Durchschnittliche Getreideeernte im Südwesten erwartet
In der Flächenstatistik von Bund und Land gab es zur anstehenden Ernte einige deutliche Veränderungen (siehe Tabelle). Den stärksten Zuwachs verbucht die Sommergerste. Ihre Anbaufläche stieg bundesweit um mehr als ein Viertel. Selbst in Baden-Württemberg scheint der jahrelange Rückgang gestoppt, bestätigt der Handel. Der bundesweit zweistellige Flächengewinn geht auf das Konto Norddeutschlands. Dort war die Sommergerste eine Verlegenheitskultur. Die Saat der Winterfuttergerste war im Herbst 2017 nässebedingt ins Wasser gefallen.
Die Wintergerstenfläche verbucht im Land einen leichten Rückgang. Dass der Rückgang gemessen an der rückläufigen Schweinehaltung nicht stärker ausfällt, dürfte daran liegen, dass der Handel teilweise den Landwirten empfahl, auch Winterbraugerste anzubauen. Von den ordentlichen Vorvertragspreisen für Sommerbraugerste hat auch die Winterform profitiert. Bei der Winterfuttergerste wurden teilweise Vorvertragspreise um die 130 Euro/t genannt.
Über die möglichen Qualitäten der Getreideernte insgesamt äußert sich der Agrarhandel vorsichtig. Da wird dem Wetter bis zur Ernte noch ein wesentlicher Einfluss zugesprochen. Zwar kam das Wintergetreide gut durch die kalte Jahreszeit, doch die beiden warmen und trockenen Monate April und Mai bleiben nicht folgenlos. Vor allem beim Sommergetreide und auf den leichten Standorten wird das zu spüren sein.
Die Winterweizenfläche im Land schrumpft weiter. Allerdings ist der Rückgang im bundesweiten Vergleich geringer. Der Agrarhandel im Land bestätigt die vorläufigen Zahlen des Statistischen Landesamts teilweise. Eine gewisse Unsicherheit in der Flächenentwicklung sehen die Kaufleute in Verbindung mit der Begrünung beziehungsweise mit dem teils gut gelaufenen Verkauf von Blühmischungen. Die Flächenverluste des Weizens kamen unter anderem den Zuckerrüben, der Sommergerste und dem Raps zugute.
Die Winterweizenbestände machten Mitte vergangener Woche landesweit noch einen überwiegend guten Eindruck, vor allem auf tiefgründigen Böden. „Die Feldbestände sind besser als im letzten Jahr”, sagte ein Getreidekäufer aus dem Badischen. Die Vorvertragspreise reichten beim A-Weizen von 150 bis 160 Euro/t, netto, ex Ernte, frei Gosse Landhandel. Bei Erfassern mit „Wasseranschluss” gilt der untere Wert für das Landlager, der obere für den Wasserplatz.
Allerdings sind Vorverträge für Winterweizen zur Ernte 2018 nicht zahlreich. Dazu waren den Landwirten die Angebote ihrer Handelspartner nicht interessant genug. Das ist kein Wunder. Der Markt war lange Zeit vom Überfluss geprägt.
Bei Hafer und Roggen gibt es durchaus einen Markt für südwestdeutsche Qualitätsware, aber gerade die Qualität ist der Knackpunkt im Verkauf. Denn immer mal wieder macht das Wetter kurz vor oder während der Ernte den Produzenten einen Strich durch die Rechnung. Für Hafer wurden vereinzelt Vorvertragspreise von 140 bis 150 Euro/t, netto, genannt. Die Aussichten für die Preise vertragsfreier Ware in der Ernte waren nicht einheitlich: entweder stabil oder leicht höher.
Die rote Laterne trägt der Raps: Zwar stieg die Fläche landesweit, doch die Ölsaat macht häufig einen schlechten Eindruck. Als Problem im Anbau gilt dieses Jahr die Raps-Stängel-Lähme. Die Krankheit hemmt den Schotenansatz und die Bestockung. „Dem Raps fehlt die Neonicotinoid-Beize”, erklärten die Befragten übereinstimmend. Weniger Schoten bedeuten weniger Ertrag.
Die Vorvertragspreise für Raps waren in den vergangenen Monaten im Land alles andere als berauschend mit 330 bis 350 Euro/t, netto, frei Gosse Landhandel. Der obere Wert wurde bereits zur Saat im Sommer letzten Jahres erzielt. Seither standen die Notierungen unter Druck, ausgelöst durch Biodiesel-Billigeinfuhren aus Argentinien und Indonesien. Die EU hat jüngst ihre Zölle für Import- Biodiesel angehoben. Das hat die Preise befestigt. Gleichzeitig ist der Markt von attraktiven Erzeugerpreisen noch weit entfernt.