Politik | 31. August 2017

Die Linke will ostdeutsche Landwirtschaft schützen

Von AgE
Vor einer Benachteiligung der ostdeutschen Landwirtschaft warnt die agrarpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Bundestag, Kirsten Tackmann.
Eine Kappung der Direktzahlungen hält Kirsten Tackmann für vertretbar, wenn die in einem Betrieb beschäftigten Arbeitskräfte angerechnet werden.
Man werde sehr genau darauf achten müssen, „dass gewachsene Strukturen, die sich nach der Wiedervereinigung herausgebildet haben, nicht den Bach runtergehen”, sagt Tackmann im Interview mit dem Presse- und Informationsdienst für Agrarpolitik, Agra-Europe. Die Linken-Politikerin tritt Forderungen entgegen, Betriebe in den neuen Ländern bei der anstehenden Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) überproportional zu belasten.
Stabilitätsanker
In vielen ostdeutschen Regionen sei  Landwirtschaft Stabilitätsanker. Große und kleine Betriebe dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden. Genossenschaftliche Unternehmen  dürften nicht bei der Förderung benachteiligt werden, fordert die Spitzenkandidatin ihrer Partei in Brandenburg für die Bundestagswahl.
An den Direktzahlungen will Tackmann nicht rütteln. Sie seien aufgrund ihrer einkommenspolitischen Bedeutung für die Aufrechterhaltung einer flächendeckenden Landwirtschaft „bis auf weiteres unverzichtbar”. Eine Kappung der Direktzahlungen hält sie für vertretbar, wenn die in einem Betrieb beschäftigten Arbeitskräfte angerechnet werden. Damit könne zugleich eine wirksame Vorkehrung gegen eine „Investorenlandwirtschaft” getroffen werden. Ziel müsse es sein, Investoren von der Agrarförderung auszuschließen.
Als unverändert hoch schätzt Tackmann den politischen Handlungsbedarf auf dem landwirtschaftlichen Bodenmarkt ein. Jüngste Studienergebnisse, nach denen im brandenburgischen Landkreis Märkisch-Oderland annähernd die Hälfte der Unternehmen mehrheitlich im Eigentum von überregional aktiven Investoren ist, wertet sie als Alarmsignal. Der Staat müsse die Rahmenbedingungen so setzen, „dass zum einen ortsansässige Betriebe Zugang zum Boden behalten und zum anderen der Boden im Interesse des Gemeinwohls vernünftig behandelt wird”.  Nach Auffassung der Linken-Politikerin sind die Länder bei der Lösung des Problems überfordert. Deshalb müsse der Bund die Initiative ergreifen und  Lösungsvorschläge erarbeiten.
Tierhaltung entzerren
Tackmann plädiert dafür, die Tierhaltung in Deutschland zu entzerren und zum Teil in vieharme Regionen etwa in Ostdeutschland zu lenken. Einen Beitrag dazu werde das neue Düngerecht leisten, mit dem die Regelungen für die Problemgebiete verschärft würden. Zudem müssten Anreize für Investitionen in vieharmen Gebieten geschaffen werden. Die brandenburgische Abgeordnete betont zugleich die Notwendigkeit, den Tierbestand in Deutschland insgesamt zu verringern. Notwendig dazu sei eine Diskussion innerhalb der Landwirtschaft, wieviel Tierhaltung zur Versorgung erforderlich sei. Dabei sei auch zu klären, „ob die Landwirtschaft für den Weltmarkt produzieren oder sich vorrangig um die Versorgung in den jeweiligen Regionen kümmern sollte”.  Skeptisch steht die gelernte Tierärztin indes dem Begriff „Massentierhaltung” gegenüber. Er lenke von den eigentlichen Problemen ab und erschwere die Dialogbereitschaft der Landwirte.