oder auch die Wirtschaftlichkeit von eingefahrenen Arbeiten zu hinterfragen.
Aus diesen Überlegungen heraus eröffnen sich den angehenden Junglandwirten häufig neue Perspektiven. Während manche bereits wissen, dass sie später einmal den elterlichen Betrieb übernehmen werden, sehen andere ihre Zukunft zum Beispiel in der Fortbildung zur Fachkraft Agrarservice oder dem Agrarservicemeister. Wieder andere entdecken die Tätigkeit als Lehrkraft an einer beruflichen Schule für sich: Die Nebentätigkeit als Lehrer lässt sich sehr gut mit dem Hauptberuf verbinden, bringt ein zusätzliches Einkommen und schafft die Möglichkeit, Wissen und Kenntnisse direkt weiterzugeben.
Der Besuch war unter anderem zustande gekommen, weil Jochen Adams Sohn in der Klasse ist. Denn abwechselnd werden Lehrbetriebe von Mitschülerinnen und Mitschülern besichtigt. So erhalten die angehenden Landwirtinnen und Landwirte einen breiten Überblick über unterschiedliche Betriebsformen und Bewirtschaftungsarten.
An der Edith Stein Schule wird bei der Vermittlung des Lehrstoffes großer Wert darauf gelegt, dass das Thema Ökologische Landwirtschaft integriert ist und nicht als separates Fach unterrichtet wird. So entsteht auch Interesse für das Wissen und die Kenntnisse des anderen und beide Seiten profitieren voneinander.
Gelegenheit, sich über die Erlebnisse am Praxistag auszutauschen, gab es beim gemeinsamen Grillabschluss. Markus Eggs ist sich derweil sicher, so manchen Schüler später in einer gefestigten Position wiederzusehen. Wie seinen ehemaligen Lehrling, der zum 11. Geburtstag einen Tag auf dem Bauernhof geschenkt bekam, daraufhin jedes Jahr die Ferien bei Eggs verbrachte, Spaß an der Arbeit mit Tieren sowie mit und in der Natur fand und schließlich eine Ausbildung zum Landwirt begann. Nach einem Jahr auf dem Bauernhof der Familie Eggs ist er nun auf dem Geflügelhof Adam beschäftigt. Insgesamt haben seit 2005 rund 20 Lehrlinge bei Markus Eggs ihre Ausbildung absolviert, aktuell sind zwei angehende Junglandwirte bei ihm.
www.kuhlturbauernhof.de/data/angebote.html