Droht dem Schwarzwald eine Engerlingplage?
Große Engerlingschäden wurden im Ortenaukreis und im Nordrachtal auf über 50 Hektar Fläche festgestellt. Das Landwirtschaftsamt des Ortenaukreises kümmert sich zusammen mit Pflanzenschutz- und Grünlandexperten des Landes um das Problem. Versuche werden eingerichtet.
Chemische Verfahren zur Bekämpfung des Engerlings oder des Käfers sind tabu. Erfahrungen in Österreich zeigen, dass zur Bekämpfung von Engerlingen im ersten Jahr des Larvenstadiums Fadenwürmer – also Nematoden – und im zweiten Jahr Pilze eingesetzt werden können. Diese sind eher mittelfristig wirksam und auch nur, wenn der Boden ausreichend feucht ist. Versuchsweise sollen diese Mittel mit einem Gerät aus Österreich auch im Ortenaukreis zur Anwendung kommen.
Lückige Bestände locken zudem auch Junikäfer zur Eiablage an. Der Junikäfer sucht sich Lücken in der Grasnarbe, um leicht Eier im Boden abzulegen. In solchen Beständen hat das Landwirtschaftsamt bis zu 300 Engerlinge je Quadratmeter gefunden – in direkt benachbarten, gut gepflegten Flächen mit dichten Futterbeständen dagegen keine. Das Amt hält ein gutes Pflegemanagement für den schnellen Aufbau dichter und wüchsiger Bestände für entscheidend. Dazu gehören eine bedarfsgerechte Düngung nach Bodenuntersuchung, ein günstiger pH-Wert, regelmäßige Nachsaat oder Durchsaat und ein Schröpfschnitt.
Praktiker halten solche Teilflächenbehandlungen allerdings nicht für ausreichend, da Engerlinge auch unter den noch grünen Teilflächen zu finden sind. Die Schädlinge sollten nicht gefüttert, sondern ganzflächig mechanisch bekämpft werden. Intensives Fräsen ist anerkannterweise wirksam. Die Engerlinge werden mechanisch getötet. Sie verenden zudem schnell, wenn sie an der Bodenoberfläche dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Das bestätigen Praktikerberichte aus Österreich.
Ökolandwirt Bernhard Repple aus Nordrach kämpft für diese schnell wirksame Lösung. Er will zudem Rotklee oder Luzerne einsäen. Schließlich hat er beobachtet, dass Klee und Luzerne von den Engerlingen verschont werden. Würden Klee und Luzerne in Reinsaat gesät, handelte es sich jedoch um eine genehmigungspflichtige Umwandlung in Acker. Werden Klee und Luzerne dagegen in Grünland-Saatmischungen hinzugemischt, handelt es sich lediglich um eine Grünlanderneuerung.
Eine Grünlanderneuerung mit Umbruch des alten Grünlandes sieht das Landwirtschaftsamt indes nur als letztes der möglichen Mittel. Es gibt zu bedenken, dass die Neuansaat nicht immer gelingt, denn der große Samenvorrat im Boden wird aktiviert. Für eine ganzflächige Grünlanderneuerung müssen konventionell wirtschaftende, greeningpflichtige Betriebe erst einmal mit einem amtlichen Formular eine Genehmigung für das intensive Fräsen, das mit dem Pflügen gleichgestellt ist, beantragen. Das Landwirtschaftsamt in Offenburg erteilt eine Genehmigung nur im Benehmen mit der unteren Naturschutzabteilung, nachdem die beantragte Fläche begutachtet wurde. In FFH-Gebieten gilt für greeningpflichtige Betriebe zudem ein striktes Pflügeverbot. Ökobetriebe sind von Greening generell befreit und brauchen keine Genehmigung für die Grünlanderneuerung. In Wasserschutzgebieten ist wegen der Nitratfreisetzung auch die unteren Wasserbehörde zu beteiligen.
Noch ist nicht klar, wie stark sich die Engerlinge des Junikäfers im Ortenaukreis und in Südbaden bereits ausgebreitet haben. Auch der Landkreis Emmendingen scheint teilweise betroffen. Der Schädling könnte weiter verbreitet sein, als viele denken. Denn das Schadbild der abgestorbenen Grasnarbe kann leicht verwechselt werden mit Trockenschäden. Wird die Grasnarbe mit der Hand oder der Hacke angehoben, lassen sich die weißen Engerlinge zählen. Ab 30 Larven je Quadratmeter gilt das Grünland als geschädigt. Pro Generation kann sich die Anzahl um bis zu vierzigmal erhöhen.
Auf seiner Internetseite hat der BLHV ein Formular eingestellt, das für die Meldung genutzt werden kann. Dabei sollte die Anzahl der gefundenen Engerlinge je Quadratmeter mit angegeben werden. In der Praxis werden die Engerlinge in einem kleinen Quadrat von 25 mal 25 cm gezählt. Man multipliziert das Ergebnis mit vier und hat dann die Engerlingzahl je Quadratmeter. So wurde es auch in Österreich gemacht.