Betrieb und Wirtschaft | 02. November 2017

Bio-Getreide ist derzeit gut bezahlt

Von Donat Singler
Wer sich für die Erzeugung von Biogetreide entscheidet, muss nicht nur im Pflanzenbau umdenken. Auch bei der Vermarktung läuft manches anders als im Markt für konventionell erzeugtes Getreide.
Auf den 510000 Hektar ökologisch bewirtschafteten Äckern in Deutschland steht knapp zur Hälfte Konsumgetreide, hinzu kommt ein knappes Drittel Ackerfutter, der Rest entfällt auf Hülsenfrüchte und Gemüse. Das berichtete Wilhelm Heilmann vergangene Woche bei einer Getreidefachtagung des Bayerischen Müllerbunds in Volkach am Main. Heilmann arbeitet für die Marktgesellschaft der Naturland Bauern AG und hat dort die Ressortleitung für pflanzliche Produkte inne.
Wilhelm Heilmann kennt sich auf dem Markt für Biogetreide gut aus.

Die wichtigsten Biogetreidearten sind  in der Reihenfolge ihrer Bedeutung: Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel, Hafer, Triticale und Körnermais. Laut Heilmann ist  die Nachfrage nach Biogetreide beim Einzelhandel und bei den Mühlen allein im vergangenen Jahr um fast zweistellige Prozentzahlen gewachsen. Die Marktgesellschaft sei daran interessiert, die Produktion zu steigern, aber nicht um jeden Preis. Das Unternehmen wolle vielmehr „die Erzeugung kanalisieren”.  Im Gegensatz zum konventionellen Getreide gebe es beim Handel mit Biogetreide „keinen Erfassungshandel”.  Die zu vermarktende Ware lagere bei den Landwirten und werde per Streckengeschäft direkt zu den Mühlen geliefert. Die Vermarktung übernimmt die Marktgesellschaft.
Die Abwicklung dieser Geschäfte laufe reibungslos. Die Marktgesellschaft sei mit ihren heute 55 Mitarbeitern die bundesweit größte Bioerzeugergemeinschaft (siehe Kasten)  und ist  Heilmann zufolge bundesweit „von Fehmarn bis zum Schwarzwald” unternehmerisch unterwegs.
Feuchtkleber-Gehalt
Zur Beurteilung der Qualität sind bei  Brotgetreide  die Eigenschaften Wassergehalt, Protein und Fallzahl wichtig. Im Biobereich kommt der Feuchtklebergehalt hinzu.  Dagegen ist eine Qualitätsdüngung nicht erlaubt. Die kurzfristige Einflussnahme auf die Getreidequalität ist nicht möglich. Die Biolandwirte sind damit noch ausgeprägter dem Wetter ausgeliefert als ihre konventionellen Berufskollegen.
Wie Heilmann  darlegte, erreichen 2017  beim Biobackweizen 55 %  der Rohwarenmuster die geforderten Kleberwerte oberhalb von 24. Die Spanne der vergangenen sechs Jahre reicht von 23 bis 78 %. Beim Biobrotroggen spielen wegen der Auswuchsgefahr die Fallzahlen eine große Rolle. Fallzahlen unter 100 seien nicht mehr backfähig, immerhin 18 % der Bioroggen fallen 2017 in diese Kategorie. Der Fallzahldurchschnitt liegt dieses Jahr bei knapp 200,  bei einer Spanne von rund 150 bis 260 in den vergangenen sechs Jahren.
Nach oben
Anhand einer  Übersicht der  Agrarmarkt Informations-Gesellschaft erläuterte Heilmann das Preisniveau:  Danach lagen die Erzeugerpreise für Biodinkel-Rohware zuletzt bei 458 Euro je Tonne (Euro/t), netto, lose Ware, frei Verarbeiter/Mühle; für Biobrotweizen zu gleichen Bedingungen bei 454 Euro/t und bei Biobrotroggen bei 390 Euro/t. Alle drei Preiskurven zeigten nach oben. Beim Biofuttergetreide sieht Heilmann  stabile Tendenzen. Stand Oktober nannte er folgende Preise,  netto, ab Station im Schnitt: Futterweizen 320 bis 340, Triticale 290 bis 310, Futtergerste 310 bis 330, Soja 710 bis 730, Erbsen 440 bis 460, Ackerbohnen 430 bis 450 und Mais 330 bis 340. Alle Angaben gelten für die Abholung bis Ende 2017, ab Station, in Euro/t, netto, ganze Lkw-Ladungen.
Für die Marktentwicklung von Biogetreide insgesamt ist  Heilmann zuversichtlich. Die Naturland Marktgesellschaft strebe langfristige Partnerschaften mit Landwirten, Mühlen und – falls möglich –  dem Lebensmitteleinzelhandel an. Gegenwärtig sucht die Gesellschaft  weitere Verarbeiter.