Politik | 13. Januar 2022

Diskussion über Lebensmittelpreise entfacht

Von AgE
In der von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir angestoßenen Diskussion um höhere Lebensmittelpreise gehen die Meinungen spürbar auseinander.
Lebensmittel sind zu billig, stellte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir jüngst fest. Mit dieser Aussage ist er allerdings nicht der erste unter seinen Kolleginnen und Kollegen.
Während Umwelt- und Tierschutzverbände, aber auch der Deutsche Bauernverband (DBV) Özdemirs Forderung unterstützten, stieß der Vorschlag bei Sozialverbänden und der Bundestagsopposition auf teils scharfe Kritik.
Auf den Höfen muss mehr Geld ankommen
Laut DBV-Präsident Joachim Rukwied ist es für die Landwirte letztlich entscheidend, dass mehr Geld auf ihren Höfen ankommt. Hier müssten alle in der Kette ihren Teil dazu beitragen bis hin zum Verbraucher. „Unsere hochwertigen Lebensmittel haben einen höheren Preis verdient”, betonte Rukwied. Das heiße klar: „Fleisch muss teurer werden.”
Der agrarpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Albert Stegemann wies allerdings auf mögliche negative Folgen für Verbraucher und Landwirte hin. Auch er wünscht sich eine faire Entlohnung der Bauern für ihre hochwertigen, gesunden und regionalen Lebensmittel. Von einem Verkaufsverbot für Lebensmittel unter Produktionskosten hätten die Bauernfamilien nach seiner Einschätzung aber nichts. Schlimmstenfalls wirke ein solches Verbot kontraproduktiv und erhöhe nur die Bürokratie, warnte der CDU-Politiker. Das zeige ein Blick über den nationalen Tellerrand. Aus gutem Grund hätten sich beispielsweise die spanischen Obst- und Gemüseerzeuger bereits gegen solche staatlichen Preiseingriffe ausgesprochen. Der Handelsverband Deutschland (HDE) warnte vor der Festlegung von Mindestpreisen. Entsprechende Preisvorgaben stellten einen unverhältnismäßigen Eingriff in die unternehmerische Freiheit dar und wären daher „auch verfassungswidrig”. Auch der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) kann der Idee von Preiseingriffen nichts abgewinnen.
Fleisch kein Luxusgut
Özdemir hatte „Ramschpreisen” bei Lebensmitteln Ende Dezember „den Kampf angesagt”, da diese Bauernhöfe ruinierten, Tierwohl verhinderten sowie den Klimawandel und das Artensterben beförderten. Die Preise der Lebensmittel müssten daher stärker die ökologischen Kosten abbilden. Konkret will der Grünen-Politiker prüfen lassen, ob sich der Verkauf von Lebensmitteln zu Preisen unterhalb der Herstellungskosten untersagen lässt. Dies war insbesondere bei Sozialverbänden auf scharfe Kritik gestoßen.  Im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland stellte der Agrarminister später klar, dass Fleisch kein Luxusgut werden solle, jeder müsse sich weiterhin Fleisch leisten können.
Özdemir will faire Bedingungen
Ungeachtet dessen bleibt Özdemir bei seinen Forderungen nach einer Beschränkung der Nutztierzahlen in Deutschland und einer stärkeren Ausrichtung der Haltungsbedingungen auf Tierwohl. Er will deshalb auf eine Anhebung der Sozialleistungen hinwirken und sich für „faire Bedingungen in der gesamten Lebensmittelkette” stark machen. Außerdem kündigte der Minister noch für dieses Jahr eine staatliche Tierhaltungskennzeichnung für Fleisch an.
Regionale Vermarktung stärken
Für wesentlich sinnvoller als Preiseingriffe in den Lebensmittelmarkt hält Unionsagrarsprecher Stegemann indes eine Stärkung der regionalen Vermarktung durch die Einrichtung einer Agrarmarketing-Agentur. Damit könne eine zeitgemäße und zielgruppenorientierte Verbraucherkommunikation über gute Lebensmittel aus den Regionen funktionieren. Zudem müssten vorhandene Initiativen wie die 5D-Vermarktung von Schweinefleisch ausgebaut werden, forderte der CDU-Politiker. Die von Özdemir angedachten Eingriffe in die Lebensmittelpreise hätten auch Konsequenzen für Verbraucher mit kleinem Einkommen, gab Stegemann zu bedenken.