Pflanzenbau | 27. Oktober 2016

Der Steinleser kommt aus Finnland

Von Christa Maier
„Viel Steine gab’s und wenig Brot”, beschrieb einst Ludwig Uhland (1787 bis 1862) im Gedicht vom „Wackeren Schwaben” die Wüste im Heiligen Land. Er hätte mit diesen Worten ebenso die Löffinger Felder beschreiben können.
Die maschinell aufgelesenen Steine werden am Feldrand abgelegt. Es gibt verschiedene sinnvolle Verwendungsmöglichkeiten.
Die Landwirte rund um Löffingen bewirtschaften Äcker, deren Krume vor lauter Steinen oft kaum zu sehen ist. Jahrhundertelang – und in vielen Betrieben bis heute – wurden und werden die größten Brocken per Hand vom Feld gelesen.
In dieser Hinsicht kann sich auch Agraringenieur Wolfram Wiggert als „steinreich” bezeichnen. Viele Flächen des Haslachhofs sind so steinig, dass Außenstehende sich wundern, wie darauf überhaupt etwas wachsen kann. Trotz kontinuierlichen Auflesens hat es den Anschein, als ob  die Steine nachwachsen. Der Frosthub, aber auch die Bodenbearbeitung bringen immer wieder Nachschub nach oben.
Bisher hat Wiggert zusammen mit seinen Helfern die größeren Steine immer sauber aufgelesen, um Schäden an den Maschinen zu verhindern. „Wenn ein größerer Brocken in die Einzugsschnecke des Mähdreschers kommt, wird es richtig teuer”, sagt er. Beim Säen und Mähen von Kleegras können schon kleinere Exemplare Probleme bereiten. Wolfram Wiggert hat sich in diesem Jahr erstmals für den Einsatz einer Steinsammelmaschine entschieden
Spezialmaschine aus Finnland
Die Steine werden von Walzen hochgerissen und in den Bunker befördert.
Schon von weitem ist das Rumpeln der Steine zu hören, wenn Lehrling Georg Bäurer aus Fürstenberg mit dem PS-starken Traktor und dem  Steinsammler auf den steinigen Flächen seine Runden dreht. Bei der Trockenheit in den vergangenen Wochen zog er dabei eine riesige Wolke aus Staub hinter sich her. Bei Trockenheit lässt sich der Boden leicht absieben. Da jedoch viele Flächen im Bereich der B 31 und auch von Wohnbebauung liegen, bestimmt die Windrichtung das Arbeiten. Die Aufnahme des vom finnischen Hersteller Kivi-Pekka produzierten Steineschluckers hat fünf Meter Arbeitsbreite.Das Gerät hat Wiggert so eingestellt, dass es lediglich zwei bis drei Zentimeter tief in der Erde wühlt. Die bis zu 30 Zentimeter messenden  Steine und Brocken werden zum Rotor in der Mitte transportiert, der die Brocken in den hinten liegenden Bunker befördert. Vier Tonnen Steine finden darin Platz. Der Humus fällt dabei durch ein Sieb wieder zurück auf den Boden. Im Durchschnitt wurden beim ersten Durchgang rund 50 Tonnen Steine pro Hektar eingesammelt, auf besonders steinigen Äckern können es 100 sein.
„Wenn es wenige Steine hat, können wir in einer Stunde einen Hektar ablesen, bei ganz steinigen Äckern dauert es auch mal vier Stunden”, verdeutlicht Wiggert. Verliert der Acker nicht Nährstoffe, wenn die Steine im großen Stil aufgelesen werden? „Nein, Steine in dieser Größe verwittern ohnehin nicht, nur ganz kleine lösen sich auf”, sagt der Chef des Haslachhofs.
Und hinsichtlich des abnehmenden Volumens des Ackers hat er ebenfalls keine Bedenken. Wenn auf einem Hektar 100 Tonnen Steine aufgelesen werden, sinkt nach seinen Berechnungen die Bodenoberfläche lediglich um fünf Millimeter ab.
Wiggert ist sicher, dass die sehr flache Bodenbearbeitung, die der Haslachhof auch mithilfe einer neuen Ackerfräse forciert, künftig weniger Steine zum Vorschein bringen wird. Dennoch werde im Biobetrieb halt einfach mehr mechanische Bodenbearbeitung betrieben, beispielsweise bei der Unkrautbekämpfung mit Striegel und Hacke. Dadurch werden mehr Steine nach oben bewegt als im konventionellen Anbau. Beim Einsatz von Pflug und Kreiselegge würden die Steine hingegen eher ins Erdreich hinuntergearbeitet.
Und wo findet das eingesammelte Material Verwendung? Einige sind in den Unterbau für eine Forstarbeiterhütte gewandert. Auch für den Bau von Forstwegen soll es nichts Besseres geben, berichtet Wiggert. Das Anlegen von ökologisch wertvollen Steinriegeln oder eine Verwendung im Garten- und Landschaftsbau erscheint ebenfalls sinnvoll, beispielsweise zum kostengünstigen Auffüllen von Gabionen.
Die Maschine konnte Wiggert vorerst für ein Jahr mieten, was nach seinen Angaben ungewöhnlich ist. Doch das Geschäftsmodell sei für den Händler kein allzu großes Risiko, da bis jetzt ist noch kein Gerät zurückgegeben worden sei. Angesichts des Ergebnisses, das in Form riesiger Steinhaufen auf den Flächen des Haslachhofs zu sehen ist, darf man der Aussage glauben.