Die Kirschfruchtfliege steht auch auf Köder
Bleibt die Frage, ob damit für die Obstbauern schon alles im grünen Bereich ist? Dazu ein Blick zurück auf die Kirschensaison 2013. Trotz teils witterungsbedingter, massiver Ertragseinbußen war die Bekämpfung der Kirschfuchtfliege sehr erfolgreich. Nach später Genehmigung von Perfekthion und Danadim Dimethoat wurde meist mit 28 Tagen Wartezeit behandelt. Gefolgt von zwei Mospilan-Behandlungen war zur Ernte keine Vermadung feststellbar.
Anfang Juni wurden in Südbaden die ersten Fliegen beobachtet. Auffallend war, dass in vielen Gebieten die Fänge sehr gering waren, während am Kaiserstuhl in Anlagen auf Lößböden deutlich mehr Fliegen gefangen wurden. In einer Versuchsanlage wurden dort bis Saisonende 140 Fliegen auf der Gelbtafel gezählt (siehe Abbildung 1). Über die Gründe, warum es zu solch regionalen Unterschieden beim Flug kam, kann nur spekuliert werden.
Im letzten Jahr konnten nur wenige Versuchsansteller ihre Versuche verwerten, da meist ein Kirschfruchtfliegenbefall von unter 5 % vorlag, was als Mindestbefall für diese Art von Versuchen angesehen wird.
Im letzten Jahr konnten nur wenige Versuchsansteller ihre Versuche verwerten, da meist ein Kirschfruchtfliegenbefall von unter 5 % vorlag, was als Mindestbefall für diese Art von Versuchen angesehen wird.
Das proteinhaltige Köder-Präparat ist flüssig und wird möglichst mittel- bis grobtropfig in den oberen Kronenbereich der Bäume verspritzt. Die Anwendung erfolgt als Teilflächenbehandlung, bei hohen Baumformen bevorzugt mittels eines feinen Spritzstrahls ohne Luftunterstützung oder über Injektordüsen (IDK/CVI) mit Luftunterstützung am Sprühgerät. Der Proteinköder „combi-protec” (1 l/ha) wird vorher mit Mospilan (25g/ha) vermischt und mit höchstens 20 l/ha Wasser ausgebracht.
Die Lockwirkung des Köders beschränkt sich auf den Nahbereich. Andere Fruchtfliegen und Insekten aus der weiteren Umgebung werden nicht angelockt. Wenn möglich, sollten einer Köderbehandlung noch zwei niederschlagsfreie Tage folgen, um eine ausreichende Aufnahme des Köders zu gewährleisten. Da das Köderverfahren keinen direkten Schutz der Frucht durch einen Insektizidbelag gewährleistet, ist zu erwarten, dass Kirschfruchtfliegen im Randbereich der Anlage zur Eiablage kommen, bevor sie die Protein- Insektizidmischung aufnehmen. In Versuchen zeigte sich, dass dieser Einflugbereich etwa 5 bis 10 m groß ist.
Die Standard-Spritzfolge,
einmal Perfekthion (14.6.13) gefolgt von zweimal Mospilan (22.6./4.7.13), konnte krankheitsbedingt leider nicht ausgewertet werden. Die Kirschen wurden jedoch ohne Beanstandung vermarktet. Die alleinige Sprühbehandlung mit Mospilan (am 22.6.) konnte den Befall auf 2,8 % reduzieren (Wirkungsgrad – WG 54,2 %).
Die Kombination der Sprühbehandlungen mit dem Köderverfahren (einmal Perfekthion gefolgt von zweimal Mospilan plus zweimal combi-protec + Mospilan 22.6./2.7.13) konnte den Befall auf 1,0 % (WG 83,3) senken. Ein vergleichbares Ergebnis erzielte die kombinierte Anwendung einer Sprühbehandlung Mospilan (4.7.13) und den zweimal combi-protec + Mospilan mit 1,3 % (WG 79,2) vermadeter Früchte.
Bestes Ergebnis war die zweimalige Sprühbehandlung Mospilan (am 22.6. und 4.7.) kombiniert mit zweimaliger Köderbehandlung (22.6. und 4.7.) mit einem Wirkungsgrad von 91,7 % und 0,5 % vermadeter Früchte.
Das Köderverfahren allein mit dreimaliger Anwendung (combi-protec plus Mospilan) konnte den Befall auf 3,5% reduzieren, wobei jedoch eingeschränkt werden muss, dass diese Variante auf nur 600 m² ausgebracht wurde und daher eine höhere Vermadung aufweist.
Das Versuchsergebnis 2013 zeigt, dass der zusätzliche Dimethoat-Einsatz in der Spritzfolge zweimal Mospilan plus zweimal Mospilan-Köder zu keiner Verringerung des Madenbesatzes geführt hat. Die Anwendung erfolgte 2013 während des Hauptfluges. Da die Anwendung 28 Tage vor der Ernte auf die grüne Frucht erfolgte, konnte ein Großteil des bekannten Wirkpotentials von Dimethoat nicht ausgeschöpft werden. Zu diesem Zeitpunkt wurden noch keine Eier abgelegt und die Wirkung beschränkte sich auf die Fliegen. Die Wirkdauer der Behandlung beträgt erfahrungsgemäß zehn Tage und ist durch die verminderte Aufwandmenge von 0,75 l/ha nicht mit früheren Ergebnissen mit 1,5 l/ha vergleichbar. Neu geschlüpfte oder einfliegende Kirschfruchtfliegen beginnen danach erst mit der Eiablage.
Amtliche Versuche am LTZ Augustenberg berichten von einer unzureichenden Wirkung einer einmaligen Perfekthion- Behandlung (bei 28 Tagen Wartezeit, WG 43,7%) im Jahr 2012.
Wegen der bekannten Probleme durch Rückstandshöchstmengenüberschreitungen sowie Überschreitungen des ARfd (akute Referenzdosis-)Wertes im In- und Ausland ist eine Verkürzung der Wartezeit als sehr kritisch anzusehen. Bei der Anwendung sind weitere Vorschriften bezüglich Anwenderschutz und Wiederbetretung einzuhalten. Von Bienen beflogene Kulturen dürfen nicht behandelt werden. Läusebefall ist vorher mit einem für Bienen ungefährlichen Produkt zu bekämpfen. Es wird empfohlen, Perfekthion außerhalb des täglichen Bienenfluges einzusetzen.
Mospilan
Die frühe, einmalige Mospilan-Anwendung im Sprühverfahren zeigt 2013 einen Wirkungsgrad zwischen 50 und 80%. 2012 konnte eine späte Behandlung zum Farbumschlag auf Rot, etwa zehn Tage vor der Ernte, optimal den Schlupf der Maden aus den abgelegten Eiern verhindern. Dass dies aber nicht in jedem Jahr so ist, belegen einige Versuche der letzten Jahre mit kühler Witterung nach der Ausbringung, gefolgt von einer sehr raschen Reifeentwicklung.
Die Wirkung von Mospilan im Sprühverfahren auf die adulte Kirschfruchtfliege ist nur ungenügend, so dass im Reifeverlauf weiter Eiablagen stattfinden. Diese Eier entwickeln sich je nach Temperatur zu sichtbaren Maden bei der erntereifen Frucht. Dies bedeutet, dass Behandlungen mit Mospilan alle acht bis zehn Tage erfolgen müssen. Die erste Behandlung erfolgt zum Farbumschlag von Grün nach Gelb.
Die weitere Terminierung der Behandlungen ist so von entscheidender Bedeutung. Kirschen, die zum Beispiel unter Folienüberdachung noch länger am Baum bleiben, müssten demzufolge mehr als zweimal behandelt werden, um madenfrei zu bleiben. Reifetermin und Pflücktermin müssen daher bekannt sein, um die Behandlungstermine richtig zu planen.
Da es sich bei Mospilan um kein systemisch wirksames Produkt handelt, muss bei der Applikation gewährleistet sein, dass ein lückenloser Belag auf jeder Kirschfrucht entsteht. Bei hoher Fliegendichte erhöht sich das Risiko, dass Eier in Belagslücken zum Schlupf gelangen und sich zur Made entwickeln.
Köder plus Insektizid
Die Kombination des Zusatzstoffes combi-protec mit Mospilan (25 g/ha, zweimal) konnte in der Spritzfolge mit Mospilan im Sprühverfahren über eine Reduktion der Fliegenpopulation die Wirkung absichern. Dies konnte im Jahr 2012 durch Erhebungen des Totenfalls nach solchen Köderanwendungen auch belegt werden. Die Behandlungen sind nicht termingebunden und können auch über mehrere Reifegruppen, unter Einhaltung der Wartezeit von sieben Tagen, möglichst großflächig erfolgen.
Für kleinstrukturierte Gebiete könnte durch die Möglichkeit der grobtropfigen Applikation und damit verbundenen Abdriftreduzierung eine Kontamination von Nachbarkulturen durch unerwünschte Wirkstoffe wie zum Beispiel Dimethoat/ Omethoat vermieden werden.
Das Köderverfahren stellt sich als sehr interessante Ergänzung zu den üblichen Sprühbehandlungen und als mögliche Alternative zu den direkt auf die Fliegen wirksamen Dimethoat-Produkten dar. Bisher wurden erst in geringem Umfang Versuche mit dem Köderverfahren durchgeführt. Zur Absicherung der Ergebnisse werden an verschiedenen Versuchsstandorten Bekämpfungsversuche in diesem Jahr angelegt.