Das Agrarwissenschaftliche Gymnasium (AG) ist für junge Menschen eine attraktive Möglichkeit, zum Abitur zu gelangen. Allerdings kennen viele die Schulform gar nicht.
Die Edith-Stein-Schule bietet Abitur- und Ausbildungsabschlüsse.
Es ist ruhig auf dem Hof und im Gebäude der Edith-Stein-Schule in Freiburg. Allerdings sind nicht etwa Ferien, sondern Corona-bedingt können nur wenige Schülerinnen und Schüler zum Präsenzunterricht kommen. Und das auch erst wieder seit wenigen Wochen. Davor wurde viel entwickelt, geplant und getestet, um Fernunterricht zu ermöglichen. Konzepte wurden geschrieben, Abläufe festgelegt, Tablets und Software angeschafft – Lernen zuhause ist somit kein Hindernis mehr, ersetzt den Präsenzunterricht aber nicht wirklich, erklärt Antje Hirth, Abteilungsleiterin Oberstufe und Schulentwicklung an der Edith-Stein-Schule. Hirth erläutert weiter, dass gerade die Wahlfächer, die
das Agrarwissenschaftliche Gymnasium so attraktiv machen, von der
Praxis leben. Da werden Besichtigungen und Versuche durchgeführt, die
Schülerinnen und Schüler experimentieren und stellen ihre Erkenntnisse
in Protokollen und Referaten vor. Normalerweise. Während der Pandemie
sind Exkursionen und Teamarbeit vor Ort natürlich kaum oder gar nicht
möglich.
Neues Wahlfach: Weinbau
Das bedauert auch Studiendirektorin Barbara Schmidt, die in der
Abteilung Agrarwirtschaft neben Tierhaltung auch für das neue Wahlfach
„Weinbau” zuständig ist. Dass sie dafür brennt, merkt man sofort an
ihrem Engagement: Mit den Klassen besucht sie die Praxis-Partnerbetriebe
von Regina Stork in Schallstadt, Hubert und Christian Lay in Ihringen,
Paul Galli in Oberrotweil und Florian Dreher in Emmendingen. Vor Ort
zeigt sie dann, welche Arbeiten im Weinberg vom Rebschnitt bis zur
Traubenlese und anschließend in der Kellerwirtschaft zu erledigen sind.
Anschaulich kann dabei konventionelles und ökologisches Wirtschaften
vermittelt werden und auch der Blick hinter die Kulissen eines
Rebveredlungsbetriebs steht regelmäßig auf dem Stundenplan. „Wir
betrachten die Themen ganzheitlich und wollen, dass sich unsere
Schülerinnen und Schüler eine eigene Meinung bilden”, betont die
Studiendirektorin. Alle Themen sind entsprechend breit gefächert und eng
verknüpft mit fachlicher Praxis. Ebenso bunt gemischt sind die Klassen:
„Vom Veganer, der den Forst verteidigt, bis zum Tierwirt, der nicht
versteht, dass jemand kein Fleisch isst, war schon alles dabei”, lacht
die Lehrerin.
Auch für Quereinsteiger
Weitere Wahlfächer am AG wie
Biotechnologie, Nachhaltige Landwirtschaft und Umwelt, Sondergebiete der
Ernährungswissenschaften oder auch der Biowissenschaften stehen in
direktem Bezug zur Landwirtschaft. Dennoch muss man nicht von einem
Bauernhof kommen, um das Agrarwissenschaftliche Gymnasium zu besuchen.
Im Gegenteil: Nur zirka ein Drittel der Schülerinnen und Schüler hat
einen agrarischen Hintergrund. Ein weiteres Drittel wählt die Schule
aufgrund ausgeprägter Interessen für Umwelt- und Naturschutz oder
Tierhaltung. Die übrigen Abitur-Anwärter wiederum sind teilweise per
Zufall an der Edith-Stein-Schule gelandet. Allen gemeinsam ist jedoch
die schnelle Begeisterung für diese lebensnahe Schulart. Darüber hinaus
entsteht innerhalb kurzer Zeit eine außergewöhnlich harmonische
Klassengemeinschaft, mit gefördert durch ein traditionelles
Einführungswochenende auf einem Bauernhof bei Elzach mit
Selbstversorgung und Unterricht im Freien.
Noch Plätze frei
In der derzeitigen Abiklasse sind gerade so viele Schülerinnen und Schüler, dass sie zum Präsenzunterricht kommen können.
In der
Regel passt die Zahl der Bewerber zu den Kapazitäten der Schule und es
entstehen Klassen mit 25 bis 28 Schülerinnen und Schülern.
Coronabedingt sind in diesem Jahr weniger Anmeldungen eingegangen. Das
liegt vor allem daran, dass Interessierte in der Regel durch
persönliche Empfehlungen von Geschwistern, Freunden und Bekannten oder
aufgrund von Infoabenden auf die Edith-Stein-Schule und das Agrar-Abi
aufmerksam werden. Bei einem Tag der offenen Türe können außerdem die
Räume besichtigt werden und Projekte werden von Schülerinnen und
Schülern präsentiert – das war zuletzt nicht möglich, bedauert
Abteilungsleiterin Antje Hirth. Deshalb wird ein Online-Infoabend am
Donnerstag, 29. April, um 19 Uhr stattfinden, bei dem das AG vorgestellt
und Fragen geklärt werden.
Noch ist genügend Zeit, sich für das
Agrarwissenschaftliche Gymnasium anzumelden. Bewerberinnen und Bewerber
könnten theoretisch sogar bis zum ersten Schultag im September
aufgenommen werden. Besser sei es jedoch, sich bis Ende Juli zu melden.
Dann nämlich können vor dem Schulstart den Neuen an einem Infotag
wichtige Unterlagen und die Regiokarte überreicht werden.