Die Verantwortung von Staat und Gesellschaft für den Umbau des Agrar- und Ernährungssystems in Deutschland hat Bundeskanzlerin Angela Merkel bekräftigt. Die Landwirtschaft habe Anspruch auf verlässliche Rahmenbedingungen, sagte die Kanzlerin bei der Entgegennahme des Abschlussberichts der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) am Dienstag in Berlin. Sei diese Voraussetzung nicht erfüllt, werde sich niemand auf den Transformationsprozess einlassen.
Merkel betonte, dass Landwirtinnen und Landwirte keine Almosenempfänger seien. Sie brauchten stattdessen angemessene Entlohnung für Leistungen, die sie zur Erreichung gesellschaftlicher Ziele erbringen würden. Zugleich bleibe die Ernährungssicherung zentrale Aufgabe, die nicht ohne eine leistungsfähige Landwirtschaft erfüllt werden könne.
Die scheidende Regierungschefin würdigte die Arbeit der Zukunftskommission und deren Abschlussbericht, der mögliche Wege für die Landwirtschaft der Zukunft aufzeige. Dabei würden auch klare zeitliche Perspektiven aufgezeigt, etwa für den Umbau der EU-Direktzahlungen. Der Bericht gebe insgesamt wegweisende und hilfreiche Impulse für die laufende gesellschaftliche Debatte. Es liege an der nächsten Bundesregierung, Schritte zur Umsetzung zu unternehmen.
Der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Werner Schwarz, rief die Parteien dazu auf, die Ergebnisse des ZKL-Berichts in der kommenden Legislaturperiode auch in politische Entscheidungen einfließen zu lassen. Der Bericht sei eine Grundlage für den zukünftigen politischen Diskurs über Landwirtschaft. „Das kann die Politik, egal wer zukünftig regiert, nicht einfach ausblenden”, mahnte Schwarz. Die gemeinsam erreichten Ergebnisse seien zielführend und gäben den Betrieben eine Perspektive. Alle Teilnehmer der Kommission hätten deutlich gemacht, „dass es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, den Transformationsprozess der Landwirtschaft zu unterstützen und auch zu finanzieren”.
Der DBV-Vizepräsident bezeichnete den Abschlussbericht der ZKL als klare Übereinkunft, dass bei allem Willen zur Veränderung hin zu mehr Nachhaltigkeit der betriebswirtschaftliche Aspekt immer mit berücksichtigt werde. Das sei für die Betriebe enorm wichtig. Schwarz: „Nur wenn auf den Höfen Geld verdient wird, „können wir auch Umweltleistungen erbringen.”
„Es ist uns in der Zukunftskommission Landwirtschaft gelungen, nicht die Positionen, sondern die Sache ins Zentrum zu stellen”, erklärte der Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR), Professor Kai Niebert. Grundlage der erfolgreichen Arbeit in der ZKL sei das gemeinsame Interesse, den Klimawandel zu bremsen, den Verlust der Artenvielfalt zu stoppen und dabei eine vielfältige und zukunftsfähige Landwirtschaft zu ermöglichen. „Wir haben nicht alle Probleme gelöst, aber wir haben Wege aufgezeigt, wie diese Probleme gelöst werden können”, stellte Niebert fest.