Pflanzenbau | 31. März 2016

Den Mais im Rheintal unkrautfrei halten

Von Volker Heitz, Landwirtschaftsamt Offenburg
Die Unkrautbekämpfung in Mais hat das Ziel, den Bestand in einer Überfahrt sauber zu bekommen. Eine wichtige Rolle spielt speziell im Rheintal das Vorauflaufverfahren. Alternativ liegt der Schwerpunkt der Herbizidanwendungen im frühen Nachauflauf, vor allem in anderen Maisregionen.
Insbesondere im kleinen Stadium ist der Mais anfällig gegenüber Unkrautkonkurrenz. Seine relativ langsame Jugendentwicklung sowie der lange Zeitraum bis zum Reihenschluss des Bestands bieten günstige Auflaufbedingungen für wärmeliebende Unkräuter und Ungräser, in diesem Fall sind es Hirsen.
In Baden-Württemberg wurden 2015 rund 199000 ha Mais angebaut, davon rund 70000 ha zur Körnernutzung. 
Eine effektive Unkrautbekämpfung ist wichtig, weil der Mais insbesondere im kleinen Stadium sehr empfindlich gegenüber einer Konkurrenz durch Unkräuter ist. Seine relativ langsame Jugendentwicklung und damit der lange Zeitraum bis zum Reihenschluss des Bestands bieten günstige Auflaufbedingungen für wärmeliebende Unkräuter und Ungräser.
Hier sind vor allem Weißer Gänsefuß, Vielsamiger Gänsefuß, Amarant, aber auch diverse Knötericharten oder Ackerehrenpreis zu nennen. Häufig findet man auch verschiedene, gleichzeitig auflaufende Schadhirsen, insbesondere Hühner- und Borstenhirse.
Schon seit längerem ist für Mais kein neuer Herbizidwirkstoff mehr auf den Markt gekommen. Was die Firmen anbieten, sind keine neuen Wirkstoffe, sondern neue Handelsnamen, Kombinationen oder Packs sowie Neuformulierungen bisher bewährter Wirkstoffe.
Im Rheintal wird traditionell ein Teil der Unkrautbekämpfung in Mais im Vorauflaufverfahren durchgeführt. Dies ist vor allem bei feinkrümeligen Böden und ausreichenden Niederschlägen sinnvoll. Verträglichkeitsprobleme sind zu diesem Zeitpunkt nicht zu erwarten. Mittel der Wahl ist hier der bewährte Spectrum Aqua Pack. Damit lassen sich selbst beim Einsatz auf trockenen Boden gute Wirkungsgrade erzielen, sofern entsprechende Niederschläge nach der Behandlung fallen.
Die Fertigformulierung Spectrum Plus befindet sich, wie auch diverse andere Produkte, nach wie vor im Zulassungsverfahren. Gelegentlich wird auch eine Kombination aus Stomp Aqua und Quantum eingesetzt. Die meisten Herbizide werden ab dem Zwei- bis Vier-Blatt-Stadium des Maises gespritzt. In dieser Entwicklungsphase ist der Mais noch unempfindlicher als im Sechs- bis Acht-Blatt-Stadium. Zudem lassen sich die zu diesem Zeitpunkt kleinen Unkräuter und Ungräser gut bekämpfen und stellen noch keine Konkurrenz für den Mais dar. In der Regel werden Tankmischungen mit mehreren Wirkstoffen eingesetzt. Generell wird die Kombination von blatt- und bodenwirksamen Komponenten empfohlen. Dies ist vor allem wichtig gegen Hühnerhirse, die in mehreren Wellen aufläuft, sowie bei Unkräutern, die erst nach der Behandlung keimen. 
Die wichtigsten Herbizidkombinationen für den frühen Nachauflauf sind in der Tabelle aufgeführt.
In diesem Jahr letztmalig anwendbar sind topramezonehaltige Produkte wie Clio, Clio Super oder ClioStar, deren Zulassung bereits am 30. April 2015 ausgelaufen war. Die einzige wirkliche Neuerung zur Herbizidsaison 2016 ist in dem Präparat Maister Power zu finden. Es vereint drei Wirkstoffe, darunter zwei blattaktive, welche bisher bereits unter dem Namen Maister flüssig vermarktet wurden, sowie einen Safener zur Verbesserung der Verträglichkeit. Neu darin ist der Wirkstoff Thiencarbazone-methyl. Dieser verleiht dem Produkt zusätzlich eine lang anhaltende Bodenwirkung. Das ebenfalls 2016 neu vertriebene Mittel Maran enthält den Wirkstoff Mesotrione, der bereits unter dem Namen Callisto bekannt ist.
So sieht ein Maisfeld nach einer erfolgreichen Unkrautbehandlung aus.
 
Vorsicht mit Sulfonylharnstoffen
Generell gilt: Wenn Sulfonylharnstoffe, beispielsweise Nicosulfuron, Rimsulfuron, Foramsulfuron oder Iodosulfuron, eingesetzt werden, muss sehr gut auf das Wetter und die Temperatur geachtet werden. Anwendungen während einer kühlen Witterungphase oder starke Schwankungen zwischen Tag- und Nachttemperaturen können erhebliche Verträglichkeitsprobleme beim Mais verursachen. Sichtbare Symptome sind dann Blattaufhellungen oder auch Stauchungen der Maispflanzen. Um dies zu vermeiden, sollte die Behandlung bei warmem oder wüchsigem Wetter durchgeführt werden. Eine Zumischung bromoxynilhaltiger Produkte wie Bo 235, Buctril oder Bromotril 225 kann – hauptsächlich bei starkem Kamille– oder Knöterichbesatz – praktikabel sein und verstärkt immer die Wirkung der im Tank befindlichen Herbizidmischung. Deshalb muss der Mais zum Zeitpunkt der Anwendung eine Wachsschicht ausgebildet haben, ansonsten können Blattverbrennungen an der Kultur auftreten. Starker Regen schwächt die Wachsschicht, deshalb sollten  danach Behandlungen noch einen Tag hinausgezögert werden, auch wenn der Boden schon befahrbar wäre.
Auflagen beachten
  • Die Anwendung des Wirkstoffs Terbuthylazin ist in Baden-Württemberg in Wasserschutzgebieten verboten. Auch außerhalb von Wasserschutzgebieten, speziell auf leicht durchlässigen Böden, wird dieser Wirkstoff zum Schutz des Grundwassers amtlicherseits nicht empfohlen.  Das betrifft: Bromoterb, Calaris, InnoProtect Bromoterb, InnoProtect Calaris, Zeagran Ultimate, Spectrum Gold, Aspect, Lido SC, Artett, Gardo Gold, Primagram Gold und Successor T – Stand Februar 2016, Quelle: PAPI.
  • Für alle Mittel, die Nicosulfuron enthalten, gilt nach wie vor die Auflage NG 327. Das heißt, Präparate, die den Wirkstoff enthalten, dürfen nur einmal in zwei Jahren auf derselben Fläche ausgebracht werden. Maximal dürfen 45 g/ha ausgebracht werden. Betroffen sind: Milagro 6 OD, Milagro forte, Nisshin Extra  6 OD, Nisshin, Samson Extra 6 OD, Samson 4 SC, Motivell Extra 6 OD, Motivell forte, Accent, Kelvin, Kelvin OD, Principal, Nicogan, Elumis, InnoProtect Elumis, Cirontil, Arigo, Primero, Bandera, Lotus Nicosulfuron und Pronic – Stand Februar 2016, Quelle: PAPI.
  • Die Auflagen für Nicosulfuron und Terbuthylazin sind bußgeldbewehrt und ihre Einhaltung wird vom amtlichen Pflanzenschutzdienst kontrolliert.
Oftmals treten flächig oder nesterweise Winden, Ampfer und Disteln auf. Diese werden entweder von den im frü-
hen Nachauflauf eingesetzten Herbizidkombinationen erfasst oder müssen zu einem späteren Zeitpunkt mit einer separaten Spritzung gezielt bekämpft werden. Als sehr breit wirksames Produkt ist hier zum Beispiel Arrat zu erwähnen. Die Aufwandmenge beträgt 200 g/ha, durch den Zusatz des Netzmittels Dash EC 1,0 l/ha wird die Wirkstoffaufnahme beschleunigt. Speziell bei Windenbesatz wird häufig auch das systemisch wirksame Präparat Mais Banvel WG eingesetzt. Für eine gute Wirkung ist jedoch unbedingt warmes und wüchsiges Wetter erforderlich. Vor allem gegen Durchwuchs von Topinambur, aber auch gegen Disteln oder Nachtschatten, kann Effigo eingesetzt werden. Das Mittel ist sehr verträglich und mit nahezu allen Herbiziden kombinierbar. Der ebenfalls zur Distelbekämpfung verwendete Wirkstoff Clopyralid liegt nun auch in neuer hochkonzentrierter Flüssigformulierung in dem Präparat Lontrel 600 vor. Eine Übersicht  möglicher Mischpartner gegen breitblättrige Unkräuter gibt die Tabelle.
Zusammenfassung
 Mais ist nach wie vor die bedeutendste Ackerkultur im Rheintal und wichtiges Standbein vieler Betriebe. Die Herbizidbehandlung in Mais ist in vielen Fällen die  einzige chemische Maßnahme in dieser Kultur. Im Idealfall genügt eine Überfahrt, um die vorhandenen Ungräser und Unkräuter zu beseitigen. 
Schon seit Jahren spielt in der Region das Vorauflaufverfahren bei der Unkrautbekämpfung eine wichtige Rolle. Von den derzeit zur Verfügung stehenden Präparaten kommt überwiegend der Spectrum Aqua Pack zum Einsatz. Voraussetzung für gute Wirkungsgrade sind ein feinkrümeliger Boden und ausreichende Bodenfeuchte. Eine Schädigung der Maispflanzen ist zu diesem Zeitpunkt nicht zu befürchten. Aber auch für Herbizidanwendungen im frühen Nachauflauf steht eine ausreichende Auswahl an Mitteln zur Verfügung. Grundsätzlich wird eine Kombination aus blatt- und bodenwirksamen Mitteln empfohlen. So bleiben die Bestände auch bei stärkerem Hirsebesatz weitgehend unkrautfrei. Im Idealfall erfolgen die Behandlungen im Drei- bis Vier-Blatt-Stadium des Maises während einer stabilen und warmen Witterungsphase. Insbesondere beim Einsatz von Sulfonylharnstoffen sind die Ansprüche der eingesetzten Mittel hinsichtlich Witterung, Temperatur, Wachsschicht des Maises, Mischbarkeit sowie eventuelle Sortenempfindlichkeiten zu beachten. Noch kann mit der vorhandenen Herbizidpalette nahezu jedes Unkrautproblem gelöst werden. Wünschenswert wären aber vor allem auf lange Sicht auch zusätzliche neue Wirkstoffe.