Politik | 12. Mai 2022

Brüssel sieht reichlich Nachbesserungsbedarf

Von AgE
Die Europäische Kommission ist nach der ersten Überprüfung der Strategieplanentwürfe von 19 Mitgliedstaaten keineswegs zufrieden.
Die EU-Kommission hat auf etliche Strategieplanentwürfe der Mitgliedstaaten zur EU-Agrarreform einen kritischen Blick geworfen.
Wie aus den jüngst veröffentlichten einzelnen Schreiben der Brüsseler Behörde an die jeweiligen Länder hervorgeht, gilt dies vor allem für umwelt- und klimapolitische Fragestellungen. Einer der Hauptkritikpunkte ist die aus Sicht der Kommission unzureichende Ausgestaltung der Öko-Regelungen. Da Deutschland seinen Entwurf erst mit deutlicher Verspätung in Brüssel vorgelegt hatte, kann Berlin erst in einigen Wochen mit einer abschließenden Bewertung der Kommission rechnen.
Teilweise Potenzial, aber...
In Richtung Polen stellt die EU-Behörde derweil fest, dass zwar teilweise Potenzial bestünde. Allerdings seien unter anderem mit Blick auf die Maßnahmen in Bezug auf die Abschwächung und die Anpassung an den Klimawandel, die Ammoniakemissionen, die biologische Vielfalt, die Wassermenge und -qualität und die erneuerbaren Energien Optimierungen notwendig.
In deutlichen Worten wird Spanien nachdrücklich dazu aufgefordert, seine Anstrengungen zu erhöhen, insbesondere im Rahmen der Agrarumweltverpflichtungen. In Richtung Irland äußert die Kommission Zweifel, ob die Vorschläge zum Umwelt- und Klimaschutz weit genug gehen. In diesem Zusammenhang wird insbesondere auf die beträchtliche Zunahme des irischen Milchviehbestands in den letzten Jahren hingewiesen.
Deutliche Kritik an Ungarn
Mit die deutlichste Kritik übt die Kommission  an der ungarischen Regierung. Der Plan aus Budapest müsse „noch erheblich” verbessert werden, heißt es. Dies gelte sowohl für den Inhalt, die Kohärenz, die Begründung der getroffenen Entscheidungen sowie die wirtschaftlichen, ökologischen, klimatischen und sozialen Ambitionen. Aktuell ist der Entwurf aus Brüsseler Sicht nicht dazu geeignet, wirksam zum allgemeinen Ziel der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit beizutragen. Ungarn wird unter anderem aufgefordert, den erhöhten Ehrgeiz der geplanten grünen Architektur in Bezug auf umwelt- und klimabezogene Ziele anhand von qualitativen und quantitativen Elementen besser zu belegen.
Die Dänen sind besser
Ein besseres Zeugnis stellt die Brüsseler Behörde dem dänischen Strategieplanentwurf aus. Trotzdem fordert die Kommission das Land unter anderem auf, die vorgeschlagenen Zielwerte für die Ergebnisindikatoren zu überarbeiten und dabei ihre Genauigkeit zu verbessern. Auch die Niederlande haben eine überdurchschnittlich gute Rückmeldung erhalten. Kritisch bewertet die Kommission allerdings den hohen Tierbesatz und die daraus resultierenden Nährstoffüberschüsse.
Auch den Strategieplanentwürfen aus Frankreich und Italien hat die Kommission noch Nachbesserungsbedarf bescheinigt. Die Hauptkritikpunkte am französischen Plan betreffen einen Mangel an Ambitionen und Ergebnisindikatoren im Hinblick auf den Wandel zu nachhaltigeren Produktionsmodellen.  Nach  Ansicht der Kommission sind  die Öko-Regelungen und die Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen für den Schutz von Wasser und Biodiversität nicht anspruchsvoll genug. Auch der Strategieplan Italiens ist aus Sicht der EU-Kommission unzureichend. Es würden ganze Sparten fehlen oder diese seien lückenhaft und inkohärent, zitierten italienische Fachmedien diese Woche aus der Brüsseler Stellungnahme.