Politik | 18. Mai 2017

Dem Wolf beibringen, Abstand zu halten

Von AgE
Dort, wo es den Wolf schon gibt, sorgt er für erheblichen Unmut unter den Weideviehhaltern und verunsichert zunehmend Einwohner. Neben dem Deutschen Bauernverband und den Landesbauernverbänden fordert jetzt der Deutsche Jagdverband erneut ein effektiveres Wolfsmanagement.
Der Wolf ist in Baden-Württemberg noch nicht präsent, sein „Geheul” dringt aus anderen Regionen Deutschlands jedoch schon herein.
Der Deutsche Jagdverband (DJV) hat bei der Definition eines „günstigen Erhaltungszustands” für das Raubtier einen pragmatischen Ansatz gefordert.  „Der Wolf kennt keine Ländergrenzen und nicht jedes EU-Land braucht 1000 Wölfe”, erklärte DJV-Präsidiumsmitglied Helmut Dammann-Tamke. Für ein vernünftiges Wolfsmanagement müssten das internationale Monitoring und der Datenaustausch mit den Nachbarländern intensiviert werden.
Laut dem DJV nimmt die Wolfspopulation in Deutschland jährlich um 40 Prozent zu. Auch die Konflikte mit dem Tier würden sich vielerorts verschlimmern, warnt der Verband. Das zeigt unter anderem ein aktueller Fall im Nordosten Deutschlands, bei dem laut Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern mit großer Wahrscheinlichkeit ein Wolf ein neugeborenes Kalb der Raminer Agrar GmbH & Co. KG in Vorpommern nur wenige hundert Meter von einem Wohnhaus entfernt gerissen hat.
Mit rasanter Zunahme zu rechnen
Mit Blick auf zunehmende Probleme mit dem Raubtier wies Dammann-Tamke darauf hin, dass die Akzeptanz für den Wolf dort dramatisch zurückgehe, wo er sich etabliert habe. Eine Selbstregulierung des Wolfes durch Nahrungsmangel ist nach seiner Auffassung in Deutschland unrealistisch. Vielmehr sei mit einer rasanten Zunahme des Bestandes zu rechnen. Hinzu komme, dass der Wolf keine genetisch verankerte Scheu vor dem Menschen habe, warnte das DJV-Präsidiumsmitglied.  Vielmehr werde diese erlernt und an die nächste Generation weitergegeben. „Wir müssen dem Wolf also beibringen, sich vom Menschen und seinen Nutztieren fernzuhalten”, betonte Dammann-Tamke. Dies sei notwendig, um insbesondere die Weidetierhaltung in Deutschland zu erhalten. Denkbar für ein effektives Management wäre laut DJV beispielsweise, mindestens ein Tier je Rudel mit einem Sender zu versehen. Zeigten die Monitoringdaten, dass ein Rudel auffällig sei, könnten entsprechende Vergrämungsmaßnahmen eingeleitet werden. Der Abschuss von einzelnen Tieren dürfe dabei kein Tabu sein, so der Verband.
Auch der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern rief die Politik mit Blick auf den Vorfall im Osten des Landes nochmals dazu auf, die Maßnahmen gegen Wolfsübergriffe zu intensivieren. Der Geschäftsführer des betroffenen Landwirtschaftsbetriebes, Harald Nitschke, verwies auf etliche Wolfssichtungen in der Gegend und sieht inzwischen erhebliche Konsequenzen auf die Tierhaltung in der Region zukommen. Nach seiner Auffassung wird eine Weidetierhaltung mit der Ausbreitung des Wolfes bald nicht mehr möglich sein.