Politik | 25. August 2022

Das Getreide ist bundesweit drin, schlechte Aussichten für Mais und Kartoffeln

Von enz/AgE
Auch in diesem Jahr haben die Landwirte in Deutschland insgesamt eine nur unterdurchschnittliche Erntemenge an Getreide eingefahren, bezogen auf das mehrjährige Mittel.
Nach der aktuellen Einschätzung des Deutschen Bauernverbandes (DBV) beläuft sich das Aufkommen auf etwa 43 Millionen Tonnen (Mio.t), womit zwar das Vorjahresergebnis um 1Mio.t oder knapp 2 Prozent übertroffen worden ist. Der Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2021 ohne das extreme Dürrejahr 2018 in Höhe von 45,6 Mio.t wird aber deutlich verfehlt. Die Winterrapsernte beziffert der Bauernverband auf gut 4 Mio.t.
Ein großer Unsicherheitsfaktor ist in diesem Jahr laut DBV die Ernte von Körnermais. Dieser habe in vielen Regionen massiv unter der Trockenheit der letzten Wochen gelitten. „Wo es wochenlang nicht geregnet hat, rechnen wir bei den Herbstkulturen mit 50 Prozent weniger Ertrag”, so DBV-Präsident Joachim Rukwied bei der Erntepressekonferenz des Bauernverbandes am Mittwoch dieser Woche in Berlin.
Die diesjährige Getreideernte falle quantitativ gesehen im Gegensatz zu 2021 etwas besser aus, die Qualitäten speziell beim Weizen ließen aber vielfach zu wünschen übrig, berichtete  Ruwied. Die regionalen Unterschiede seien dabei noch stärker ausgeprägt als in den Vorjahren. Bei Winterweizen, der wichtigsten Kultur, geht der Bauernverband von einer Erntemenge von 21,8Mio.t aus; das wären rund 800000 t mehr als im Vorjahr, aber gut 2 Mio.t weniger als im mehrjährigen Mittel.
„Die in vielen Regionen des Landes lang anhaltende Trockenheit zeigt erneut: Der Klimawandel ist da”, stellte Rukwied fest. Schaue man sich die Erträge in den letzten Jahren an, werde deutlich, dass es keinen Spielraum für weitere flächendeckende Einschränkungen bei der Erzeugung von Nahrungsmitteln geben dürfe. Die von der EU-Kommission geplanten pauschalen Anwendungsverbote von Pflanzenschutzmitteln würden die Lebensmittelversorgung in Europa gefährden und seien daher nicht hinnehmbar.
Beim Ausblick auf die Ernte der Herbstkulturen berichtete Rukwied, dass in den Dürregebieten die Bestände von Mais, Kartoffeln, Zuckerrüben und weiteren inzwischen massiv litten, so dass  hier regional mit erheblichen Ertragseinbußen gerechnet werden müsse.
Einheitlicher Mindestlohn nötig
Für die anstehende Raps- und Zwischenfruchtaussaat sei es mancherorts ebenfalls viel zu trocken. „Außerdem trifft die Dürre auch die Tierhalter”, so der DBV-Präsident. Zum Teil müssten bereits die Wintervorräte angebrochen werden, um die Futterversorgung sicherzustellen. Rukwied, der in seinem Betrieb bei Heilbronn selbst Gemüsebau und Weinbau betreibt, warf auch einen Blick  auf die Zukunft der Sonderkulturen im Land, außerhalb von Klima- und Wettereinflüssen.  Der Präsident des DBV  sieht weitere Flächenrückgänge bei arbeitsintensiven Kulturen wie Erdbeeren und Spargel in Deutschland voraus  aufgrund des Mindestlohns von 12Euro ab Oktober. „Wenn wir den Anbau von Sonderkulturen in Deutschland erhalten wollen, brauchen  wir dringend einen europaweit einheitlichen Mindestlohn”, erklärte Rukwied gegenüber den versammelten Vertreterinnen und Vetretern der Presse.