Der Bauernhof macht Demente zufrieden
Die Angehörigen der Dementen können in einem separaten Gebäude auch auf der Hofstelle übernachten, sie müssen es aber nicht. Für sie bedeutet der Aufenthalt eine Auszeit in der Pflegesituation. Das ist eine willkommene Entlastung von der sich oft über längere Zeit erstreckenden Pflege eines an Demenz erkrankten Angehörigen. „Oft sind die Angehörigen durch die Pflege selber am Anschlag”, beobachtet Luzia Hafner.
Auf dem 23 Hektar großen Milchviehbetrieb können die Dementen ihrer Fähigkeiten entsprechend bei der Arbeit mithelfen, sei es im Stall, in der Küche oder an anderen Plätzen. Mit einer Schaufel Hackschnitzel auf einen Anhänger werfen, ist so ein Beispiel für eine Arbeit, die einem dementen Mann große Zufriedenheit bereiten kann. Natürlich brauchen Luzia Hafners demente Gäste bei der Arbeit Betreuung, schließlich können sie Gefahren nicht mehr selbst einschätzen.
Die körperliche Arbeit und das Gefühl, gebraucht zu werden, macht den dementen Menschen Freude, ist die Erfahrung von Luzia Hafner. Sie seien zufrieden und weniger unruhig, damit reduziere sich auch der Betreuungsaufwand.
Der Hof Obergrüt ist der einzige Hof in der Schweiz, der auf diese Weise mit Dementen arbeitet. Für Luzia Hafner war es ein steiniger Weg durch die Amtsstuben, bis ihr Modell Anerkennung bei Krankenkassen und Behörden fand. In anderen Ländern sei man schon weiter als in der Schweiz, berichtet Luzia Hafner. Bestärkt wird sie in ihrer Arbeit nicht zuletzt durch die positiven Rückmeldungen der Angehörigen.
Die Nachfrage sei groß, stellt Hafner fest. Nicht zuletzt deshalb hat sie Erweiterungspläne. Aber auch deshalb, weil sie durch eine Erweiterung ihre Einnahmen verbessern könnte. Durch die aufwendige Betreuung und die wenigen Plätze sei die Betreuung kostenintensiv – und deshalb immer noch defizitär und werde durch eine Stiftung unterstützt. Insgesamt arbeiten 21 Betreuungspersonen und neun Freiwillige im Schichtbetrieb. Für einen Tag bekommt sie bei Gästen, die übernachten, im Durchschnitt insgesamt 250 Franken bezahlt. Rund 150 Franken davon müssen die Gäste selbst bezahlen, gut 50 Franken bezahlt die Krankenkasse und weitere knapp 50 Franken die Gemeinde, in der die dementen Menschen ihren Wohnsitz haben.
Nähere Informationen zum Thema gibt es per Mail. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Website www.greencare-oe.at.