Politik | 12. April 2017

Bürokratie bremst Naturschutz

Von AgE
Unrealistische Kontrollvorgaben und eine ausufernde Bürokratie, vor allem die drohende Anlastung, bremsen den möglichen Naturschutz in der landwirtschaftlichen Nutzung: Das ergab eine Fachtagung in Berlin.
Die Landwirtschaft erbringt bereits jetzt einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität, hob der Vertreter des DBV auf der Fachtagung in Berlin hervor.
Die Teilnehmer der Tagung „Mehr Biodiversität in der Agrarlandschaft – was tun?” waren sich jedenfalls in diesem Urteil einig. Die Fachveranstaltung wurde am 5. April  von der Deutschen Vernetzungsstelle Ländlicher Räume (DVS) in Berlin ausgerichtet.
Dabei wären die Landwirte durchaus bereit, sich für mehr Naturschutz einzusetzen und Teile ihrer Flächen aus der Produktion zu nehmen oder extensiver zu bewirtschaften, hoben  Praktiker und Berufsstandsvertreter hervor. Nach Auffassung des Umweltbeauftragten vom Deutschen Bauernverband (DBV), Eberhard Hartelt, sind das „rigide Kontrollsystem der Europäischen Union und mangelnde Flexibilität” derzeit  Haupthindernisse für mehr Natur- und Artenschutz in der Agrarlandschaft. Er plädierte für einen Neustart im Kontrollwesen. Außerdem müssten Naturschutzleistungen  besser honoriert werden; ein Nachteilsausgleich reiche nicht aus.
Hartelt hob den wichtigen Beitrag hervor, den die Landwirtschaft bereits jetzt zur Biodiversität erbringe. Er verwies auf eine Vielzahl von Agrarumweltmaßnahmen, das Greening sowie den Vertragsnaturschutz.
Für das BASF-Vorstandsmitglied Dr. Harald Schwager sind die moderne Landwirtschaft und der Umweltschutz kein Widerspruch. Ziel müsse es sein, produktive landwirtschaftliche Flächen zu erhalten und weniger produktive Areale als zusätzliche Lebensräume zur Förderung der Artenvielfalt zu nutzen.
Mühselig
Der Präsident der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Dr. Hanns-Christoph Eiden, unterstrich, dass man „nur mit vereinten Kräften” die gesteckten Biodiversitätsziele erreichen könne. Es gehe nicht ohne die Landwirtschaft, nicht ohne die anderen Akteure des Naturschutzes, aber auch nicht ohne den Bund und die Länder.
Auf „die mühseligen Einflussmöglichkeiten der Bundesregierung beim EU-Recht” machte der Abteilungsleiter Biobasierte Wirtschaft im Bundeslandwirtschaftsministerium, Clemens Neumann, aufmerksam. Man sei sich durchaus der Hürden und Schwierigkeiten bewusst, und leite Kritik regelmäßig und mit Nachdruck weiter. Die Brüsseler Mühlen mahlten aber langsam, und das alleinige Vorschlagsrecht für Gesetzesvorschläge obliege der EU-Kommission.
Dialogbereitschaft gelobt
Der Generalsekretär vom Deutschen Naturschutzring (DNR), Florian Schöne, zeigte sich erfreut über die Dialogbereitschaft zwischen Landwirtschaft und Naturschutz. Darauf müsse man unbedingt aufbauen. Er hält einen gemischten Ansatz an Ordnungsrecht und innovativen Lösungen aus der Branche für sinnvoll. Landwirt und Blogger Jürgen Pfaffen räumte ein, dass es  mit der Führungsebene der Umweltschutzorganisationen eine konstruktive, differenzierte Auseinandersetzung gebe. Aber bereits darunter und in der öffentlichen Diskussion würden die alten Feindbilder und Mauern gepflegt. Hier sei der Landwirt oft der Alleinschuldige und Buhmann.