Politik | 13. Oktober 2016

Die Bauern haben Vertrauen verdient

Von Eberhard Stümpfle
Ein Ende des „Bauern-Bashing” in den Medien forderte Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk bei der Bauernkundgebung am Sonntag in Ravensburg.
Die Bauern haben Vertrauen verdient, erklärte der Minister unter dem Beifall der zahlreichen Besucher im Festzelt der Oberschwabenschau und forderte eine faire und wahrheitsgemäße Berichterstattung. Die Bäuerinnen und Bauern hätten es nicht verdient, in den Medien ständig als Umweltverschmutzer und Tierquäler dargestellt zu werden, kritisierte der Minister.
Es sei völlig inakzeptabel, wenn Tierschutzaktivisten, die stets mit ethischen Werten argumentieren, von ihnen vermeintlich aufgedeckte Missstände zu Kampagnezwecken zurückhalten und nicht sofort zur Anzeige bringen. Solchen Organisationen gehe es in erster Linie um ihren eigenen Vorteil und um Spendengelder. Diesen Machenschaften würden zu viele Bürger auf den Leim gehen. Die Gesellschaft müsse solchen Organisationen die Rote Karte zeigen.
Keine staatliche Eingriffe
Von den Medien forderte Hauk, fair mit den Bauern umzugehen. Tiere seien Mitgeschöpfe und Missstände müssten von den Landwirten abgestellt werden. Die Bauern würden sich generell bemühen, ihre Tier gut zu halten und ordentlich zu behandeln. Die Landwirte mahnte der Minister, sich nachhaltiger auf die zunehmende Volatilität von Märkten und Preisen einzustellen. Bei Milch sei nach historischem Tiefstand der Preise eine Erholung erkennbar. Diese müsse von Erzeugern und Molkereien dazu genutzt werden, neue marktwirtschaftliche Instrumente zur Absicherung zu installieren und über neue Wege in der Vertragsgestaltung der Lieferbeziehungen nachzudenken. Politische Hilfestellung sei hier nur bedingt möglich. Staatlichen Eingriffen zur Mengenregulierung erteilte Hauk erneut eine Absage.
Für erfolgversprechender hält Hauk Anstrengungen, mit Premiumqualität und regionaler Herkunft zu punkten. In Baden-Württemberg mit seiner zahlungskräftigen Kundschaft muss es seiner Überzeugung nach möglich sein, einen höheren Anteil an bester Qualität zu besseren Preisen zu verkaufen. Regionalität bei landwirtschaftlichen Produkten liege im Trend, und immer mehr Menschen würden auf Agrarerzeugnisse aus heimischer Produktion zurückgreifen, gibt sich der Minister überzeugt. Diese Entwicklung gelte es weiter voranzutreiben. Gute Absatzmöglichkeiten und auskömmliche Preise seien Grundvoraussetzungen für den Erhalt einer leistungsfähigen bäuerlichen Landwirtschaft in Baden-Württemberg, sagte Hauk.
Allerdings reichten  Können und Fleiß der  Bauern alleine für einen wirtschaftlichen Erfolg in den Betrieben nicht aus. Zur Bewältigung der Herausforderungen seien sie auf die Unterstützung der Gesellschaft angewiesen. „Der Verbraucher hat es in der Hand”, erklärte Hauk. Wenn er gezielt nach Lebensmitteln aus heimischer Produktion frage und bereit sei, dafür angemessene Preise zu bezahlen, helfe er damit den heimischen Bauern.
Landwirtschaft weiterentwickeln
Hauk stellte die besondere Bedeutung des ländlichen Raumes für ein modernes Baden-Württemberg heraus.  Die Landwirtschaft müsse sich darin entwickeln können, forderte Hauk. Es sei ein Trugschluss zu glauben, hier zu Lande könne man alles extensivieren und die benötigten Nahrungsmittel importieren. Zur Weiterentwicklung in der Landwirtschaft gehören für Hauk auch eine moderne Tierhaltung und der Bau neuer Ställe. Ziel der Landesregierung sei es, möglichst viele landwirtschaftliche Betriebe zu erhalten, versicherte der Minister.
Der Export insbesondere von hoch veredelten Produkten müsse deshalb nicht vernachlässigt werden. Als vordringliche Aufgabe sieht es der Minister dennoch, die Bevölkerung noch näher an die Produkte aus der heimischen Landwirtschaft heranzuführen. Die Devise müsse lauten: „Beste Qualität zu besten Preisen”. Den Heimatmarkt mit zahlungskräftigen Kunden sieht Hauk immer noch aufnahmefähig. Dafür müsse noch mehr getan werden und dazu wolle er einen Beitrag leisten.