Zwei Tage lang maßen sich 23 junge Berufs- und Fachschüler aus der Land- und Hauswirtschaft am Landwirtschaftlichen Bildungszentrum auf der Hochburg in Emmendingen. Die vier Verbandssieger treten im Juni beim Bundesentscheid der Grünen Berufe in Schleswig-Holstein an.
Die Sieger Mathias Friedrich, Katharina Benz, Lukas Gleichauf und Louis Scherzinger (2.-4. von links) mit Jonas Kaufmann (links) und Sylvia Ewald vom Bund Badischer Landjugend.
Katharina Benz (18) aus Ohlsbach gewann mit großem Vorsprung bei den Berufsschülerinnen der Hauswirtschaft. Sie hat im Mutterhaus des Gengenbacher Klosters ihre Ausbildung absolviert. Sie sieht mehrere Möglichkeiten für sich. Entweder sie macht im Anschluss den Meister, oder sie holt die Fachhochschulreife nach und studiert Lehramt für technische Lehrerin an Berufsschulen. Noch hat sie sich nicht endgültig entschieden, in welche Richtung ihre berufliche Zukunft gehen soll. „Ich probiere gerne Neues aus und lasse mich beim Kochen und Backen von saisonalen Produkten anregen”, sagt sie.
Mathias Friedrich (26) aus Bräunlingen gewann bei den Berufsschülern Landwirtschaft. Er machte seine Ausbildung bei der Riegger GbR in Hüfingen. Er wird der Hofnachfolger auf dem Biohof seiner Eltern werden, die 90 Milchkühe halten. Und auch das Team der Fachschüler Lukas Gleichauf (20) aus Blumberg-Fützen und Louis Scherzinger (21) aus Löffingen-Bachheim bei den Fachschülern Landwirtschaft tritt im Juni beim Bundesentscheid an. Gleichauf besucht die Meisterschule in Donaueschingen. Er wird der Hofnachfolger des elterlichen Betriebs, der 30 Milchkühe mit Acker- und Grünland hat und eine Biogasanlage beliefert. Scherzinger wird ebenfalls einmal den elterlichen Betrieb mit 90 Milchkühen übernehmen. Zurzeit besucht er im ersten Jahr die Fachschule.
Vorausgegangen waren zwei Tage Berufswettbewerb der Grünen Berufe am Landwirtschaftlichen Bildungszentrum Hochburg. Alle 23 Teilnehmer kämpften und bewiesen, was sie bisher während der Ausbildung gelernt haben. Zuerst absolvierten alle einen theoretischen Teil, bevor es an Aufgabenstellungen aus der Praxis ging. Nach einem vorgegebenen Fragenkatalog galt es bei der Bonitur den Zustand eines Ackers mit Winterweizen nach Unkrautbefall, Krankheits- und Schädlingsbefall und Nährstoffzustand zu beurteilen und die notwendigen Maßnahmen festzulegen.
Landwirtschaftsmeister Jonas Kaufmann aus Efringen-Kirchen prüfte genau, ob etwa der Nährstoffmangel beim Winterweizen und die Unkrautverunreinigung erkannt wurden und wie ein Biobetrieb Abhilfe schaffen könnte. Bei der Tierbeurteilung der Fleckviehkuh hörten die Landwirtschaftsmeister Gerhard Klausmann aus St. Georgen-Stockburg und Stefan Schweikert aus Freiamt ganz genau hin. Sie fragten wichtige Details ganz genau ab, welche Gräser beispielsweise in der vorgelegten Silage vorzufinden sind und welche Qualität das Futtermittel habe.
Familienfest planen
Von links: Nathalie Henkel aus Hinterzarten und Uwe Mink-Ohnmacht aus Immendingen-Ippingen mit ihrem Prüfer Jonas Kaufmann (24), Landwirtschaftsmeister aus Efringen-Kirchen, bei der Bonitur.
Ihre Geschicklichkeit bewiesen die Teilnehmer beim
Rangieren mit dem Schlepper samt Frontlader und beim Sichern einer
Ladung Rundballen auf einem Anhänger. Da galt es ein ruhiges Händchen zu
haben, um einen gefüllten Wassereimer mit dem Frontlader zu
transportieren und an einen zweiten Schlepper weiterzugeben. Bei der
Ladungssicherheit der Rundballen wurde vor allem auf die
Verkehrssicherheit der Ladung strengstens geachtet. Ebenfalls bekannte
Gesichter gab es bei den Prüferinnen in der Hauswirtschaft. Mit
Hauswirtschaftsmeisterin Lisa Köninger aus Waldulm gab es ein
Wiedersehen mit der Siegerin vom vergangenen Jahr. Sie und die Meisterin
Monika Zimmermann aus Freiamt gaben den Hauswirtschafterinnen die
Aufgabe, ein großes Familienfest zu organisieren. Dabei sollten alte
Rezepte neu interpretiert werden. Die Planungen mussten präsentiert und
die Tafel eingedeckt und dekoriert werden. Was dabei Leckeres entstanden
ist, konnte im Anschluss an die Preisverleihung gekostet werden.
Bei
der Preisverleihung gratulierte der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes
Fechner. Er signalisierte Gesprächsbereitschaft mit den jungen
Landwirten und Hauswirtschafterinnen zu den Themen Mindestlohn,
Hofübergabe und gesunde Lebensmittel. Dieter Blaeß vom
Regierungspräsidium Freiburg gab dem Abgeordneten mit auf den Weg, dass
die Natur sich nicht an die Arbeitszeiten eines Gesetzes halte, denn
Erdbeeren etwa wüchsen und reiften nur nach den Regeln der Natur.
Kathrin Leininger vom Landfrauenverband Südbaden ermunterte, sich den
Herausforderungen in der Landwirtschaft zu stellen und für die
Interessen zu kämpfen. Dafür müsse man sich im Berufsverband und in der
Politik engagieren. BLHV-Vizepräsident Karl Silberer ermunterte: „Grüne
Berufe haben Zukunft” – wohl wissend, dass lediglich drei Prozent der
Bevölkerung die Gesellschaft ernähren sollen. Auch der Strukturwandel
komme durch die Hintertür in Form von nicht realisierbaren Vorschriften.
Dem müsse man mit einer fundierten Ausbildung und einer gehörigen
Portion Leistungswillen entgegentreten.
Für die ersten drei Plätze
gab es hochwertige Präsente von Sponsoren. Der BBL hatte als Ausrichter
im Wolfhof in Simonswald ein unterhaltsames Programm geboten, und die
Sieger erwartet bei einem dreitägigen Coachingseminar in Bad Waldsee
eine professionelle Vorbereitung aller Qualifizierten aus
Baden-Württemberg auf den Bundesentscheid.