Tierhaltung | 28. Juli 2016

Drei ganz individuelle Stallbau-Lösungen

Von Hans-Martin Schwarz
Ein Milchschaf- und zwei Milchviehbetriebe wurden bei der Kreislehrfahrt des Landwirtschaftsamtes und des Ehemaligenvereins im Schwarzwald-Baar-Kreis besichtigt.
Andreas Mayer (links) zeigte seinen Melkstand für Schafe.
Auf dem Hof von Franz Riebe in Bräunlingen werden  85 Milchkühe mit weiblicher Nachzucht gehalten. Die Flächen bestehen zu 76 % aus Grünland und zu 24 % aus Ackerland.  Riebe hat den Betrieb letztes Jahr  von seinem Vater übernommen. Die Herausforderung bestand bei dem Anbau-Projekt darin, den bisherigen Stall in das neue Stallsystem zu integrieren und Licht, Luft und Platz  hereinzubekommen.
Aus Kostengründen wurde ein kompletter Neubau verworfen, das Melksystem sollte als modernisierter, erweiterter 2×8-Fischgrätenmelkstand  beibehalten werden. Handwerksbetriebe aus der Region haben die Bauarbeiten ausgeführt. Die Herde wurde um 28 Tiere aufgestockt, das Jungvieh um elf Tiere.
Tiefboxen belassen
Aus arbeitswirtschaftlichen Gründen wurden im Anbau Hochboxen errichtet, im Altstall existieren weiter Tiefboxen, die von den Tieren bevorzugt angenommen werden.  Sehr gelungen ist der Warteplatz mit Außenfressplätzen, zu denen die Kühe kontinuierlich Zugang haben. Das Jungvieh steht auf  Tretmist.   Lauf- und Fressgänge werden mit Faltschiebern entmistet.
Durch einen Lichtfirst und Curtains an der erweiterten Giebelseite am überdachten Warteplatz gelangen Licht und Luft in den Stall, ebenso durch die Hubfenster an den Traufseiten. Unter dem Vordach des Anbaus sind Kälberiglus im Außenklima angeordnet. Der Betrieb führt  auch Weidehaltung mit Nachtweide durch. Die Voraussetzungen für eine Umstellung auf  biologische Wirtschaftsweise sind  gegeben, zumal ein hoher Grünlandanteil vorhanden ist.
Das Vorhaben verbindet vorhandene Bausubstanz gut mit einem neuen Stall. Die Kosten konnten in Grenzen gehalten und im Hinblick auf das Tierwohl und arbeitswirtschaftliche Vorteile  entscheidende Fortschritte erreicht werden.
Bislang hielt  Andreas Mayer 150 Fleischschafe auf  zum Teil extensivem und steilem Grünland im Außenbereich von Hüfingen-Fürstenberg.  Er  geht  halbtags außerlandwirtschaftlich arbeiten. Da er die Wertschöpfung optimieren wollte, überlegte er, teilweise auf Milchschafe der französischen Rasse Lacaune umzusteigen. Der benachbarte Käsereibetrieb Frombaar hatte bislang  Schafkäse aus Hohenlohe zugekauft. Jetzt verarbeitet er  Mayers Milch. Dafür musste im vorhandenen Schafstall ein Melkstand  eingebaut werden. Auch Technikräume mit Warteplatz mussten geschaffen und die Erschließung mit Wasser und Strom realisiert werden. Für diese  Maßnahmen wurden auf Basis eines Investitionskonzepts des Landwirtschaftsamts Donaueschingen  Zuschüsse nach dem AFP-Programm  gewährt.
Seit diesem Jahr produziert Mayer. Es ist geplant, künftig 100 und mehr Milchschafe zu halten. Für die ertragsarmen Grünlandflächen hält  der Betrieb weiterhin über 100 Schafe einer Fleischrasse. Schafmilch ergibt etwa die doppelte Ausbeute an  Käse wie  Kuhmilch, erläuterte Brigitte Batsching von der Käserei Frombaar. Als Jahresleistung pro Milchschaf werden 300 kg erwartet, der Auszahlungspreis pro Liter beträgt 1,50 Euro und ist für beide Seiten auskömmlich. Die Schafmilchprodukte fänden zunehmenden Absatz, erläuterte Brigitte Batsching, auch bei Allergikern. Die 150 Teilnehmer konnten  Schaf-Feta und verschiedene Hartkäsesorten probieren, deren Qualität hervorragend ankam.
Jürgen Moser (links) hält jetzt 70 Milchkühe, vorher waren es 42 Stück.
Jürgen Moser, der auch noch eine Biogasanlage mit 147 kWel betreibt, hält auf den Immenhöfen bei Donaueschingen 70 Milchkühe der Rasse Fleckvieh. Die zuvor 42 Kühe wurden auf dem Betrieb schon immer auf Tiefstreu gehalten,  zumal der  Festmist sinnvoll im angrenzenden Fermenter der Biogasanlage vergoren werden kann.  Auch aus Gründen der Tiergerechtheit hat Familie Moser auch im neuen, sehr kostengünstigen Stall die Liegefläche auf Tiefstreubasis beibehalten.
Futterband statt Futtertisch
Der Fressgang wird mit dem Radlader abgeschoben, auf einen Schieber wird verzichtet. Anstatt eines  befahrbaren  Futtertisches hat sich die Familie für ein Futterband entscheiden, das am Morgen befüllt wird und dessen Füllmenge mit Grundfutter  für den ganzen Tag ausreicht. Ein Nachschieben ist nicht nötig.  Die Kosten des Futterbands waren laut Moser geringer als die Baukosten für einen fünf Meter breiten Futtertisch.
Die Kühe werden im Melkroboter gemolken. Alle Kühe müssen, wenn sie vom Fressplatz in den Liegebereich gelangen möchten, ein Selektionssystem durchlaufen. Es leitet  Kühe mit Melkanspruch zum Roboter. Das  eigenwillige Betriebskonzept  setzt sich in der Tretmisthaltung des Jungviehs und  der Mastbullen fort, die gesamte Wertschöpfung aus der Rindviehhaltung wird im Betrieb selbst realisiert. Auch einige Mastschweine mit Metzgervermarktung werden  gehalten.
Der Erfolg der drei Maßnahmen liege weniger in Kapazitätszuwächsen als in  Tierwohl, sinkenden Tierarztkosten, längerer Nutzungsdauer sowie arbeitswirtschaftlichen Verbesserungen, resümierte Hans-Martin Schwarz vom Landwirtschaftsamt Donauschingen. Amtsleiter  Walter Maier und der VLF-Vorsitzende Reiner Schnekenburger betonten, dass es sich  um auf die drei  Familien zugeschnittene Konzepte handle.
Fördermöglichkeiten über das neue kleine Agrarinvestitionsförderungsprogramm (AFP) und die Landschaftspflegerichtlinie (LPR) für kleinere Betriebe wurden angesprochen. So können Stallbauvorhaben in der Rinderhaltung mit Laufhöfen oder Weidegang  mit bis zu 30 % der Netto-Baukosten gefördert werden, bauliche Maßnahmen für andere Tierarten  mit 40 %.  Für Diversifizierungsmaßnahmen wie  Ferienwohnungen oder  Hofläden beträgt die Förderung 25 %.