Pflanzenbau | 10. Juni 2020

Die Krautfäule kann massiv zuschlagen

Von Hans-Jürgen Meßmer
Die Krautfäule ist in der Praxis nach wie vor die am meisten gefürchtete Kartoffelkrankheit. „Wann kommt die Krautfäule?” – diese Frage stellt sich für den Anbauer jährlich neu. Jedes Jahr gibt es Überraschungen.
Krautfäule an Stengel und Wipfel eines Kartoffeltriebes.
Entweder es gibt fast keinen Befall wie in 2018 und 2019 oder er ist kaum zu kontrollieren wie 2016. Witterungsverlauf und zunehmende Aggressivität beeinflussen das Befallsgeschehen des Pilzes. Die Kraut- und Knollenfäule kann grundsätzlich über drei Wege in die Bestände gelangen und die Pflanzen infizieren.
Die Infektion, die aus dem Lager kommt
Erstens: Der Krautfäulepilz kann als Myzel in angesteckten Knollen überwintern und kann dann über latent, also nicht sichtbar infizierte Pflanzknollen verbreitet werden. Dies wird
als Primärinfektion bezeichnet. Während früher latent infizierte Pflanzknollen im Lager verfaulten und nicht ins Feld kamen, sind diese heute als eine der wichtigsten Infektionsquellen für Primärinfektionen anzusehen. Im Vergleich zu früher führt die deutlich verbesserte Lagerungstechnik heute oft dazu, dass schon mit der Pflanzung weit mehr infizierte Pflanzknollen aufs Feld gelangen.
Nach Untersuchungen der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising sind durchschnittlich zehn Prozent der Knollen einer Pflanzgutpartie latent mit Phytophthora infiziert. Je nach Witterung wächst der Pilz nach dem Legen der Pflanzkartoffeln mit dem Stängel nach oben oder bildet bei genügend Feuchtigkeit im Boden Sporangien aus, so dass über das Bodenwasser auch benachbarte Pflanzknollen infiziert werden können und der Pilz bereits aufgelaufene Pflanzen befällt. Der auftretende Primärbefall kann reichlich Sporen für eine neue Blattinfektion liefern. Dort beginnt der Kreislauf erneut.
Infektion mit Sporen aus Nachbarflächen
Zweitens: Ausgebildete Sporangien auf befallenen Flächen gelangen durch Regenspritzer, Wind und teilweise auch durch Blattläuse auf Nachbarpflanzen und Nachbarschläge und lösen einen Sekundärbefall aus. Bereits zwei bis vier Tage nach erfolgter Infektion ist besonders auf den Blattunterseiten ein weißlich-graues Pilzgeflecht festzustellen. Bei entsprechendem feuchtem Wetter kann sich eine Epidemie schnell über den gesamten Bestand ausbreiten.
Dauersporen/Oosporen lauern im Boden
Drittens: Der Pilz kann Dauersporen bilden, die bis zu vier Jahre im Boden überlebensfähig sind. Diese können dann bei genügend Feuchtigkeit auskeimen und die neuen Mutterknollen infizieren. Dieser Infektionweg ist zwar in Deutschland noch von untergeordneter Stellung, kann aber in engen Fruchtfolgen und vor allem bei Flächen
mit größeren Problemen von Durchwuchskartoffeln zu einem höheren Druck führen. Somit sollte darauf geachtet werden, dass innerhalb der Fruchtfolge Durchwuchskartoffeln strikt
bekämpft und Abfallhaufen schnellstmöglich beseitigt werden, um Primär- und Sekundärinfektionen so gut wie möglich ausschließen zu können.
Informationen zu Wahl und Anwendung der Fungizide finden sich in der gedruckten Ausgabe 24-2020 der BBZ.