Pflanzenbau | 06. Oktober 2022

Blinde Passagiere in saugenden Insekten

Von Dr. Friedrich Merz, RP Stuttgart
Aufgrund des Fehlens geeigneter Wirtspflanzen, der sogenannten grünen Brücke, ist in diesem Jahr mit weniger virusbeladenen Blattläusen und Zwergzikaden zu rechnen. Aufmerksamkeit ist trotzdem erforderlich.
Durch Verzwergungsviren geschädigter Winterweizenbestand
Im Getreide kommen sowohl insektenübertragbare als auch bodenbürtige Viren vor.
Was erstere betrifft, gibt es in Abhängigkeit von den gefallenen Regenmengen große regionale Unterschiede, was den Infektionsdruck betrifft. Nach dem Auflaufen des Wintergetreides sollten die Warndiensthinweise beachtet und die Bestände auf Blattläuse kontrolliert werden.
Oft ist in diesem Jahr das Ausfallgetreide aufgrund der Trockenheit erst sehr spät aufgelaufen. Zudem hat die Maisernte früher begonnen und die Gräser an den Feldrändern und Böschungen waren vertrocknet.
Wie man gezielt vorgeht
Dennoch müssen ab dem Zwei-Blatt-Stadium regelmäßig an fünf zufällig ausgewählten Stellen im Schlag jeweils mindestens fünf Getreidepflanzen auf Blattläuse kontrolliert werden. Die Blattläuse sind bei warmer Witterung aktiv und dann am besten an den jungen Pflanzen zu finden. Dabei ist zu beachten, dass sich die Große Getreideblattlaus hauptsächlich auf der Blattunterseite, die Maisblattlaus in den jüngsten, eingerollten Blättern aufhält. Ab 20 % von Blattläusen besiedelten Pflanzen ist mit einem wirtschaftlichen Schaden zu rechnen.
Neben vielen synthetischen Pyrethroiden steht für ein Resistenzmanagement mit Teppeki nur ein Mittel aus einer anderen Wirkstoffklasse zur Verfügung siehe Tabelle. Teppeki wird mit dem Wasserstrom in der Pflanze verteilt. Somit werden auch versteckt sitzende Blattläuse erfasst. Damit genügend Wirkstoff aufgenommen wird, sollten die Pflanzen jedoch schon weiter entwickelt sein und genügend Blattmasse haben.
Routinebehandlungen in Tankmischungen mit anderen Pflanzenschutzmitteln können wegen der begrenzten Wirkungsdauer der Insektizide im Feld ohne Wirkung bleiben und fördern das Auftreten von resistenten Blattläusen.
Die Gersten-, Weizen- und Getreidemosaikviren werden von Bodenpilzen übertragen. Hier hilft nur Vorbeugung: weite Fruchtfolgen, insbesondere auf schweren Böden, möglichst späte Saat und Anbau möglichst resistenter Sorten.
Was die Wintergerste betrifft, sind die gegen Typ 1 der Mosaikviren resistenten Sorten beispielsweise Bordeaux, California, SU Celly sowie Esprit. SY Galileoo und Teuto können, insbesondere im Norden Baden-Württembergs, durch den sogenannten Typ 2 befallen werden. Dieser breitet sich langsam weiter aus. Er ist weniger aggressiv und verursacht keine so großen Ertragsausfälle. Wenn Pflanzen einer der gegen Typ 1 resistenten Sorten beim letzten Anbau auf der Fläche Symptome gezeigt haben, sollte in diesem Jahr eine Sorte mit Resistenz auch gegen den Typ 2 wie Valerie und SU Midnight gewählt werden. Weitere Infos können auf www.ltz-bw.de > Arbeitsfelder >  Sorten eingesehen werden. Alle empfohlenen zwei- und mehrzeiligen Wintergerstensorten sind resistent gegen Typ 1.