Pflanzenbau | 24. August 2017

Die Fallen zeigen Alarmierendes

Von Hansjörg Imgraben, Regierungspräsidium Freiburg
Die Fangzahlen von Maiswurzelbohrern in den Pheromonfallen sind im Oberrheingraben in Südbaden deutlich angestiegen. Dies sollte bei der Fruchtfolgeplanung berücksichtigt werden.
Die Fangzahlen von Maiswurzelbohrern in den Pheromonfallen sind im Oberrheingraben in Südbaden deutlich angestiegen. Dies sollte bei der Fruchtfolgeplanung berücksichtigt werden. Noch sind keine Schäden zu beklagen, aber in Monomais sind diese in den kommenden Jahren mit größter Wahrscheinlichkeit zu erwarten.
Der Westliche Maiswurzelbohrer (MWB) (Diabrotica virgifera) ist ein sehr gefährlicher Maisschädling. Massive Ertragsverluste gibt es beispielsweise im benachbarten Österreich. Der rund 5 mm lange Käfer tritt meist ab Juli auf. Während des Sommers bis in den Herbst legt ein weiblicher Käfer etwa 400 Eier im Boden ab. Im Folgejahr tritt dann der Hauptschaden auf, den die Larven durch Fraß an den Maiswurzeln verursachen. Mehrfach wiederholter Maisanbau kann zu einer Massenvermehrung und in der Folge zu Lager und Ernteverlusten führen.
EU hat kapituliert
Bis vor wenigen Jahren gab es in der EU sehr strenge Bekämpfungsvorschriften mit dem Ziel, den Schädling auszurotten. Da sich die Ausbreitung des Käfers jedoch nicht verhindern ließ, wurde er von der Quarantäneliste gestrichen.  
Wegen des Schadrisikos wurde auch in Baden-Württemberg ein Überwachungssystem mit Lockstoff-Fallen auf Maisflächen eingerichtet. Bislang gibt es nur in der südlichen Oberrheinebene ein etabliertes Vorkommen des Käfers und größere Fangzahlen in den Fallen. Dem Pflanzenschutzdienst obliegt die Überwachung durch das Aufstellen von Fallen, die Sexualduftstoffe an die Luft abgeben – sogenannte Pheromone. Diese locken die männlichen Käfer gut an und diese werden dann auf einer Leimtafel gefangen. 
Bereits im Jahr 2016 hatten sich die Fangzahlen der Pheromonfallen im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald und in der Stadt Freiburg mit 13376 Käfern und im Kreis Emmendingen (447Käfer) gegenüber dem Vorjahr praktisch verdoppelt.
2017 weiterer Anstieg
Die diesjährigen Diabrotica-Fänge haben nun von Juli bis Anfang August einen markanten und besorgniserregenden Anstieg der Fangzahlen gezeigt. Aus dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald liegen jetzt schon 16401 Käferfunde vor, das sind im Mittelwert 170 Stück pro Falle, und in Emmendingen wurden 8287 Käfer gezählt, was einem Mittelwert von 140 Tieren pro Falle entspricht. Auch im Kreis Lörrach – 1032 Funde, Mittelwert 31 Käfer pro Falle – und vor allem im Ortenaukreis – 3644 Funde, 129 Käfer je Falle – erhöhten sich die Fangzahlen drastisch. In der Ortenau wurden im Vorjahr nur 341 Käfer gefunden, das entspricht zwei Tieren je Falle.
Die Käferfänge werden bis zum Ende der Saison in den genannten Gebieten sicher weiter zunehmen, da die Überwachung noch bis Ende September fortgesetzt wird. 
Bis Anfang August zeigten sich noch keine Fraßschäden oder lagernde Maispflanzen durch den Larvenfraß des MWB. Bei Kontrollen auf Maisfeldern im Bereich der Pheromonfallen wurde jedoch ein sehr reger Käferflug beobachtet und mehrere dieser flinken Tiere pro Pflanze gezählt. Vereinzelt wurde im Bereich der Fallen auch Diabroticafraß an den Narbenfäden festgestellt.
Massenvermehrung
Die Erfahrungen aus den heute schon massiv betroffenen Befallsgebieten in Europa zeigen, dass die Käferfänge einige Jahre lang linear ansteigen, dann aber plötzlich sprunghaft eine Massenvermehrung und ein sehr steiler Anstieg der Käferzahl zu verzeichnen ist und in den Maisbeständen dann auch Schäden auftreten. Wann dieser Zeitpunkt im hiesigen Anbaugebiet auftritt, hängt auch stark von der Witterung ab, von der Überlebensrate der Eier im Winter und der MWB-Larven im Frühjahr und im Lauf der Vegetation auch von den Niederschlägen.
Geringe Larvenschäden kann der Mais bei guter Niederschlagsverteilung, wie in diesem Jahr im Hochsommer, noch kompensieren. In Jahren mit Trockenstress der Maispflanzen und andauernder Frühsommer- oder Sommertrockenheit kann es jedoch zu massiven Schäden kommen.
Der Grund für die steigenden Fangzahlen in den Maisanbaugebieten am südlichen Oberrhein ist, dass die Landwirte die Empfehlungen des Pflanzenschutzdienstes zur Fruchtfolge nicht umgesetzt haben. Mais soll insbesondere dort, wo die Käfer schon auftreten, nicht häufiger als zweimal hintereinander auf der gleichen Fläche stehen. Das Unterbrechen des Maisanbaus mit einer Nicht-Wirtspflanze in der Fruchtfolge ist die bewährte und effektivste Maßnahme zur Bekämpfung und hat eine sehr gute Wirkung.
Andere Kulturen einschalten
Auf den Maisfeldern, wo der Wurzelbohrer dieses Jahr mit hohen Stückzahlen gefunden wird, kommt es mit Sicherheit zu einer starken Eiablage. Für die Herbstsaat wird daher dort dringend empfohlen, auf möglichst allen Schlägen, auf denen zweimal oder öfter hintereinander Mais angebaut worden ist, jetzt andere Kulturen einzuschalten. Getreide, Soja und andere Kulturpflanzen, die keine Diabrotica-Wirtspflanzen sind, können eine Massenvermehrung des Schädlings verhindern. Es wird den Landwirten auch geraten, sich mit ihren Kollegen in den Gemeinden abzustimmen. Es sollte in einem Gewann der Gemarkung jeweils im selben Jahr einheitlich kein Mais ausgesät werden. Ergänzt, aber keineswegs ersetzt werden kann die Fruchtfolgeänderung durch das Ausbringen nützlicher Nematoden. Der Wirkungsgrad dieses biologischen Verfahrens liegt bei rund 40 bis 60 %.
Die Fallenfänge im Regierungsbezirk Freiburg können hier abgerufen werden.