Der Mais ist ökologisch besser als sein Ruf
Besser hinsichtlich Biodiversität ist nur noch eine überjährige Blühpflanzenmischung. Der vielgeschmähte Energiemais ist nach den Ergebnissen dieser Untersuchung hochwertiger als Zuckerrüben, die wiederum waren besser als Raps und eine GPS-Mischung aus Gerste und Grünroggen. Ganz abgeschlagen aus ökologischer Sicht landet schließlich Miscanthus auf dem letzten Platz.
Die Bewertung von Biodiversität ist aber gar nicht so einach, wie es zunächst scheint. So hat man auf einem Acker 27 verschiedene Laufkäfer festgestellt, in einem Wald aber nur 18. In Wirklichkeit aber war der Naturhaushalt auf dem Acker weit mehr
gestört als im Wald. Der Hohenheimer Biologe wertet das Aufeinandertreffen einer großen Zahl verschiedener „Allerweltsarten” geradezu als ein Kennzeichen von gestörten Lebensräumen.
Also müssen zum Vergleichen, Beschreiben und Messen von Biodiversität mehrere Indikatoren berücksichtigt werden. Es muss dasjenige Artenspektrum berücksichtigt werden, das für den spezifischen Naturraum typisch ist. Um zuverlässige Informationen zu erhalten, müssen verschiedene Bodenfallen aufgestellt werden (Laufkäfer) und Kescherfänge für Spinnen und Blattkäfer durchgeführt werden. Hinzu kommen Grabungen für Bodenuntersuchungen, gezielte Beobachtungen (Wildbienen, Vögel) und Vegetationsaufnahmen.
Nach Ansicht des Wissenschaftlers können Energiepflanzen kein Ersatz sein für Landschaftselemente mit hohem
naturschutzfachlichem Wert (HNV-Elemente = high natural value) oder artenreiches Grünland sowie Brachen. Aber sie könnten ökologisch aufgewertet werden. Für Mais schlug der Hohenheimer das Anlegen von Untersaaten vor. Alle Kulturen könnten weiter extensiviert werden, wozu er auch einen erweiterten Abstand der Drillreihen empfahl. Außerdem sollten die Fruchtfolgen erweitert und Zwischenfrüchte angebaut werden.
Dr. Erich Unterseher vom LTZ Augustenberg berichtete in Forchheim von seinen Versuchen mit den Blühmischungen und betonte, dass wegen der Folgefrucht bei einzelnen Komponenten Beschränkungen beachtet werden müssen: Bei Malven beispielsweise ist es die Neigung zur Nesterbildung. Bei der Sonnenblume besteht die Gefahr der Übertragung der Sklerotinia (Weißstängeligkeit) auf Zuckerrüben oder Tabak. Auch Buchweizen gilt als Überträger von Infektionskrankheiten auf Zuckerrüben. Bei Ölrettich und Senf besteht bisweilen Lagergefahr und die Möglichkeit der Übertragung des Rapsglanzkäfers. Bei hohen Leguminosenanteilen schließlich muss die Gefahr der Nitratbelastung in Wasserschutzgebieten beachtet werden.
Unabhängig davon nimmt im Zuge von FAKT die Aussaat von einjährigen Blühmischungen stark zu. Seit diesem Jahr gibt es dafür eine Prämie von 710 Euro/ha (ohne Anrechnung). Mit Anrechnung liegt der Betrag bei 330 Euro/ha. Im MLR rechnet man jetzt bei FAKT mit einer Verdreifachung des Flächenumfanges. Klaus Mastel vom LTZ Forchheim appellierte an die Landwirte, die Mischungen sollten bevorzugt auf Brachflächen und entlang von Gewässerrandstreifen eingesetzt werden.
BUND und NABU sprechen sich für die Einsaat von überjährigen Mischungen aus, vor allem weil damit den Bienen schon früh im Jahr Nahrung geboten wird.
Nach den Versuchserfahrungen von Unterseher bietet aber der Aufwuchs von überjährigen Mischungen in den Folgejahren häufig Überraschungen: Je nach Standort und Klima können sich im Frühjahr offene Stellen zeigen (Auswinterungen) und/oder die unerwartete Dominanz von bestimmten Einzelkomponenten auftreten. In diesem Jahr war es beispielsweise die Phacelia.
Unterseher empfahl daher den Anbauern von mehrjährigen Mischungen eine gewisse Geduld, weil manch eine Pflanzenart im weiteren Jahresverlauf noch aufholen könne. Insbesondere die Sonnenblume könne von Jahr zu Jahr unterschiedlich stark auftreten. Er setzte hinzu: „Die Landwirte und auch die Verbraucher müssen sich bei überjährigen Mischungen daran gewöhnen, dass sich der Aufwuchs im Lauf der Zeit verändert.”