Politik | 21. September 2023

Der DBV will Lösungen anbieten

Von AgE
Anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Deutschen Bauernverbandes (DBV) betonen der gegenwärtige DBV-Präsident Joachim Rukwied und sein Vorgänger Gerd Sonnleitner die Fähigkeit des Verbandes, sich an neue Gegebenheiten anzupassen.
Vorgänger und Nachfolger: Gerd Sonnleitner (links) und Joachim Rukwied
 „Wir haben dazugelernt”, sagt Joachim Rukwied im Interview mit dem Fachpressedienst Agra-Europe. Der Politikstil habe sich seit den Neunzigerjahren grundlegend verändert: „Wir sind offen für die Weiterentwicklung der Landwirtschaft, für mehr Tierwohl, Klimaschutz und Artenvielfalt.”
Der DBV verstehe sich als Lösungsanbieter und Ansprechpartner Nummer eins für die Politik. Mit Genugtuung blickt Sonnleitner auf seine Präsidentschaft, in der es gelungen sei, die Landwirtschaft vom Staat in den Markt zu überführen. Trotz anfangs erheblicher Widerstände hätten die Bauern letztlich den Umstieg in eine marktorientierte Agrarpolitik akzeptiert. Der Schritt habe sich im Nachhinein als richtig erwiesen und vielen Betrieben eine gute Entwicklung ermöglicht.
Beide bekennen sich nachdrücklich zu Europa und einer Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Man sei mittendrin im Umbau der klassischen Direktzahlungen in eine Gemeinwohlprämie, sagt Rukwied, bezweifelt aber, dass dieses Ziel in der EU bis 2035 zu erreichen sein wird. Besorgt zeigt sich Sonnleitner vom Zulauf bei europakritischen Parteien und ermahnt die Ampel, „endlich eine gescheite Politik zu machen, die von der Bevölkerung auch anerkannt wird”.
Mut zu Veränderungen
Sonnleitner wünscht den Mitgliedern im Bauernverband „Mut zur Veränderung und Vertrauen in den Verband”. Dazu zähle auch die Einsicht, dass die Zukunft der Landwirtschaft nicht vorrangig in der Veredlung liege: „Wir werden diesen Sektor nicht verlieren, aber er wird schmelzen.” Die Betriebe stünden vor der Aufgabe, sich anzupassen und neue Einkommensmöglichkeiten zu erschließen. Dass sie das können, hätten sie seit jeher unter Beweis gestellt, sagt der 75-Jährige, der von 1997 bis 2012 an der Spitze des DBV stand. Er wendet sich ebenso wie sein Nachfolger dagegen, den Strukturwandel auf ein „Wachsen oder Weichen” zu reduzieren. „Wenn ich tüchtig bin und Grips habe, finde ich immer eine Lösung”, ist Sonnleitner überzeugt.
Beide Präsidenten sind der Auffassung, dass die Integration der ostdeutschen Landesverbände in den DBV gut gelungen sei. Sonnleitner erinnert daran, dass er sich vehement dafür eingesetzt habe, die ostdeutschen Berufskollegen in den DBV aufzunehmen. Umso enttäuschter sei er vom früheren Thüringer Bauernverbandspräsidenten Dr. Klaus Kliem, „der zunächst die frühere LPG weitgehend in seinen Besitz gebracht und sie dann für teures Geld verscherbelt hat”.