Betrieb und Wirtschaft | 07. August 2014

Die Zwetschgen machen keinen Spaß

Von René Bossert
Die Zwetschgenvermarktung ist in diesem Jahr ein unbefriedigendes Geschäft. Die Preise sind wegen der guten Marktversorgung inzwischen auf ein Niveau zurückgegangen, das einige Erzeuger veranlasst, nicht mehr zu pflücken.
Die Halbzeitbilanz der badischen Erzeugergroßmärkte bei Zwetschgen fällt äußerst ernüchternd aus: Die üppige Marktversorgung sowohl mit deutscher als auch mit osteuropäischer Ware drückt mittlerweile die Abgangspreise der Märkte  auf  35 bis 45 Cent/kg.  „Hie und da wird nicht mehr gepflückt”, berichtete Michael Roßmann, Geschäftsführer des Obstgroßmarktes Mittelbaden (OGM), am Dienstag.
Die Zwetschgenkampagne leidet in diesem Jahr unter der Witterung.
Nicht nur die Preise liegen unter den Erwartungen, sondern auch die Mengen. Noch vor Saisonbeginn gingen die Oberkircher von 11 000 bis 12 000 Tonnen Vermarktungsmenge aus.
400 Liter Regen
Mittlerweile führten die extremen Niederschläge im Juli – rund 400 Liter pro Quadratmeter kamen  in den vergangenen Wochen in der Gegend um Oberkirch herunter – und Einbußen durch lokale Hagelschäden zu deutlich zurückgeschraubten Erwartungen. Roßmann erwartet, dass am Ende nicht einmal die letztjährige Vermarktungsmenge von 8300 Tonnen erreicht wird.  Die Hälfte dieser Menge sei inzwischen durch. Die hohen Niederschläge führen zu verminderter Haltbarkeit, Fäulnis der Früchte am Baum und einem hohen Sortieraufwand, kurz:  einer Saison zum Abgewöhnen. Betroffen seien durch die Bank weg alle Sorten.
Für den weiteren Saisonverlauf sieht Roßmann derzeit kein Licht am Ende des Tunnels. Die Kundschaft verlange nach weiteren Preiszugeständnissen, osteuropäische Ware werde dem Vernehmen nach teilweise zu Preisen von nicht mehr als 20 Cent/kg franko Deutschland angeboten.
Den skeptischen Ausblick für den weiteren Saisonverlauf teilt Lorenz Boll, Geschäftsführer des Erzeugergroßmarktes Südbaden (EGRO). Der Abverkauf sei der Jahreszeit entsprechend schwierig, die osteuropäische Ware sei reichlich vorhanden, gleiches gelte für die  Konkurrenzprodukte wie Pfirsiche, Aprikosen und Nektarinen.  Deshalb werde der Markt unter Druck bleiben. „Zwar sind alle Kunden dabei, aber die Stückzahlen sind begrenzt”, berichtet Boll. Seiner Schätzung nach waren bis zur Mitte dieser Woche knapp 40 Prozent der in dieser Saison erwarteten Menge vermarktet. Aktuell pflücken die EGRO-Erzeuger noch allesamt, aber für  manchen sei die Preisgrenze bald erreicht, meint der Geschäftsführer.
Die Ernte werde früher beendet sein als vergangenes Jahr und möglicherweise könne dann noch aus dem Lager heraus vermarktet werden – aber nur, wenn dies  die Haltbarkeit der Ware auch zulasse.