Land und Leute | 22. April 2015

Mit Leistungswillen und Können

Von Gerda Oswald
Zwei Tage lang maßen sich 23 junge Berufs- und Fachschüler aus der Land- und Hauswirtschaft am Landwirtschaftlichen Bildungszentrum auf der Hochburg in Emmendingen. Die vier Verbandssieger treten im Juni beim Bundesentscheid der Grünen Berufe in Schleswig-Holstein an.
Die Sieger Mathias Friedrich, Katharina Benz, Lukas Gleichauf und Louis Scherzinger (2.-4. von links) mit Jonas Kaufmann (links) und Sylvia Ewald vom Bund Badischer Landjugend.
Katharina Benz (18) aus Ohlsbach gewann mit großem Vorsprung bei den Berufsschülerinnen der Hauswirtschaft. Sie hat im Mutterhaus des Gengenbacher Klosters ihre Ausbildung absolviert. Sie sieht mehrere Möglichkeiten für sich. Entweder sie macht im Anschluss den Meister, oder sie holt die Fachhochschulreife nach und studiert Lehramt für technische Lehrerin an Berufsschulen. Noch hat sie sich nicht endgültig entschieden, in welche Richtung ihre berufliche Zukunft gehen soll. „Ich probiere gerne Neues aus und lasse mich beim Kochen und Backen von saisonalen Produkten anregen”, sagt sie.
Mathias Friedrich (26) aus Bräunlingen gewann bei den Berufsschülern Landwirtschaft. Er machte seine Ausbildung bei der Riegger GbR in Hüfingen. Er wird der Hofnachfolger auf dem Biohof seiner Eltern werden, die 90 Milchkühe halten. Und auch das Team der Fachschüler Lukas Gleichauf (20) aus Blumberg-Fützen und Louis Scherzinger (21) aus Löffingen-Bachheim bei den Fachschülern Landwirtschaft tritt im Juni beim Bundesentscheid an. Gleichauf besucht die Meisterschule in Donaueschingen. Er wird der Hofnachfolger des elterlichen Betriebs, der 30 Milchkühe mit Acker- und Grünland hat und eine Biogasanlage beliefert. Scherzinger wird ebenfalls einmal den elterlichen Betrieb mit 90 Milchkühen übernehmen. Zurzeit besucht er im ersten Jahr die Fachschule.
Vorausgegangen waren zwei Tage Berufswettbewerb der Grünen Berufe am Landwirtschaftlichen Bildungszentrum Hochburg. Alle 23 Teilnehmer kämpften und bewiesen, was sie bisher während der Ausbildung gelernt haben. Zuerst absolvierten alle einen theoretischen Teil, bevor es an Aufgabenstellungen aus der Praxis ging.  Nach einem vorgegebenen Fragenkatalog galt es bei der Bonitur den Zustand eines Ackers mit Winterweizen nach Unkrautbefall, Krankheits- und Schädlingsbefall und Nährstoffzustand zu beurteilen und die notwendigen Maßnahmen festzulegen.
Landwirtschaftsmeister Jonas Kaufmann  aus Efringen-Kirchen prüfte genau, ob etwa der Nährstoffmangel beim Winterweizen und die Unkrautverunreinigung erkannt wurden und wie ein Biobetrieb Abhilfe schaffen könnte. Bei der Tierbeurteilung der Fleckviehkuh hörten die Landwirtschaftsmeister Gerhard Klausmann  aus St. Georgen-Stockburg und Stefan Schweikert  aus Freiamt ganz genau hin.  Sie fragten wichtige Details ganz genau ab, welche Gräser  beispielsweise in der vorgelegten Silage vorzufinden sind und welche Qualität das Futtermittel habe.
Familienfest planen
Von links: Nathalie Henkel aus Hinterzarten und Uwe Mink-Ohnmacht aus Immendingen-Ippingen mit ihrem Prüfer Jonas Kaufmann (24), Landwirtschaftsmeister aus Efringen-Kirchen, bei der Bonitur.
Ihre Geschicklichkeit bewiesen die Teilnehmer beim Rangieren mit dem Schlepper samt Frontlader und beim Sichern einer Ladung Rundballen auf einem Anhänger. Da galt es ein ruhiges Händchen zu haben, um einen gefüllten Wassereimer mit dem Frontlader zu transportieren und an einen zweiten Schlepper weiterzugeben. Bei der Ladungssicherheit der Rundballen wurde vor allem auf die Verkehrssicherheit der Ladung strengstens geachtet. Ebenfalls bekannte Gesichter gab es bei den Prüferinnen in der Hauswirtschaft. Mit Hauswirtschaftsmeisterin Lisa Köninger aus Waldulm gab es ein Wiedersehen mit der Siegerin vom vergangenen Jahr. Sie und die Meisterin Monika Zimmermann aus Freiamt gaben den Hauswirtschafterinnen die Aufgabe, ein großes Familienfest zu organisieren. Dabei sollten alte Rezepte neu interpretiert werden. Die Planungen mussten präsentiert und die Tafel eingedeckt und dekoriert werden. Was dabei Leckeres entstanden ist, konnte im Anschluss an die Preisverleihung gekostet werden.
Bei der Preisverleihung gratulierte der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Fechner. Er signalisierte Gesprächsbereitschaft mit den jungen Landwirten und Hauswirtschafterinnen zu den Themen Mindestlohn, Hofübergabe und gesunde Lebensmittel. Dieter Blaeß vom Regierungspräsidium Freiburg gab dem Abgeordneten mit auf den Weg, dass die Natur sich nicht an die Arbeitszeiten eines Gesetzes halte, denn Erdbeeren etwa wüchsen und reiften nur nach den Regeln der Natur. Kathrin Leininger vom Landfrauenverband Südbaden ermunterte, sich den Herausforderungen in der Landwirtschaft zu stellen und für die Interessen zu kämpfen. Dafür müsse man sich im Berufsverband und in der Politik engagieren. BLHV-Vizepräsident Karl Silberer  ermunterte: „Grüne Berufe haben Zukunft” – wohl wissend, dass lediglich drei Prozent der Bevölkerung die Gesellschaft ernähren sollen. Auch der Strukturwandel komme durch die Hintertür in Form von nicht realisierbaren Vorschriften. Dem müsse man mit einer fundierten Ausbildung und einer gehörigen Portion Leistungswillen entgegentreten.
Für die ersten drei Plätze gab es hochwertige Präsente von Sponsoren. Der BBL hatte als Ausrichter im Wolfhof in Simonswald ein unterhaltsames Programm geboten, und die Sieger erwartet bei einem dreitägigen Coachingseminar in Bad Waldsee eine professionelle Vorbereitung aller Qualifizierten aus Baden-Württemberg auf den Bundesentscheid.    
 
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Verbandsentscheid Berufswettbewerb