Den Raps spritzen, schützen und kürzen
Im Idealfall besteht ein Rapsfeld vor Wintereinbruch aus kräftig entwickelten Einzelpflanzen mit einem flach an der Erdoberfläche sitzenden Vegetationskegel, einer rund 25 cm langen, tiefgehenden Pfahlwurzel mit einem Wurzelhalsdurchmesser von mindestens 10 mm und 35 bis 45 Pflanzen pro Quadratmeter mit jeweils acht bis zwölf Laubblättern.
Um dieses Idealziel annähernd zu erreichen, muss der Saatzeitpunkt sorgfältig gewählt werden. Außerdem sind winterfeste Sorten mit geringer Schossneigung, ausgeglichener Wüchsigkeit und Widerstandskraft gegen die Wurzelhals- und Stängelfäule auszusäen. Nicht zuletzt sollte jeder Landwirt die Entwicklung seiner Rapsbestände von Anfang an genau beobachten. Nicht immer ist eine Wuchsregulierung sinnvoll. Schwach entwickelte Pflanzen müssen vor allem bei andauernder Trockenheit nicht auch noch eingekürzt werden.
Die Krankheit darf aber nicht vernachlässigt werden. In junge Rapspflanzen dringt der Pilz leicht ein, wenn die Blätter zum Beispiel durch den Fraß von Schädlingen wie Erdflöhen oder Schnecken verletzt sind. Eintrittspforten sind aber auch Scheuerstellen am Wurzelhals durch kleine Steinchen bei Wind. Eine hohe Infektionsgefahr im September und Oktober ist gegeben, wenn sich der Pilz bei feuchter Witterung auf den Stoppelresten der abgeernteten Rapsflächen optimal vermehren konnte. Auch dieses Jahr kann dort, wo es genügend geregnet hat, ein erhöhtes Sporenvolumen zu einem verstärkten Infektionsrisiko führen. Die auf den Stoppelresten gebildeten Ascosporen werden durch den Wind auf die neuen Rapsfelder geweht und können dort nach Regenfällen die jungen Rapspflanzen infizieren.
Bei stärkerem Infektionsdruck, wenn schon auf den Keimblättern oder ersten Laubblättern Symptome auftreten, kann es bereits im Herbst zu einem Durchwachsen des Pilzes vom infizierten Blatt über den Blattstiel auf den Stängel oder den Wurzelhals kommen. Der Anfangsbefall auf den Blättern ist wenig gefährlich. Stängel- und Wurzelhalsinfektionen können aber zu einer Vermorschung und Einschnürung des Wurzelhalses bis hin zum Absterben der Pflanze führen. Bei späten Blattinfektionen im Oktober bis November wächst der Pilz in der Regel deutlich langsamer, als das Blatt altert und letztlich abfällt, so dass Blattinfektionen im Spätherbst eher selten zu Wurzelhalsinfektionen führen und nicht ertragsrelevant sind.
Ein Übergreifen der Infektion vom Blatt auf die Stängel gilt es auf jeden Fall zu verhindern. Das kostenpflichtige „Phoma-Modul” von ProPlant berechnet aufgrund von Witterungsdaten die Infektionswahrscheinlichkeit durch Phoma im Herbst und kann als Entscheidungshilfe für einen Fungizideinsatz genutzt werden.
Der optimale Zeitpunkt für die Wachstumsregulierung ist erreicht, wenn der Raps das Vier- bis Sechs-Blatt-Stadium erreicht hat, allerspätestens beim Bestandesschluss. Bei ungleichmäßig aufgelaufenem Raps muss man sich an den gut entwickelten Pflanzen orientieren. Bei früh gesäten Beständen oder auch bei besonders frohwüchsigen Sorten und ausreichender Feuchtigkeit kann der Raps dieses Stadium in manchen Jahren bereits Mitte September erreicht haben, so dass dann eventuell nach rund drei Wochen sogar eine zweite wuchsregulierende Behandlung notwendig werden kann. In diesem Jahr fehlte dazu lange der notwendige Regen. Wenig entwickelte und eventuell durch Herbizide geschwächte Bestände können unbehandelt bleiben. Hat man den Zeitpunkt für eine wuchsregulierende Maßnahme verpasst und der Bestand ist bereits ins Längenwachstum übergegangen, kann dies nicht mehr rückgängig gemacht werden. Die Bestände können nicht im Nachhinein wieder „geschrumpft” werden.
In der Praxis muss fast immer vorbeugend gespritzt werden, weil zu dem Zeitpunkt, zu dem die Behandlung stattfinden muss, sich das kommende Herbstwetter nicht abschätzen lässt.