Den Stress beim Absetzen verringern
Wird auf der Weide abgesetzt, ist es möglich, zuerst die Kühe abzutreiben und die Kälber je nach Witterung ein bis zwei Wochen später in den Stall zu holen. So bleiben die Kälber in der gewohnten Umgebung und müssen nur die Trennung von der Mutter verkraften. Eine Futter- und Haltungsumstellung findet zunächst nicht statt. Hierbei ist es ratsam, eine Altkuh als „Gouvernante” bzw. Leittier auf der Weide zu lassen. Bei den männlichen Kälbern kann diese Aufgabe auch der Deckbulle übernehmen.
Wirksam gegen den Trennungsstress ist ein Verfahren, das bereits bis 2005 von Derek Haley und Joseph M. Stookey von der University of Sasketchewan entwickelt wurde, jedoch bisher in der deutschen Praxis keinen Anklang gefunden hat. Daher sollte am LAZBW Aulendorf Erfahrung mit dem Verfahren gesammelt werden, um es einschätzen und gegebenenfalls empfehlen zu können.
Am LAZBW in Aulendorf wurde die Methode erstmals im Herbst 2017 in der Mutterkuhherde mit der Rasse Fleckvieh-Fleisch angewendet und im Herbst 2018 wiederholt. Dabei wurden die nachfolgenden Daten zu den Kosten und zum Zeitbedarf gewonnen sowie Erfahrungen gesammelt.
Das Einziehen der Saugverhinderer dauert je nach Rüstzeiten (Aufbauen des Fangstands) und Herdengröße etwa fünf bis zehn Minuten je Tier. Für das Einziehen der Saugverhinderer ist ein Fangstand hilfreich, der auch für weitere Behandlungen und Wiegungen genutzt wird. Das Herausnehmen kann beim Absetzen und Wiegen der Kälber miterledigt werden, was nur wenig weiteren Zeitaufwand bedeutet. Die Saugverhinderer kosten 5 Euro pro Stück. Bei dem Versuch am LAZBW gingen 2017 drei von 16 (2018: sieben von 23) Saugverhinderern verloren, wobei drei wiedergefunden und wiederverwendet werden konnten. Geht man von 20 Kälbern pro Jahr aus und rechnet man die Verluste an Saugverhinderern auf zehn Jahre hoch, so muss man mit Kosten von circa 0,90 Euro je Kalb und Jahr rechnen. Bei 15 Euro pro AKh und maximal zehn Minuten Zeitaufwand kommen kalkulatorisch 2,50 Euro je Absetzer hinzu. Die Gesamtkosten belaufen sich somit auf 3,40 Euro je Absetzer und Jahr. Hier Bezugsquellen für die Saugverhinderer:
Zu beachten ist, dass die Kälber mindestens sieben Monate alt sein sollten und der Zeitabstand zwischen Einziehen der Saugverhinderer und dem Absetzen höchstens sieben, besser fünf Tage beträgt. Die höhere Verlustrate an Saugverhinderern im Jahr 2018 ist vermutlich auf die betrieblich bedingte größere Zeitspanne von neun Tagen bis zum Absetzen zurückzuführen.
Am LAZBW wurden die Kälber in der Woche nach dem Absetzen zweimal pro Tag beobachtet. Nach Aulendorfer Einschätzung waren die Absetzer im Vergleich zu den Vorjahren wesentlich ruhiger. Trat ein Tierbetreuer an die Stallabteile der Absetzer heran, nahmen die Lautäußerungen im Vergleich zu den nicht aus der Mutterkuhhaltung stammenden Tieren zu, beruhigten sich jedoch bald wieder.