Politik | 25. Mai 2022

Der Mann, der alle und alles im Blick hatte

Von René Bossert
Zwei Medaillen und jede Menge lobende Worte gab es bei einem Sommerabend für den BLHV-Ehrenpräsidenten Werner Räpple. Der Verband und viele Mitstreiter würdigten seinen 40 Jahre währenden Einsatz für den Berufsstand.
Die Gäste konnten Fotos aus alten Zeiten mitbringen, die auf eine Stellwand gepinnt wurden. Davor stehen (von links): Bernhard Bolkart, Werner Räpple und Joachim Rukwied.
Standing Ovations für den langjährigen BLHV-Präsidenten gab es gleich mehrere Male am vergangenen Freitag im Schloss Reinach in Freiburg-Munzingen. Schließlich erhielt Räpple mit der Lambert Schill-Medaille nicht nur die höchste Auszeichnung des BLHV, sondern auch die Andreas Hermes-Medaille des Deutschen Bauernverbandes.  Noch mehr als die Medaillen dürften Räpple aber die Worte wert gewesen sein, mit  denen gleich zehn Rednerinnen und Redner sein Engagement und ihn als Menschen würdigten.
Die Dinge zu Ende denken
„Werner Räpple hat Tolles geleistet beim Zusammenhalten des Einheitsverbandes”, sagte BLHV-Präsident Bernhard Bolkart in seiner Laudatio.  1981 war der Oberrotweiler Obstbauer und Winzer in den BLHV-Vorstand eingezogen, damals als Vorsitzender des Bundes Badischer Landjugend (BBL). Er war dann  Kreisvorsitzender, Beisitzer im Vorstand, Vizepräsident und schließlich von 2003 bis 2021 BLHV-Präsident.
BLHV-Präsident Bernhard Bolkart hielt die Laudatio.
„Ihr müsst die Dinge zu Ende denken”, das habe Räpple seinen Mitstreitern im Berufsstand immer wieder eingeschärft, sagte   Bolkart:   „So konnte man von ihm lernen, alles gesamtheitlich zu betrachten und die Wechselwirkungen zu bedenken.”
Auch in den hitzigsten Diskussionen sei Räpple stets ruhig geblieben – zumindest äußerlich. Das habe Spannung aus so mancher Runde genommen, erinnerte sich Bolkart.
Mit Stolz verwies Bolkart auf einen der wichtigen Erfolge des BLHV unter Räpples Führung: „Wir konnten zusammen mit den anderen Verbänden als erste und einzige einen Volksantrag in Baden-Württemberg durchziehen.”
Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, würdigte Räpple als  Bauernführer. „Die Bezeichnung passt, weil ihn  Hartnäckigkeit, Sturheit und Bodenständigkeit auszeichnen”, sagte Rukwied. Mit Überzeugung  und Herzblut habe er sich im Fachausschuss für Nebenerwerb und Erwerbskombinationen auf Bundesebene eingebracht.
„Wir hatten unterschiedliche Zeiten, aber in den vergangenen zehn Jahren hat unsere Zusammenarbeit sehr gut geklappt”, sagte Rukwied und erwähnte  als ein Beispiel das gute Zusammenwirken von BLHV und Landesbauernverband beim Volksantrag. Auf das große  Mobilisierungsvermögen der Südbadener blicke er dabei ein bisschen neidisch, so Rukwied.
Diplomat und Kämpfer
Werner Räpple erhielt die Lambert Schill-Medaille (links) des BLHV und die Andreas Hermes-Medaille des DBV.
Ein Diplomat und Kämpfer sei Räpple, fasste  die Staatssekretärin im Stuttgarter Ministerium Ländlicher Raum, Sabine Kurtz, ihre Erfahrungen mit ihm zusammen. Sie lobte sein konstruktives Mitwirken beim Kompromiss zum Thema Biodiversität.
Die Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer brachte Räpples Wirken auf die Formel: „Klare Kante, aber nie mit dem Kopf durch die Wand.” In den vergangenen zehn Jahren haben man zeigen können, wie Landwirtschaft und Naturschutz miteinander besser klarkommen können.
Dr. Ansgar Horsthemke, Generalbevollmächtigter des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes,  würdigte Räpple als konstruktiv-kritischen Menschen.
Landfrauen-Präsidentin Rosa Karcher sprach Räpples guten Draht zu den Landfrauen und sein Talent an, das Thema Landwirtschaft in die Gesellschaft hineinzutragen. Sie erinnerte an Räpples starken Einsatz im DBV in Sachen  Flächenprämien für die ersten Hektare.
Melanie Mennicke, 2. BBL-Vorsitzende,  betonte Räpples Rolle für den Einfluss des BLHV: Um erfolgreich  Einfluss zu nehmen, brauche eine Organisation eine beständige und kompetente Spitze. Beides war  in  Werner Räpple gegeben.
Versöhner
Von Landvolkpfarrer Thomas Dietrich (rechts) bekam Werner Räpple einen Stein des Freiburger Münsters geschenkt.
Der katholische Landvolkpfarrer Dr. Thomas Dietrich beschrieb Räpple als einen Menschen, der mit Geduld, Vertrauen und Wohlwollen andere Menschen im Blick habe. Sein evangelischer Kollege Peter Schock beschrieb Räpple als exzellenten Zuhörer und  Versöhner – und als  einen Katholiken, der keine Berührungsängste zu den Protestanten habe.
„Hart, aber herzlich” war ein weiteres Prädikat, das Räpple an diesem Abend vom BLHV-Betriebsratsvorsitzenden Matthias Burgtorf zugeschrieben bekam. Er habe sein Gegenüber stets als Menschen wahrgenommen, so die Erfahrung Burgtorfs.
BLHV-Hauptgeschäftsführer Benjamin Fiebig, der den Abend moderierte, schilderte Räpple als beharrlich beim  Durchsetzen seiner Themen. Gleichzeitig habe er den Anspruch, alle mitzunehmen, wie das Beispiel der  „Weinsberger Runde” mit den anderen grünen Verbänden im Land zeige. „Das sind die Allianzen, mit denen man heute besteht”, zeigte sich Fiebig überzeugt.
Prägende Einflüsse und beeindruckende Ereignisse
Der Abend war schon etwas weiter fortgeschritten, als Werner Räpple auch noch ein paar Worte sagen durfte. Er habe an einem Gemeinschaftswerk mitgearbeitet und er habe es gerne getan, blickte er zurück. Er habe Spaß an leidenschaftlichen Diskussionen gehabt.
Räpple  schilderte die Landjugend-Arbeit als für ihn prägenden Zeitabschnitt. Mit Hermann Ritter und Karl Rombach im Ehrenamt und Richard Bruskowski im Hauptamt habe man Strategien dazu erarbeitet, wie man eine Versammlung aufmischt. „Das hat super funktioniert”, erinnerte  er sich mit breitem Lächeln. Daraus leitet Räpple für die Landjugend heute ab: „Auch wenn es manchmal daneben ist, bringt euch ein.”
Mit dem   ehemaligen Weinbauverbandspräsidenten Kilian Schneider war er ebenfalls schon seit Landjugendzeiten verbunden. Das gemeinsame Engagement reichte bis hin zum Volksantrag, um das Thema Pro Biene auf ein erträgliches Maß zu bringen.
Auch seine langjährige Vorsitzendentätigkeit bei der Landwirtschaftlichen Sozialversicherung war bedeutsam für ihn. Und die Arbeit im DBV: „Die Strukturen in Deutschland sind schon krass unterschiedlich”, erlebte er. Genossenschaften seien unverzichtbar und die Landfrauen habe er in seiner Arbeit als Brücke in die Gesellschaft gesehen, nannte er zwei weitere Grundpfeiler seiner Arbeit.
Als beeindruckendste Ereignisse während seiner Zeit als BLHV-Präsident nannte er die Rede im Landtag im Zuge des  Volksantrags, die Einweihung des neuen Hauses der Bauern und die beiden BLHV-Erntedankgottesdienste im Freiburger Münster. Die herausforderndsten Momente waren der Milchstreik und das  Volksbegehren von Pro Biene.
Sein Rezept für  eine erfolgreiche Interessenvertretung beschrieb er mit einem Dreiklang: Sich frühzeitig einbringen, sich konstruktiv-kritisch äußern  und das Engagement immer auf der Basis von menschlichem Vetrauen leben.