Pflanzenbau | 13. April 2016

Der Wettergott muss immer mitspielen

Von Volker Heitz, Amt für Landwirtschaft Offenburg
Einerseits verträgt Soja keine Unkrautkonkurrenz. Andererseits sind nur ganz wenige Herbizide zugelassen. Erfahrungen zur Unkrautbekämpfung und Verträglichkeit der Präparate liegen sowohl aus dem Praxisanbau der Vorjahre als auch aus zahlreichen präzisen Versuchen mit Herbiziden vor.
So sollten Sojabestände nach der Unkrautbekämpfung aussehen. Die Kultur hat nur wenig Kampfkraft gegen pflanzliche Konkurrenten.
Seit 2010 ist eine deutliche Ausweitung der Sojafläche zu beobachten. In Baden-Württemberg wurden im vergangenen Jahr bereits auf rund 5900 ha Sojabohnen angebaut.
Gründe hierfür sind unter anderem diverse Aktivitäten rund um das vom Bund geförderte Soja-Netzwerk sowie die seit 2015 mögliche Anrechnung der Kultur als ökologische Vorrangfläche. 
Unkrautentwicklung wie beim Mais
Die langsame Jugendentwicklung und der späte Bestandesschluss von Soja bieten günstige Auflaufbedingungen für wärmeliebende Unkräuter oder Ungräser. Das Unkrautspektrum ist ähnlich wie beim Mais. Es gibt eine Reihe von Unkräutern, die die Sojabohne überwachsen können. Dies sind insbesondere Gänsefußarten und Amarant sowie diverse Hirsen und Ungräser.  Diese können auch mechanisch durch Blindstriegeln, Striegeln oder mehrfaches Hacken bekämpft werden. Diese Methode wird hauptsächlich von biologisch wirtschaftenden Betrieben praktiziert.
Entscheidend für eine gute Wirkung der mechanischen Verfahren sind Einsatzzeitpunkt, Fahrgeschwindigkeit und Witterung. Problematisch sind Wurzelunkräuter sowie diejenigen Unkräuter, welche in der Reihe stehen. In ungünstigen Fällen muss von Hand nachbereinigt werden. Bewährt hat sich generell eine mehrfache Bodenbearbeitung vor der Saat zur Reduzierung des Unkrautdrucks.
Für die chemische Unkrautbekämpfung in Sojabohnen stehen nur sehr wenige Präparate zur Verfügung, siehe Tabelle. Die Palette der zugelassenen Pflanzenschutzmittel hat sich in den letzten Jahren nur unwesentlich verändert. Auch sind nicht für alle Unkrautprobleme entsprechende Herbizidlösungen vorhanden.
Disteln können in Sojabohnen nicht chemisch bekämpft werden, sie sollten daher möglichst bereits in der Vorfrucht beseitigt werden.
Wurzelunkräuter wie Winden- und Distelarten lassen sich  in dieser Kultur beispielsweise nicht mit Herbiziden bekämpfen und sollten daher möglichst bereits in der Vorfrucht gründlich beseitigt werden. In den allermeisten Fällen erfolgt die Herbizidbehandlung nach der Saat und vor dem Auflaufen der Sojabohnen.
Vorauflaufmittel
Wenn Bodenherbizide in die Wurzelzone von jungen Sojapflanzen gelangen, sind Wuchsdepressionen oder Blattaufhellungen möglich.
Beim Einsatz von Herbiziden im Vorauflaufverfahren wird eine Saattiefe von fünf Zentimetern empfohlen. Denn sollte es nach der Applikation stark regnen, kann der Wirkstoff in die Wurzelzone der jungen Sojapflanze verlagert werden und zu Wuchsdepressionen oder Blattaufhellungen führen.
Insbesondere auf leichten, durchlässigen Böden müssen die Vorauflaufmittel daher zurückhaltend dosiert werden. Zur chemischen Unkrautkontrolle im Vorauflauf stehen derzeit die Präparate Artist, Centium 36 CS, Sencor liquid, Spectrum und Stomp Aqua zur Verfügung. Bis maximal fünf Tage nach der Saat haben sich im Praxisanbau mittlerweile folgende Herbizide und Kombinationen bewährt:
  • Artist: 2,0 kg
  • Stomp Aqua + Spectrum: 2,0 l + 1,0 l
  • Spectrum + Centium 36 CS + Sencor liquid: 0,8 l + 0,25 l + 0,4 l,  insbesondere in Nordbaden.
Zu beachten ist: Das Mittel Sencor liquid ist unverträglich in den Sorten ES Mentor, Daccor und Quito. 
Nachauflaufmittel
Es gibt nur wenige reine Nachauflaufanwendungen in Sojabohnen. Hinzu kommt, dass die Zulassung des Mittels Basagran zur Anwendung in Sojabohnen erst kürzlich widerrufen wurde. Grund ist ein geänderter Rückstandshöchstgehalt für den Wirkstoff Bentazon in Sojabohnen. Das bedeutet, dass der fast überall vorhandene Weiße Gänsefuß nur noch im Vorauflauf bekämpft werden kann. Gegen sonstige breitblättrige Unkräuter wie Amarant, Ampfer, Franzosenkraut oder Kamille kann nur noch das Präparat Harmony SX eingesetzt werden.
Aus Verträglichkeitsgründen wird die Anwendung von zweimal 7,5 g im Splittingverfahren im Abstand von sieben bis vierzehn Tagen empfohlen.
Insbesondere bei ungünstigem Wetter können Nachauflaufbehandlungen mit Harmony SX zu Aufhellungen und Kräuselungen an den Blättern führen. Diese verwachsen sich jedoch in der Regel wieder. Gegen Ungräser wie Quecken und Hirsen sowie Ausfallgetreide wirken Fusilade Max und der Focus Aktiv-Pack.
Der Anbau von Sojabohnen hat, vor allem in den zurückliegenden drei Jahren, deutlich zugenommen. Im Gegensatz dazu ist die Auswahl an verfügbaren Herbiziden aber immer noch sehr überschaubar. Sowohl eine mechanische als auch eine chemische Unkrautbekämpfung sind möglich. Sojabohnen sollten auf jeden Fall bis zur Ernte überwiegend unkrautfrei gehalten werden, damit der Anbau auch ertragsmäßig befriedigt.
Eine Bekämpfung von Winden oder Disteln ist in der Kultur nicht möglich, Gleiches gilt für eine eventuell notwendige Vorerntebehandlung stark verunkrauteter Flächen. Aufgrund der im Rheintal vorhandenen Leitverunkrautung mit verschiedenen Hirsearten und weißem Gänsefuß müssen Herbizide zwingend im Vorauflauf mit bodenwirksamen Komponenten durchgeführt werden.
Bleibt zu hoffen, dass während der Saison 2016 die Böden in diesem Anwendungsfenster auch befahrbar sein werden.
Verträglichkeitsprobleme können vor allem bei Starkniederschlägen nach der Behandlung auftreten. Sollten Vorauflaufbehandlungen mangels Befahrbarkeit der Flächen nicht möglich gewesen sein, steht gegen breitblättrige Unkräuter nur noch das Mittel Harmony SX zur Verfügung.