Das Jahr der kleinen Maiskörner
Neben der Bodengüte spielt der Saatzeitpunkt eine entscheidende Rolle: Früh gesäte Bestände sind offenbar deutlich besser durch den trocken-heißen Sommer gekommen. Sie konnten durch ihr früher ausgebildetes Wurzelwerk besser an Wasser kommen, vermutet ein Landwirt.
Auffallend ist auch ein gewisses Süd-Nord-Gefälle bei den Ertragserwartungen: Wenn man im Rheintal weiter nach Norden kommt, werden die Erwartungen zurückhaltender. Das bestätigt auch im Kleinen das Bild, das Pflanzenbauberater zeichnen, wenn sie ganz Baden-Württemberg in den Blick nehmen: Grob gesagt ist der nördliche Landesteil schlechter weggekommen als der südliche.
Ertragsschätzungen für die Gesamternte bewegen sich in diesen Tagen zwischen 6 und 7,5 t/ha trockener Ware. Bei beregneten Beständen seien dagegen 10 t/ha oder sogar darüber durchaus möglich.
Die Erfasser werden aber weitere Abstriche bei den Mengen in Kauf nehmen müssen, weil ursprünglich als Körnermais vorgesehene Bestände wegen der schlechten Grundfuttersituation bereits als Silomais gehäckselt wurden. Manche Erfasser erwarten zwischen 40 und 50 % weniger Menge als im vergangenen Jahr.
Einen Vorteil haben die geringen Mengen: Man hofft auf genügend Lagerraum für die Ernte. Wer nämlich zurzeit Ware per Schiff wegbekommen muss, für den wird es wegen der erheblichen Kleinwasserzuschläge sehr teuer, was natürlich auf die Erzeugerpreise Auswirkungen hätte. „Wir haben fast doppelt so hohe Frachtkosten wie in normalen Zeiten”, berichtet ein Erfasser und fügt hinzu: „Die Käufer setzen auf Druck, wir setzen auf Lager.”
Die Preise haben sich nach dem strammen Anstieg und der zwischenzeitlichen kleinen Korrektur wieder stabilisiert. In diesen Tagen sind Erzeugerpreise von rund 180 Euro pro Tonne frei Wasserplatz am Rhein zu erzielen. Trotz der Tatsache, dass ein Risiko für Korrekturen auf diesem Preisniveau besteht, sehen die meisten Marktbeteiligten noch ein gewisses Aufwärtspotenzial für die Notierungen.
Wohlwissend, dass hohe Ernten in den USA, der Ukraine und auf dem Balkan prognostiziert werden, scheinen die preisunterstützenden Argumente im Moment für die Marktbeteiligten im Rheintal die stärkeren zu sein: Weitere Überraschungen nach unten bei den Erträgen werden im weiteren Verlauf der Ernte für möglich gehalten. „Auch die Verarbeiter vermitteln im Moment das Gefühl, dass noch etwas Preisspielraum nach oben besteht”, berichtet ein Vermarkter. Andere nennen den Preisabstand zum teuer bezahlten Weizen als Grund für ihre vorsichtig-positive Preiseinschätzung. Und nicht zuletzt dürfte auch der starke Wettbewerb zwischen den Erfassern im Rheintal preisstabilisierend wirken.
Auch auf 2019 richtet sich der Blick schon: Sowohl für Weizen als auch für Körnermais seien die Märkte mit Erzeugerpreisen zwischen 175 und 180 Euro frei Wasserplatz attraktiv gestimmt, betont ein Erfasser.