Politik | 21. Juli 2022

„Da brennt der Kittel”

Von Silvia Rueß
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir war vergangene Woche zu Gast auf dem Betrieb von Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), in Eberstadt bei Heilbronn. Dabei ging es weniger um die Heilbronner Kulturlandschaft als um den politischen Austausch.
Nach der Ernte ist vor der Ernte: Joachim Rukwied (links) machte Cem Özdemir auf einem frisch gedroschenen Feld darauf aufmerksam, dass Bauern dringend wissen müssen, was bei der GAP künftig gilt.
Der erste Blick gilt der Kultur. Kaum am Acker angekommen, stehen Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und DBV-Präsident Joachim Rukwied im teilweise gedroschenen Gerstenfeld. Rukwied weist auf die großen Risse im Ackerboden hin. Die Trockenheit macht ihm zu schaffen. „Wir Bauern spüren den Klimawandel schon eine Weile”, sagt Rukwied.
Es braucht dringend Entscheidungen
Für Özdemir ist klar, dass ein großes gemeinsames Interesse von Politik und Landwirtschaft bestehen muss, die Folgen der Klimakrise so gering wie möglich zu halten.
Dringend Entscheidungen brauche es aber nun vor allem bei der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), so Rukwied. Die Landwirte ernten aktuell und planen den Anbau: „Ohne zu wissen, ob der gesetzeskonform ist.” Rukwied fordert Özdemir auf, dass entweder die aktuelle GAP um ein Jahr verlängert wird oder bei Gültigkeit der neuen GAP das kommende Jahr sanktionsfrei gesetzt wird. Nachdem Özdemir sich selbst vom Zustand der mehrjährigen Brachen auf dem Hof in Eberstadt überzeugen konnte, hofft Rukwied auf Änderungen bei den Stilllegungsflächen: „Wir brauchen die Bodenbearbeitung bei nichtproduktiven Flächen”, so Rukwied.
Einig sind sich Bauernpräsident und Minister auch, dass schnell Bewegung in den Umbau der Tierhaltung kommen muss. „Da brennt der Kittel”, lässt Özdemir wissen. Dass eine Tierhaltungskennzeichnung allein nicht ausreicht, sei ihm bewusst. Finanzielle Unterstützung müsse es auch für Umbau und Betriebskosten geben, so Özdemir. Als nicht ausreichend bezeichnet Rukwied, was hier bisher vorliegt. Özdemir gibt sich insgesamt aufgeschlossen an diesem Nachmittag: „Wir wollen hören, was die Belange der Landwirtschaft sind. Auch gerne im Sinne von, was man besser machen kann mit Blick auf die Zukunft”, erklärt er und fährt mit dem Bauernpräsidenten aufs nächste Feld.