Pflanzenbau | 31. Januar 2019

Den Boden abkochen

Von von Kobylinski
Zur Bekämpfung der Bodenmüdigkeit im Erdbeeranbau gibt es erfolgreiche Gegenmaßnahmen. Arno Fried, Pflanzenschutzberater am Landratsamt Karlsruhe, berichtete beim Bruchsaler Erdbeertag Mitte Dezember über Versuchsfortschritte mit Bodenbedampfungsverfahren.
Arno Fried erreichte bei den Dampfinjektions-Versuchen in den Foliendamm einen besserenWirkungsgrad. Die Folie hielt den Temperaturen stand und sorgte für eine zusätzliche Abdichtung. Nach der Bedampfung ermöglichte eine nachgezogene zweite Folie den weiteren Wärmeerhalt. Sandsäcke sorgten für das nötige Gewicht, um die Injektorlanzen in den Boden zu drücken. Im Anhänger des Schleppers befindet sich die Heizeinheit.
Fest steht, dass diese Maßnahme große Ertragssteigerungen ermöglicht – je müder der Boden, desto deutlicher die Effekte. Die hohe Bodentemperatur durch Dampfeinfluss wirkt gegen bodenbürtige Pilze ebenso wie gegen Nematoden, Viren, Bakterien und gegen viele Bodeninsekten. Sie tötet auch Problemunkräuter ab. Dabei gibt es keine störenden Pflanzenschutzmittelrückstände, keine Abdriftprobleme, keine Wartezeiten und auch keine Gewässerbelastungen. 
Deutlicher Mehrertrag
Arno Fried kam in seinen Bedampfungsversuchen auf Erträge, die 2016 im Freiland um das Vierfache höher waren als in den unbedampften Vergleichsparzellen. Bei den Beeren mit mehr als 30 mm Durchmesser lag der Ertrag sogar fünfmal höher. Im Tunnelanbau war der Ertrag immer noch zweieinhalbmal höher im Vergleich zu den unbedampften Varianten. Nach den bisherigen Erfahrungen reicht die anschließende Wirkung der Bedampfung über die ersten beiden Anwendungsjahre hinaus und klingt nur langsam ab. Laut Arno Fried mussten im Erdbeerfolgejahr keine neuen Dämme gezogen werden. 
Nachteil: Energiekosten
Als wichtigster Nachteil der Bedampfungsmaßnahme gilt ihr hoher Energiebedarf, siehe Tabelle. Derzeit müsste beim herkömmlichen, ganzflächigen Bedampfungsverfahren mit Folie mit Ausgaben von rund 11000 Euro/ha gerechnet werden. Wird hingegen statt einer Folie eine hydraulisch absenkbare Aluminiumhaube als Abdeckung der Bedampfungsfläche benutzt, sinkt der Energiebedarf pro Quadratmeter um 25 Prozent. Eine weitere, noch deutlichere Effizienzsteigerung wird durch den Einsatz von Injektorlanzen möglich, durch die der Dampf direkt in den Boden geführt wird und nicht mehr nur an der Oberfläche unter der Haube/Folie verbleibt.  Das Verfahren mit den Injektoren, das auch als Sandwichdämpfung bezeichnet wird, erlaubt eine Energieeinsparung von 60 Prozent gegenüber dem Folienverfahren, bei dem rund 100 kg Dampf oder sieben Liter Heizöl je Quadratmeter notwendig sind.
Ab 2017 wurde in den Versuchen die Bedämpfungsfläche verkleinert. Vor dem Setzen der Erdbeerpflanzen erhielten lediglich die Dämme eine Dampfbehandlung. Im Folgenden stellte sich heraus, dass Regenwürmer aus dem Raum zwischen den Reihen wieder in die Dämme einwanderten. Die Dammbehandlung selbst führte zu den bereits genannten Erträgen. Um den Boden in mehr als sechs Zentimeter Tiefe auf über 90 °C zu erhitzen, wurde Dampf mit 220 °C eingesetzt. Temperaturen darüber machen das Verfahren zu teuer. Die Versuche zeigten auch, dass die Dämme nach dem Bedampfungsvorgang mit Injektorlanzen und Haube nochmals aufgedämmt werden mussten, erst danach konnten der Tropfschlauch und die Folie darauf verlegt werden.
Viel Hoffnung setzt Arno Fried jetzt auf ein abgeändertes Verfahren, bei dem die Injektorlanzen die vorher auf dem Damm verlegte Folie durchstechen: Die Versuchseinheit von 2018 bestand aus einem Tragegestell von fünf Metern Länge mit 15 Lanzenpaaren, die den Dampf rund acht Zentimeter tief in den Boden leiteten. Das Tragegestell selbst wurde am Frontlader eines Schleppers angebracht. Der Dampf stammte von einem Dampferzeuger, der per Anhänger mitgeführt wurde. Entsprechend der Leistungsfähigkeit der Dampferzeugung nimmt die Bodenbedampfung durch die 15 Lanzenpaare drei bis 15 Minuten je Vorgang in Anspruch. Bei der Weiterfahrt sorgt eine zusätzliche Planenschleppe dafür, dass die Wärme im Damm nicht vorschnell entweicht. In der kommenden Saison will Arno Fried größere Dampferzeuger und längere Lanzenträger einsetzen, um die Flächenleistung zu erhöhen. Der künftige Dampfkessel soll eine Leistung von 500 kg Dampf pro Stunde haben, bisher waren es 200. Die Bodentemperatur will er nicht reduzieren. Nach seinen Erfahrungen wäre sonst die Bodenmüdigkeit nicht beseitigt.
Entsprechend der alten Ganzflächen-Methode per Abdeckfolie würde er bis zu 20 Tonnen Dampf je ha benötigen oder sieben Liter Heizöl je m2. Fried hofft, deutlich unter 3,5 Litern Heizöl pro Damm-Quadratmeter zu bleiben, was neben ökonomischen auch weitere ökologische Vorzüge hätte.