Betrieb und Wirtschaft | 25. März 2021

Corona kurbelte Apfel-Umsätze an

Von René Bossert
Getragen von einer ermutigenden Wertschätzung durch die Bevölkerung hat die genossenschaftliche Obst- und Gemüsewirtschaft in Baden-Württemberg das Jahr 2020 nach eigener Einschätzung gut gemeistert. Die Umsätze legten trotz kleinerer Vermarktungsmengen um vier Prozent zu.
Dies erklärte  Dr. Roman Glaser, Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV), am Montag bei einer  digitalen Pressekonferenz.  Coronabedingt konnte insbesondere im Frühjahr wegen fehlender Saisonarbeitskräfte  nicht immer die komplette Ernte gesichert werden.  Doch die Verbraucher hätten in der Pandemie verstärkt zuhause gekocht und dabei häufig auf  regional erzeugte Lebensmittel gesetzt.
„Die Menschen haben erkannt, dass regionale Landwirtschaft einen Wert an sich darstellt”, sagte  Glaser und fuhr fort:  „Unsere Landwirte haben sich mit großer Kraft gegen die Krise  gestemmt und sind ihrer gesamtgesellschaftlichen Verpflichtung mehr als gerecht geworden. Dies verdient großen Respekt.” Wegen der gestiegenen Wertschätzung gebe es auch Optimismus für die laufende Saison.
211000 Tonnen Obst haben die genossenschaftlichen Erzeugermärkte 2020 vermarktet: Das waren  knapp  13 % weniger als im Jahr zuvor. Mengenrückgänge von rund 12 % verzeichnet die genossenschaftliche Gemüsewirtschaft. Insgesamt wurden 83000 Tonnen zur Vermarktung angeliefert, knapp 12 %  weniger als ein Jahr zuvor.
 Die Obstumsätze lagen  bei 206 Mio.  Euro, ein Plus von 16 %. Gemüse erzielte  einen Umsatz von 251 Mio.,  ein Minus von 0,9 %. Zwölf Genossenschaften  sind im Bereich Obst und Gemüse tätig.
Die Mengenrückgänge bei  Obst  sind insbesondere den Äpfeln geschuldet: Rund 30000 Tonnen oder 14 %  Äpfel wurden weniger vermarktet. Allerdings war 2019 ein  überdurchschnittlich starkes Apfeljahr.
 Dass Umsatzsteigerungen erzielt werden konnten, lag an zum Teil deutlich höheren Erlösen, vor allem bei   Erdbeeren und  Äpfeln. Vor allem letztere waren in der  Corona-Krise stark gefragt.  Im Zuge dessen stiegen die durchschnittlichen Verkaufserlöse  im Vergleich zum extrem schlechten Vorjahr um 44 % auf 0,60 Euro/kg. Mit gut 107 Mio.  Euro lag der Umsatz durch Äpfel  um 23 % höher als im Jahr zuvor.  Die baden-württembergische Apfelernte  2019 war mit rund 400000 Tonnen gut – die Vermarktung  lief ohne Engpässe.
Durchschnittlich 3,06 Euro/kg  erzielten die Erzeugermärkte für  Erdbeeren, das waren  10 % mehr als im Jahr vor. Insgesamt vermarkteten sie  knapp 8000 Tonnen,   5 % weniger als 2019. Dank  höherer Preise stieg der Umsatz um 5 % auf 24,4 Mio.  Euro.
Bei den Zwetschgen sank die Vermarktungsmenge frostbedingt um 26 % auf rund 8800 Tonnen.  Der Umsatz reduzierte sich um 6 %  auf 8,95 Mio. Euro.  Die Zwetschgenproduktion werde in den nächsten Jahren abnehmen. 
Die Zwetschgenvermarktung litt 2020 unter knappen Mengen.

Die Spargelsaison  startete ungewöhnlich früh, wobei die Vermarktung durch die Corona-Pandemie   stark eingeschränkt wurde. Mit 4700 Tonnen lag die Absatzmenge  auf historisch niedrigem Niveau und 14 % unter dem Vorjahr.   Konzepte zum Umgang mit der Pandemie lagen in dieser frühen Phase noch nicht vor.   Manche Felder wurden nicht beerntet, weil Arbeitskräfte fehlten. Darüber hinaus fiel die Gastronomie als  Abnehmer weg. Die Wertschätzung für den regionalen Spargel spiegelte sich  in  gestiegenen Erlösen wider: Der durchschnittliche Kilopreis lag 2020 bei 5,33 Euro (Vorjahr 4,62 Euro). Mit 25,2 Mio.  Euro lag der Umsatz 1 % unter dem Vorjahr. 

Verhaltene Aussaat
Zufriedenstellend verlief die Saison für Tomaten: Mit 19000 Tonnen lag die Menge zwar um 6 % unter dem Vorjahr. Bei einem  auf 2,14 Euro/kg  gestiegenen Durchschnittserlös (Vorjahr: 1,94 Euro) wurde mit 40,6 Mio.  Euro ein Umsatzplus von 4 % erreicht. Bei Paprika gelangte mit 4350 Tonnen rund 2 % weniger Menge in die Vermarktung.   Auch hier konnte der Umsatz wegen besserer Preise um 4 % auf 10,9 Mio.  Euro gesteigert werden.
 Corona schlug sich auf die gesamte Saison nieder. Denn manche Erzeuger hätten auch bei der Aussaat verhalten agiert beziehungsweise nicht ausreichend Helfer dafür gehabt.  Bei den Salaten war coronabedingt der Rückgang mit 30 %  auf 9,8 Mio.  Stück und beim Umsatz mit 20 % auf 8,7 Mio. Euro deutlich.