Politik | 03. Februar 2021

Borchert will schnelle Entscheidungen

Von AgE
Der Vorsitzende des Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung, Jochen Borchert, drängt auf eine baldige politische Entscheidung zur Finanzierung des angestrebten Umbaus der Tierhaltung.
Jochen Borchert zum Umbau der Nutztierhaltung in Deutschland: „Je länger gewartet wird, umso schwieriger wird es.”
„Noch vor der Bundestagswahl müssen die notwendigen Weichenstellungen erfolgen”, sagte der ehemalige Bundeslandwirtschaftsminister vergangene Woche gegenüber dem Fachpressedienst Agra-Europe. Niemand solle glauben, dass ein Aufschub der Entscheidungen Vorteile hätte: „Je länger gewartet wird, um so schwieriger wird es.” Das gelte insbesondere für die Finanzierung.
Steuerliche Lösung unerlässlich
Der langjährige Haushaltspolitiker hält nach wie vor eine steuerliche Lösung für unerlässlich. „Die von uns vorgeschlagene mengenbezogene Verbrauchssteuer auf tierische Erzeugnisse ist ein machbarer Weg”, betonte Borchert. Nach seinen Informationen wird die von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie weder in diesen Punkt noch zu den Empfehlungen insgesamt unüberwindbare Hindernisse aufzeigen.
Der langjährige Parlamentarier weiß um die Diskussionen, die eine neue Steuer in den politischen Parteien auslösen, insbesondere in diesem Wahljahr. Umso wichtiger sei es jedoch, „dass Bundestag und Bundesrat zu ihren bisherigen Willensbekundungen stehen und die notwendigen weiteren Schritte gehen.”
„Alle Beteiligten wollen den Erfolg”
Für nicht gerechtfertigt hält Borchert die  Kritik  vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) an der Rolle des Bundeslandwirtschaftsministeriums bei der Umsetzung der Empfehlungen für einen Umbau der Tierhaltung. „Alle Beteiligten wollen den Erfolg”, betonte Borchert.
Der Kommissionsvorsitzende räumte ein, dass es in einer Arbeitsgruppe unterschiedliche Auffassungen über die Kriterien für die Schweinehaltung in der höchsten Tierwohlstufe 3 gebe. Das Kompetenznetzwerk habe empfohlen, dass die dritte Stufe „weitgehend” den Haltungskriterien des Ökolandbaus entsprechen solle. Dass darüber diskutiert werde, sei nicht überraschend. Klar sei aber auch, dass es keine eigene vierte Stufe für die ökologische Tierhaltung geben werde. Borchert geht davon aus, „dass man sich verständigen wird”, zumal die Vorstellungen bei den Vertretern der Ökolandwirtschaft keineswegs einheitlich seien. Alles andere als eine Einigung oder gar ein Rückzug des BÖLW wäre für das Gesamtprojekt „nicht hilfreich”. Borchert äußerte sich insgesamt zufrieden mit den Fortschritten in den Arbeitsgruppen. Er geht davon aus, dass die meisten im Februar ihre Arbeit abschließen werden.
BÖLW-Geschäftsführer Peter Röhrig hatte dem Landwirtschaftsministerium  vorgeworfen, dass es „gegen die Beschlusslage der Borchert-Kommission” arbeite. So versuche man, die Finanzierung auf die lange Bank zu schieben. Zudem trete das Ministerium dafür ein, dass die Kriterien für die Sauen- und Schweinehaltung in der Stufe 3 deutlich unter den Biostandards lägen. Später versuchte der Verbandvorsitzende Felix Prinz zu Löwenstein die Wogen zu glätten. Er betonte das Interesse des BÖLW, „die Borchert-Kommission schnell zu einem umsetzbaren Ergebnis zu bringen”.
Zum einen müsse der Umbau der Tierhaltung insgesamt gefördert werden, zum anderen aber auch die Umstellung auf den ökologischen Landbau. Als eine Voraussetzung nannte der Verbandsvorsitzende einen angemessenen Kostenausgleich für Biobetriebe. Dieser müsse sich auf die Mehrkosten beziehen, die durch die Haltungsvorgaben des Bio-Rechts verursacht würden.
Unterdessen wiesen der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und der Deutsche Tierschutzbund die Forderung des BÖLW nach einer Eins-zu-eins-Umsetzung der EU-Ökoverordnung und der Tierwohlstufe 3 zurück. Keinesfalls dürfe die Stufe 3 exklusiv vom Ökolandbau beansprucht werden.