Grüne Karriere | 31. März 2021

Praxisnähe bringt den Vorteil

Von Petra Littner
Das Agrarwissenschaftliche Gymnasium (AG) ist für junge Menschen eine attraktive Möglichkeit, zum Abitur zu gelangen. Allerdings kennen viele die Schulform gar nicht.
Die Edith-Stein-Schule bietet Abitur- und Ausbildungsabschlüsse.
Es ist ruhig auf dem Hof und im Gebäude der Edith-Stein-Schule in Freiburg. Allerdings sind nicht etwa Ferien, sondern Corona-bedingt können nur wenige Schülerinnen und Schüler zum Präsenzunterricht kommen. Und das auch erst wieder seit wenigen Wochen. Davor wurde viel entwickelt, geplant und getestet, um Fernunterricht zu ermöglichen.  Konzepte wurden geschrieben, Abläufe festgelegt, Tablets und Software angeschafft – Lernen zuhause ist somit kein Hindernis mehr, ersetzt den Präsenzunterricht aber nicht wirklich, erklärt Antje Hirth, Abteilungsleiterin Oberstufe und Schulentwicklung an der Edith-Stein-Schule. Hirth erläutert weiter, dass gerade die Wahlfächer, die das Agrarwissenschaftliche Gymnasium so attraktiv machen, von der Praxis leben. Da werden Besichtigungen und Versuche durchgeführt, die Schülerinnen und Schüler experimentieren und stellen ihre Erkenntnisse in Protokollen und Referaten vor. Normalerweise. Während der Pandemie sind Exkursionen und Teamarbeit vor Ort natürlich kaum oder gar nicht möglich. 
 
Neues Wahlfach: Weinbau
Antje Hirth
Barbara Schmidt
Das bedauert auch Studiendirektorin Barbara Schmidt, die in der Abteilung Agrarwirtschaft neben Tierhaltung auch für das neue Wahlfach „Weinbau” zuständig ist. Dass sie dafür brennt, merkt man sofort an ihrem Engagement: Mit den Klassen besucht sie die Praxis-Partnerbetriebe von Regina Stork in Schallstadt, Hubert und Christian Lay in Ihringen, Paul Galli in Oberrotweil und Florian Dreher in Emmendingen. Vor Ort zeigt sie dann, welche Arbeiten im Weinberg vom Rebschnitt bis zur Traubenlese und anschließend in der Kellerwirtschaft zu erledigen sind. Anschaulich kann dabei konventionelles und ökologisches Wirtschaften vermittelt werden und auch der Blick hinter die Kulissen eines Rebveredlungsbetriebs steht regelmäßig auf dem Stundenplan. „Wir betrachten die Themen ganzheitlich und wollen, dass sich unsere Schülerinnen und Schüler eine eigene Meinung bilden”, betont die Studiendirektorin. Alle Themen sind entsprechend breit gefächert und eng verknüpft mit fachlicher Praxis. Ebenso bunt gemischt sind die Klassen: „Vom Veganer, der den Forst verteidigt, bis zum Tierwirt, der nicht versteht, dass jemand kein Fleisch isst, war schon alles dabei”, lacht die Lehrerin.
Auch für Quereinsteiger
Weitere Wahlfächer am AG wie Biotechnologie, Nachhaltige Landwirtschaft und Umwelt, Sondergebiete der Ernährungswissenschaften  oder  auch der Biowissenschaften  stehen in direktem Bezug zur Landwirtschaft. Dennoch muss man nicht von einem Bauernhof kommen, um das Agrarwissenschaftliche Gymnasium zu besuchen. Im Gegenteil: Nur zirka ein Drittel der Schülerinnen und Schüler hat einen agrarischen Hintergrund. Ein weiteres Drittel wählt die Schule aufgrund ausgeprägter Interessen für Umwelt- und Naturschutz oder Tierhaltung. Die übrigen Abitur-Anwärter wiederum sind teilweise per Zufall an der Edith-Stein-Schule gelandet. Allen gemeinsam ist jedoch die schnelle Begeisterung für diese lebensnahe Schulart. Darüber hinaus entsteht innerhalb kurzer Zeit eine außergewöhnlich harmonische Klassengemeinschaft, mit gefördert durch ein traditionelles Einführungswochenende auf einem Bauernhof bei Elzach mit Selbstversorgung und Unterricht im Freien.
Noch Plätze frei
In der derzeitigen Abiklasse sind gerade so viele Schülerinnen und Schüler, dass sie zum Präsenzunterricht kommen können.
In der Regel passt die Zahl der Bewerber zu den Kapazitäten der Schule und es entstehen Klassen mit 25 bis 28 Schülerinnen und Schülern. Coronabedingt sind in diesem Jahr  weniger Anmeldungen eingegangen. Das liegt vor allem daran, dass Interessierte in der Regel durch persönliche Empfehlungen von Geschwistern, Freunden und Bekannten oder aufgrund von Infoabenden auf die Edith-Stein-Schule und das Agrar-Abi aufmerksam werden. Bei einem Tag der offenen Türe können außerdem die Räume besichtigt werden und Projekte werden von Schülerinnen und Schülern präsentiert – das war zuletzt nicht möglich, bedauert Abteilungsleiterin Antje Hirth. Deshalb wird ein Online-Infoabend am Donnerstag, 29. April, um 19 Uhr stattfinden, bei dem das AG vorgestellt und Fragen geklärt werden.  
Noch ist genügend Zeit, sich für das Agrarwissenschaftliche Gymnasium anzumelden. Bewerberinnen und Bewerber könnten theoretisch sogar bis zum ersten Schultag im September aufgenommen werden. Besser sei es jedoch,  sich bis Ende Juli zu melden. Dann nämlich können vor dem Schulstart den Neuen an einem Infotag wichtige Unterlagen und die Regiokarte überreicht werden.