Der Agrarpolitische Bericht der Bundesregierung weist die Buchführungsergebnisse und die Einkommensentwicklung landwirtschaftlicher Betriebe seit 2010 bis einschließlich des Wirtschaftsjahres 2021/22 aus. Jüngere Zeiträume sind noch nicht berücksichtigt.
Die Einkommen der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe hatten sich in der Saison 2021/22 außerordentlich positiv entwickelt. Wesentlicher Grund waren die stark gestiegenen Agrarpreise als Folge des Ukraine-Krieges. Die höheren Erlöse für Rohmilch, Getreide, Körnermais und Rinder wirkten sich positiv auf die Ertragslage aus. Die ebenfalls kräftigen Preissteigerungen für Futter- und Düngemittel wurden dabei überkompensiert. Zudem waren die Betriebsmitteleinkäufe teils noch zu niedrigeren Preisen erfolgt.
Aus den Zahlen wird deutlich, dass die Einkommensentwicklung stark von der Betriebsgröße abhängig ist. Kleine Betriebe mit 50 bis 100Hektar erwirtschafteten demnach 2020/21 einen durchschnittlichen Gewinn von rund 33500 Euro, mittlere mit 100 bis 250 Hektar knapp 60000 Euro und große ab 250Hektar etwa 132000 Euro. Mit steigender Betriebsgröße nimmt auch der Gewinn je Arbeitskraft zu. Dieser betrug einschließlich des Personalaufwandes bei kleinen Betrieben rund 27000Euro, bei mittleren etwa 38200 und bei großen gut 55000 Euro.
Wie im Bericht zudem dargelegt wird, hat sich der Strukturwandel im vergangenen Jahrzehnt verlangsamt. Demnach ging die Zahl der Betriebe zwischen 2010 und 2020 um jährlich durchschnittlich 1,1 Prozent zurück. Damit lag die Abnahmerate deutlich unter dem langjährigen Mittelwert von rund drei Prozent.
Nach den Ergebnissen der Landwirtschaftszählung gab es 2020 in Deutschland noch rund 262800 landwirtschaftliche Betriebe; das waren etwa 36100 weniger als zehn Jahre zuvor. Die Wachstumsschwelle liegt inzwischen bei rund 100 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche (LF). In den Betriebsgrößenklassen bis zu dieser Marke hat die Zahl der Betriebe zum Teil erheblich abgenommen. Allerdings verfügen nach wie vor mehr als zwei Drittel der Betriebe über weniger als 50 Hektar LF. Die mittlere Flächenausstattung betrug 2020 rund 63 Hektar im Vergleich zu 56 Hektar im Jahr 2010. Laut Agrarbericht werden 87 Prozent der Betriebe als Einzelunternehmen geführt. Noch etwa 43 Prozent der rund 228300 Einzelunternehmen werden im Haupterwerb geführt. Der Anteil der Haupterwerbsbetriebe ist stetig zurückgegangen, und zwar um gut sechs Prozentpunkte im Vergleich zu 2010.
Weiterhin rückläufig ist auch die Zahl der Familienarbeitskräfte in der Landwirtschaft. Hingegen ist die Zahl der in der Landwirtschaft ständig beschäftigten Arbeitskräfte seit 2010 um rund ein Fünftel gestiegen. Laut der Landwirtschaftszählung lag der Anteil der Familienarbeitskräfte im Jahr 2020 bei 47Prozent. Zu den 436100 Familienarbeitskräften kamen rund 229300 ständig angestellte Arbeitskräfte und etwa 271500 Saisonarbeitskräfte. Der Arbeitskräftebesatz liegt zwischen 1,2 Arbeitskräfteeinheiten je 100 Hektar in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt sowie 11,7 in Hamburg. 2020 arbeiteten im Schnitt 29 Prozent der Beschäftigten in Vollzeit.
Der hohe Anteil der Teilzeitbeschäftigung resultiert dem Bundeslandwirtschaftsministerium zufolge vor allem aus der hohen Anzahl an befristet angestellten Saisonarbeitskräften und den Personen in den Nebenerwerbsbetrieben.