Bauern in Wut versetzt statt in Adventsruhe
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir sagte zu, er werde sich „mit aller Kraft” dafür einsetzen, dass die Kürzungen so nicht kommen. „Ich kämpfe dafür, dass es in der Härte nicht kommt”, sagte der Grünen-Politiker, der seine Rede wegen lautstarker Unmutsbekundungen einmal unterbrechen musste. Özdemir räumte ein, dass die Landwirtschaft von den Sparvorgaben härter getroffen werde als andere Branchen, „und das in einer Zeit, in der es den Betrieben ohnehin schlecht geht”. Der Minister appellierte an die Demonstranten, sich nicht von Leuten vereinnahmen zu lassen, „die ganz andere politische Ziele verfolgen”.
Der Präsident vom Bundesverband Lohnunternehmen (BLU), Klaus Pentzlin, wies darauf hin, dass Deutschland bereits jetzt die höchsten Steuern des in der Landwirtschaft eingesetzten Diesels aufweise. Der Vorsitzende Familienbetriebe Land und Forst, Max von Elverfeldt, erklärte, dass die Steuerpläne auch die Forstwirtschaft massiv belasteten, und forderte eine vollständige Rücknahme des Vorhabens. Von Südbaden aus machten sich am späten Sonntagabend zwei Busse mit knapp 100 Bäuerinnen und Bauern nach Berlin auf, um dort die Großdemo zu verstärken. Karin Henninger vom Agrardienst Baden war fürs Organisatorische mit an Bord: Sie berichtete von aufgebrachter, aber nicht aggressiver Stimmung unter den Mitfahrern, aber auch von „tollem Zusammenhalt” und einem „tollen Erlebnis”.
Ähnlich äußerte sich Mitfahrer Stefan Leichenauer. Der Konstanzer BLHV-Kreisvorsitzende sprach von einem überwältigenden „Wir-Gefühl”, das alle erfasst habe. Sehr angetan war er vom generationsübergreifenden Altersgefüge in den Bussen. „Super, was der BLHV da in kurzer Zeit alles auf die Beine stellt”, habe ein Junger zu ihm gesagt. Und er habe sich darüber gefreut, dass der BLHV hier eine so gute Figur macht, auch bei der jüngeren Generation.
Zu Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir äußert sich Bolkart wie folgt: „Ich habe erwartet, dass wir einen Landwirtschaftsminister haben, der hier ein Veto einlegt, dem bewusst ist, dass das in der Landwirtschaft nicht hinnehmbar ist.”
Für Bolkart ist jetzt die Zeit gekommen, den Druck hoch zu halten, auch wenn die Regierungspläne zurückgenommen werden: „Das ganze System muss wieder vom Kopf auf die Füße, wie beispielhaft gerade bei den GLÖZ-Auflagen, einem Riesen-Aufreger. Die gute fachliche Praxis muss wieder Richtschnur werden für unser Handeln und nicht ideologische Spinnereien.”