Pflanzenbau | 12. Februar 2015

Denk immer an das Schmieren ...

Von Michael Gleß
Lager sind die Dreh- und Angelpunkte einer jeden Maschine. Frühzeitige Wartung und richtiges Schmieren vermeiden Ausfälle in der Hochsaison. Für eine Maschinendurchsicht ist jetzt die richtige Zeit. Sie muss wiederholt werden.
Gleitlager eines Gülle-Rührwerkes.
Wer gut schmiert, der gut fährt, sagt ein bekanntes Sprichwort. Eine ausreichende Schmierung von landwirtschaftlichen Maschinen ist wichtig, denn sie sind oft hochmodern, anspruchsvoll und teuer. Es steht also viel Geld auf dem Spiel. Im Folgenden wird über die Schmierung von Lagerstellen informiert, um Ausfälle zu vermeiden.
Überall, wo sich etwas aufeinander oder gegeneinander bewegt, gibt es Lagerstellen, die mit Schmierstoff versorgt werden müssen. Das gilt sowohl für menschliche Gelenke als auch für bewegte Teile in landwirtschaftlichen Maschinen.
Wälz- und Gleitlager
Wälzlager mit Schmierhinweis (gelber Pfeil) an der Verteilwalze eines Ladewagens.
Eine Lagerart, die in der Landwirtschaft recht häufig zum Einsatz kommt, sind Wälzlager. Sie enthalten Kugeln oder Rollen, die sich in den Lagerringen abwälzen. Dadurch sind sie sehr leichtgängig. Aber die auftretenden Kräfte werden nur über kleine Flächen übertragen. Diese Bauart ist deshalb stoß- und überlastempfindlich. Auch lange Stillstandszeiten unter Belastung können zu Verformungen und Beschädigungen führen. Wälzlager gibt es entweder offen, also mit Nachschmiermöglichkeit, zum Beispiel durch einen Schmiernippel, oder als lebensdauergeschmiertes, geschlossenes Lager ohne Nachschmiermöglichkeit.
Eine andere bedeutende Lagerart sind Gleitlager. Sie sind deutlich robuster, erzeugen jedoch durch die gleitende Bewegung mehr Reibung und Wärme als Wälzlager. Deshalb benötigen sie den Schmierstoff auch zur Kühlung.
Es überrascht nicht, dass Geräteausfälle sehr häufig durch eine mangelhafte Schmierung verursacht werden. Mögliche Gründe sind fehlender, gealterter oder falscher Schmierstoff oder Verunreinigungen des Schmierstoffes, etwa durch Partikel oder Wasser.
Zu den wichtigsten Schmierstoffen gehören die Fette. Es handelt sich dabei um verdickte Schmieröle, die in ihrer Konsistenz optimiert wurden. Gegenüber Ölen besitzen sie den großen Vorteil, dass sie nicht von der Reibstelle ablaufen.
Aus Kostengründen sind in der Landwirtschaft häufig fettgeschmierte Lagerungen mit Schmiernippeln sowie einfache Spalt-Abdichtungen im Einsatz.
 Ölschmierungen werden in der Regel in geschlossenen und aufwendig abgedichteten Gehäusen verwendet, beispielsweise in Motor- und Getriebegehäusen.
Schmierstoffe ändern ihre Eigenschaften und altern im Lauf der Zeit. Beispielsweise können Fette durch die Bewegung im Lager aus dem Kontakt verdrängt werden. Die Schmierung wird immer schlechter und das Fett wird zunehmend verunreinigt. Deshalb ist regelmäßiges Nachschmieren oder ein Ölwechsel gemäß der Herstellerempfehlungen erforderlich. Dies  ist nach langen Standzeiten zu wiederholen.
Gegen Korrosion und Schmutz
Zu den Aufgaben von Schmierstoffen gehört neben der Schmierung auch der Korrosionsschutz der blanken Stahlteile. Der Schmierstoff unterstützt außerdem die Abdichtung gegen von außen eindringende Verschmutzung und fördert Fremdstoffe und Wärme aus der Kontaktfläche heraus. Es ist wichtig, die Verschmutzung eines Schmierstoffes und der Lagerstelle so gut wie möglich zu vermeiden. Schmutzpartikel wirken sonst sprichwörtlich wie „Sand im Getriebe”.
Wasser, Korrosion und Schmutz sind Feinde von Lagern. Eine Reinigung mit Wasser, besonders mit Hochdruckreinigern, ist gut gemeint, kann aber dazu führen, dass das Wasser zusammen mit Schmutzpartikeln in das Lagerungssystem eindringt.
Ebenso schädlich ist das ungeschützte Abstellen von Maschinen im Regen. Eindringendes Wasser führt dazu, dass die blanken Stahloberflächen zu rosten beginnen und dass das Lager bei der nächsten Inbetriebnahme unruhig läuft oder sogar ausfällt. Deshalb sollte einer trockenen Reinigung von Ablagerungen der Vorzug gegeben werden. Es ist zumindest ein ausreichender Abstand vom Hochdruckreiniger zu Lagerungen und Abdichtungen einzuhalten. Der Ölwechsel oder das Nachschmieren sollten erst nach einer Reinigung durchgeführt werden. 
Auf veränderte Geräusche achten
Lagerungen fallen in der Regel nicht spontan aus. Sie erzeugen vor dem Ausfall Geräusche, die während des Betriebs lauter werden. Ein geringes Lagerspiel ist erforderlich und normal. Aber wenn es plötzlich deutlich zunimmt, können bereits Wälzkörper herausgefallen sein. Das Lager muss dann dringend ausgetauscht werden, um teure Folgeschäden an Wellen und Gehäusen zu vermeiden. Ernstzunehmende Anzeichen einer Schädigung sind auch auslaufendes Öl oder Fett. Dies zeigt beschädigte Dichtungen an.
Ungewöhnliches Warmwerden oder Heißlaufen eines Lagers ist ebenfalls ein Warnsignal. Das Heißlaufen reduziert die Lebensdauer eines Lagers, weil sich der Schmierstoff verflüchtigt oder zerstört wird. Außerdem besteht Entzündungsgefahr.
Wer schreibt, bleibt
Ein Wartungskalender hilft, Schmierung und Ölwechsel nicht zu vergessen und Ersatzteile zu besorgen.
Vor dem morgendlichen Start jeder Maschine hilft die Merk- und Checkliste „WOLKE”: Wasser, Öl, Luft, Kraftstoff und Elektrizität kontrollieren und erforderlichenfalls nachfüllen. Bei der Schmierung hilft die Regel: Dort, wo sich Teile aufeinander bewegen, gibt es auch eine Lagerstelle. Ist eine Schmierung erforderlich und gegebenenfalls: welche? Das gilt besonders bei neuen Maschinen oder einer Wiederinbetriebnahme.
Hilfreich ist die Einteilung der Schmierstellen nach Schmierfristen, also beispielsweise täglich, wöchentlich oder einmal vor der Saison. Das hängt im konkreten Fall von den abgeleisteten Einsatzstunden und den vom Hersteller empfohlenen Nachschmierintervallen ab. Ein Wartungskalender, kombiniert mit Inspektionslisten aus der Gebrauchsanleitung, dient als Checkliste.