Dürre und Hitze setzen dem Wald erheblich zu
Massenvermehrung Ohne Gegenmaßnahmen nehmen die Zahl der Käfer und damit das Gefahrenpotenzial für Nadelbäume mit jeder Generation beträchtlich zu. Beispielsweise fliegen aus einer Fichte mit Brusthöhendurchmesser von 20 cm und Kronenansatz in 13 m Höhe nach dem Abschluss der ersten Generation so viele Käfer aus, dass wieder 20 weitere befallen werden können. Nach der zweiten Generation können in der Folge 400 Bäume befallen werden und nach der dritten Generation rechnerisch sogar ganze 8000 Fichten.
Daraus wird ersichtlich, wie wichtig das frühzeitige Erkennen und Unschädlichmachen von borkenkäferbefallenen Nadelbäumen ist. Dies ist besonders geboten, wenn bei anhaltendem Wasserdefizit wie 2018 die Harzbarriere der Nadelhölzer als Abwehrmöglichkeit deutlich herabgesetzt ist.
Auch wenn sich die Käfer ab Herbst aufgrund der abnehmenden Tageslänge auf die Überwinterung einstellen werden und nicht mehr mit dem Ausflug der Käfer zu rechnen ist, muss dieses Vorgehen bis in den Winter unbedingt fortgesetzt werden. Dabei wird das Ziel verfolgt, noch so viele Käfer wie möglich abzuschöpfen, um die Ausgangspopulation für das nächste Jahr 2019 so weit wie möglich zu reduzieren.
Viele befallene Fichten werden erst im Herbst mit eindeutigen Merkmalen, vor allem in der Krone, erkennbar werden. Auch dann gilt der Grundsatz, so früh wie möglich zu sein. Denn befallene Fichten sollten entdeckt und aufgearbeitet werden, noch bevor die mit Borkenkäfern besetzte Rinde sich ablöst und so beim Rücken im Wald liegen bleibt.
In den letzten Wochen hat der Kupferstecher von der vorherrschenden Witterung und dem Brutraumangebot durch angefallene Resthölzer besonders profitiert. Aus diesem Grund ist jetzt an Fichten vermehrt auch von dieser Art verursachter Stehendbefall, der sich in der Oberkrone zeigt, anzutreffen.
Die geschilderte Vorgehensweise im Umgang mit Fichtenborkenkäfern hat grundsätzlich auch Gültigkeit für andere von rindenbrütenden Käferarten befallene Nadelholzarten wie Tanne, Lärche oder Kiefer.
So hatte eine eingehende Untersuchung zum Ende des „Jahrhundertsommers” 2003 ergeben, dass bereits frühzeitig verfärbte und auch vollständig entlaubte Buchen durchaus noch grüne Knospen und unter der Rinde ein intaktes Kambialgewebe aufwiesen. Diese Buchen haben im Folgejahr weitestgehend ohne ersichtliche Mängel wieder ausgetrieben. Auf flachgründigen Extremstandorten oder im Unterstand kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass es auch zu unmittelbaren Trockenschäden gekommen ist.
Der Vergleich zweier Fotos eines Mischbestandes zeigt, dass Buchen, die bereits zum Ende des ebenfalls trockenen Sommers 2016 frühzeitige Laubverfärbung und Blattabfall zeigten, in der Aufnahme von 2018 mit vergleichbaren Merkmalen immer noch vorhanden waren. Allerdings erscheinen die betroffenen Bäume in diesem Jahr bereits stärker entlaubt.
Bestehen Zweifel über den Zustand der Buchen, sollten in geschlossenen Beständen betroffene Bäume erst nach eindeutiger Einzelfallprüfung des Zustandes der Knospen und des Kambiums anhand von Probefällungen entnommen werden. Dies soll verhindern, dass das Bestandesgefüge ohne Not aufgelockert wird. Schüttere oder vorzeitig entlaubte Buchen, die an lichten Bestandesrändern bereits Sonnenbrand aufweisen, sollten zum Schutz der dahinter stehenden Buchen grundsätzlich stehen bleiben.
An Buchen sind rindenbrütende Käfer, wie der Kleine Buchenborkenkäfer oder der Buchenprachtkäfer, im Gegensatz zum „Jahrhundertsommer” 2003 noch nicht zu beobachten. Insbesondere der Buchenprachtkäfer könnte sich aber je nach Witterung in den nächsten Jahren vor allem an Bestandesrändern, aber auch in lichten Beständen einstellen.
Bei der Fruchtbildung werden viele Nährstoffe verbraucht, während ihre Neubildung aufgrund des frühen Verlustes der Blattorgane erheblich reduziert ist. Darüber hinaus erfolgen die Blattverluste des sogenannten „Hitzelaubes” bei Buchen entgegen dem üblichen Vorgang beim Laubabwurf im Herbst weitgehend ohne Nährstoffrückführung.
Aus diesem Grund werden den betroffenen Laubbäumen im nächsten Frühjahr Reservestoffe fehlen. Bleibt zu hoffen, dass sich derartige Dürren nicht von Jahr zu Jahr wiederholen und damit keine Erholungspausen bieten. Dann könnten die Folgen für die Waldgesundheit in Zukunft deutlich dramatischer sein als bisher bekannt.