Betrieb und Wirtschaft | 04. Oktober 2018

Blaues Auge für die Kartoffelanbauer

Von René Bossert
Auch in Baden-Württemberg fällt die Kartoffelernte trockenheitsbedingt nicht üppig aus. Die Ertragseinbußen gegenüber dem Vorjahr sind aber kleiner als im Bundesschnitt. Die Preise bewegen sich auf einem hohen Niveau.
„Insgesamt gesehen sind die Erzeuger im Südwesten mit einem blauen Auge davongekommen”, bilanziert Mark Mitschke vom Beratungsdienst Kartoffelanbau Heilbronn. Seiner Schätzung nach bewegen sich die Erträge in Baden-Württemberg im Schnitt um knapp  400 dt/ha, das wären rund 15 % weniger als im Vorjahr.
 Dahinter verbergen sich aber erhebliche regionale Unterschiede: Im Rheingraben beträgt das Minus Mitschke zufolge höchstens 10 %. Deutlich drastischer waren die Einbußen im Kraichgau, wo 50 bis 60 % fehlen dürften. Dort habe es seit Mai fast gar keinen Regen gegeben. „Das ist die baden-württembergische Sahel-Zone”, stellt Mitschke fest.
In diesem Jahr liegt Baden-Württemberg ertraglich damit leicht über dem Bundesdurchschnitt, den das Bundeslandwirtschaftsministerium auf 350 dt/ha schätzt, das wäre gegenüber 2017 ein Rückgang von 25 %. Niedriger waren die Erträge zuletzt 2003.
Rund 90 Prozent der Knollen in Baden-Württemberg sind mittlerweile gerodet.

Im Normalfall liegen die baden-württembergischen Erträge etwas niedriger als bundesweit, weil der Frühkartoffelanteil vergleichsweise hoch und es zu warm für die ganz hohen Erträge ist. „Seit Jahren fehlen mir diese überschaubaren Landregen, eigentlich haben wir ja in diesem Sommer auch nur Gewitterschauer gehabt”, sagt Mitschke.
Auch in Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und Belgien fällt die Ernte klein aus. Nach Einschätzung der Organisation Nordwesteuropäischer Kartoffelanbauer fehlen in den genannten Ländern (inklusive Deutschland) 18 % gegenüber dem Vorjahresergebnis.
 
Qualitäten passen in der Regel
Die Qualitäten seien in der Regel gut: Keine Probleme mit Braunfäule und Erwinia seien aufgetreten. Etwas erhöht seien die Absortierungen wegen Formmängeln. Drahtwurm sei ein Thema gewesen, ohne dass größere Ausfälle zu beklagen seien.
Der Markt sei durch die in Deutschland, aber auch in den wichtigen europäischen Ländern knappe Erntemenge   sehr optimistisch gestimmt. Das Erzeugerpreisniveau liegt in Baden-Württemberg bei 30 Euro/dt für die Salatware und 28 Euro/dt für die Speiseware. Ausdruck der Knappheit sei auch, dass die Preise während der Einlagerungssaison gestiegen sind. „Ich bin seit fast 30 Jahren dabei, aber das hat  es in dieser Zeit noch nie gegeben”, betont Mitschke. Klar sei aber auch: Eine kleine Ernte gehe nie aus. Dies werde auch in diesem Jahr gelten. Man dürfe das Verkaufen also nicht vergessen. 
Die Lehre aus diesem Jahr ist für den Berater, dass spätansetzende Sorten stark unter der lang anhaltenden Trockenheit gelitten haben. Klar sei auch, dass die Kultur Beregnung brauche. Land, Landkreise  und Kommunen müssten die Voraussetzungen für bessere Beregnungsmöglichkeiten für die Sonderkulturen schaffen, fordert Mitschke. Von den gut 5000 Hektar in Baden-Württemberg können seiner Schätzung nach momentan gut 2000 Hektar beregnet werden.