Politik | 22. März 2018

DBV-Vorstoß zur Haltungskennzeichnung

Von AgE
Erstmals sprach sich der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, vergangene Woche für eine Kennzeichnung von Tierhaltungsbedingungen aus. Vor allem bei Schweinefleisch solle für Verbraucher eindeutig erkennbar sein, „unter welchen Bedingungen die Tiere gehalten wurden”.
Nach den Vorstellungen des Deutschen Bauernverbandes sollen für die Kennzeichnung nicht Stalltypen entscheidend sein, sondern gegenüber gesetzlichen Anforderungen erhöhte Standards.
Vorstellbar wäre für Rukwied dabei ein mehrstufiges Modell, das die unterschiedlichen Haltungsformen kategorisiert. Die nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerin Christina Schulze Föcking begrüßte den Vorstoß. Die CDU-Politikerin will sich für eine bundeseinheitliche Lösung für eine nachvollziehbare Kennzeichnung der Haltungsbedingungen von Nutztieren einsetzen. Schulze Föcking kündigte an, dass die Agrarministerkonferenz (AMK) unter ihrem Vorsitz über eine einheitliche Kennzeichnung diskutieren werde.
„Bemerkenswert” nannte der Agrarsprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Friedrich Ostendorff, die Äußerungen des Bauernpräsidenten. Aus seiner Sicht ist damit das Bundeslandwirtschaftsministerium mit seinen Plänen für eine freiwillige Kennzeichnung isoliert. Ostendorff forderte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner auf, eine verpflichtende staatliche Haltungskennzeichnung einzuführen. Als Vorbild müsse dabei die Eierkennzeichnung dienen. Zustimmend äußerten sich auch die Tierschutzbeauftragte der SPD-Bundestagfraktion, Susanne Mittag, sowie  der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW).
Nicht nur für Frischfleisch
Rukwied erläuterte, dass nach seinen Vorstellungen bei der Kennzeichnung von Schweinefleisch – anders als bei der Eierkennzeichnung – nicht einzelne Stalltypen entscheidend sein sollten, sondern die gegenüber den gesetzlichen Anforderungen erhöhten Standards. Sinnvoll sei aus Sicht des DBV eine solche „Haltungsformkennzeichnung” allerdings nur, wenn nicht nur Frischfleisch, sondern die gesamte Palette der Fleischwaren und Verarbeitungserzeugnisse einbezogen werde. Denkbar sei, dass die Initiative Tierwohl (ITW) oder vergleichbare Institutionen die Organisation eines solchen Systems übernehmen würden.
Nach dem Modell des Bauernverbandes sollen Produkte, bei deren Erzeugung der deutsche gesetzliche Standard nicht eingehalten wird, mit der Stufe 0 gekennzeichnet werden. Stufe 1 entspräche dem deutschen gesetzlichen Standard; Stufe 2 wären höhere Standards, zum Beispiel mit mehr Platz im Stall, was dem Standard der Initiative Tierwohl gleichkäme. Stufe 3 wäre dann „Premium”, beispielsweise mit Auslauf ins Freie. Biofleisch habe darüber hinaus ohnehin einen eigenen, höheren Standard.
„Höhere Standards bedeuten aber auch höhere Kosten und das muss sich in einem etwas höheren Verkaufspreis widerspiegeln”, stellte Rukwied klar.
Zusätzlich kann sich der DBV-Präsident eine Herkunftskennzeichnung für Schweine vorstellen, beispielsweise Doppel-D (D-D) für Ferkel, die aus Deutschland stammen und hier  gemästet wurden. Ferkel, die etwa aus Dänemark stammen, aber in Deutschland gemästet werden, bekämen  die Kennzeichnung DK-D, sodass Verbraucher erkennen könnten, wo die Tiere herkommen. Ziel dieser Kennzeichnung sei es nicht zuletzt, die heimischen Produzenten zu unterstützen, so der Bauernpräsident. „Wir erhoffen uns dadurch auch, dass mehr Produkte aus besseren Bedingungen gekauft werden”, so Rukwied.