Die Kirschessigfliege ist ein zähes Luder
Kilian Schneider erinnerte daran, dass vergangenes Jahr angesichts von 7000 ha roten Weinsorten und einem frühen, massiven Befall der Frühsorten unter den badischen Winzern die Angst umgegangen sei. Nicht ohne Stolz betonte der Präsident des Badischen Weinbauverbandes aber: „Wir haben hingesehen und gehandelt. Das Jahr 2014 hat uns gezeigt: Die optimale Pflege der Reben ist die unverzichtbare Grundlage einer jeden Bekämpfungsstrategie gegen die Kirschessigfliege.”
Das Ziel der Tagung hatte Minister Alexander Bonde in seinem Grußwort wie folgt formuliert: „Wir wollen Erfahrungen aus anderen Ländern aufnehmen und gezielt in die Praxis bringen. Unser Ziel ist es, den Obst- und Weinbaubetrieben konkrete Empfehlungen zur wirksamen Bekämpfung der Kirschessigfliege geben zu können – bei gleichzeitig sorgfältiger Beachtung des Bienenschutzes.”
- blühender Unterwuchs, zum Beispiel Löwenzahn oder Unkräuter,
- Abdrift in attraktive Nachbarkulturen,
- Honigtau durch Läusebefall, besonders im Blattbereich von Kirschen und Zwetschgen,
- überreife und kollabierende Früchte und
- austretender Fruchtsaft bei verletzten Früchten.”
Eine beschränkte Aussagekraft des Kirschessigfliegen-Monitorings mittels Fallenfang beklagte in Offenburg Manuel Becker. Rückschlüsse auf eine wachsende oder sinkende Befallsgefahr der Reben oder des Obstes seien aus steigenden oder sinkenden Fallenfängen nicht ableitbar. Die Tiere sind einfach überall, so das Fazit des Vertreters der Lehr- und Versuchsanstalt Weinsberg. Internationale wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass der Schädling leicht gegen Insektizide resistent wird.
Aus Schweizer Sicht setzte Dr. Patrick Kehrli, Agroscope Changins, ein großes Fragezeichen hinter den in Deutschland 2014 so intensiv betriebenen Insektizideinsatz. In der Schweiz hätten 2014 mehrere Präparate in den Versuchen so gut wie keine Wirkung gezeigt, betonte Kehrli. Insbesondere sei keinerlei Reduktion der Essigfäule, als deren (Mit-)Verursacher die Kirschessigfliege gilt, mittels Insektizidspritzungen nachweisbar gewesen. Schutznetze bieten einen gewissen Schutz, aber sie sind extrem teuer und aufwendig in der Handhabung.
Es gibt auch keine Hoffnung, die Kirschessigfliege in absehbarer Zeit biologisch mit Nützlingen oder Parasiten zu bekämpfen. Für das Insekt ist Europa „feindfreies Gelände”, wie eine Biologin es ausdrückte. Daran wird sich vorläufig auch nichts ändern, denn die Ansiedlung oder gezielte Freisetzung natürlicher Gegenspieler aus Asien ist alles andere als einfach und könnte, wie das Beispiel des asiatischen Marienkäfers zeigt, sogar mehr schaden als nützen.
Im Weinbau sind auch 2015 die wichtigsten Maßnahmen gegen die Kirschessigfliege:
- Frühe Ertragsregulierung
- Angepasste Entlaubung der Traubenzone
- Niedrige Begrünung
- Vermeidung mechanischer Traubenverletzungen
- Keinen Trester in nicht gelesene Traubenzeilen ausbringen
- Chemische Bekämpfung sofort ab Beginn der Eiablage.
- Das Insekt ist in Ost- und Südostasien beheimatet. Dennoch gedeiht es nicht, wie man vielleicht vermuten könnte, im tropischen oder subtropischen Klima besonders gut, sondern bei eher kühlen 20 bis 25 °C.
- Die Kirschessigfliege ist feuchteliebend. 2014 war in Deutschland das Klima ideal für eine Massenvermehrung.
- Für eine Massenvermehrung verfügt die Kirschessigfliege über folgende Eigenschaften: Die Weibchen beginnen ein bis zwei Tage nach dem Schlupf mit der Eiablage. Sie können 200 bis 400 Eier legen. Nach zwei Wochen schlüpft die neue Generation. In Deutschland sind fünf bis acht Generationen möglich.
- Die Maden der Kirschessigfliege können sich in den verschiedensten Früchten entwickeln: Weinreben, Stein- und Beerenobst, Wildobst und Zierpflanzen.
- Das Insekt überwintert in Deutschland als ausgewachsenes Tier, also nicht als Ei oder Larve. Das ist einerseits positiv, weil die Überlebensrate gering ist, wenn die Temperaturen längere Zeit unter + 3 °C sinken. Andererseits kann die Eiablage im März/April ohne Verzögerung starten.