Pflanzenbau | 23. September 2021

Biodiversität ist kein Selbstläufer

Von von Kobylinski
Bei der Mais- und Soja-Informationsfahrt des RP Freiburg Anfang September zu den Versuchsstandorten der Rheinebene ging es neben den Systemversuchen zur Unkrautregulierung auch um den Einsatz von verschiedenen Gemengepartnern und ihre Eignung im Silomaisanbau.
Die mechanische Unkrautbekämpfung konnte in Kehl-Bodersweier trotz viermaliger Hacke die Kulturpflanze nicht ausreichend schützen.
Motor der Versuchsaktivitäten ist das Biodiversitätsstärkungsgesetz, das den Einsatz von synthetischen Pflanzenschutzmitteln bis 2030 auf 40 bis 50 Prozent reduzieren soll. Bei der Wahl des Mais-Gemengepartners muss daher auch zunehmend eine Regel aus dem Ökologischen Landbau übernommen werden: Die Partnerpflanze muss eine mechanische Unkrautregulierung vertragen können, das heißt, sie muss das Anhäufeln tolerieren. 
Saatstärke wichtig
Auf dem ökologischen Versuchsfeld in Forchheim beeindruckte insbesondere die Kombination mit Sonnenblumen. Bei 75 cm Reihenabstand war die Sorte D120 in der geringen Dichte von zwei Pflanzen je Quadratmeter gesät worden, das entspricht 0,9 kg/ha. Damit konnten sie sich entfalten, ohne die Maispflanzen zu behindern.
Auch bei den Bohnen als Gemengepartner erweist sich die Saatstärke als wichtiger Erfolgsfaktor: Bei größerer Saatdichte kann der Bewuchs durch die Kletterpflanzen zu kompakt werden und die Maisstängel mit ihren Fahnen abbiegen oder brechen. In Rheinau-Linx wurde mit vier Pflanzen je Quadratmeter eine Obergrenze erreicht.
Nicht so einfach, wie viele glauben
Die Leguminose erhöht den Eiweißgehalt des Maishäckselgutes um ein Prozent, erläuterte Klaus Mastel vom RP Freiburg. Er räumte ein, dass mit den Bohnen der Saattermin auf eine wärmere Periode hinausgezögert werden müsse. Für den zu erwartenden Minderertrag aber werde ein neues FAKT-Programm einen Förderausgleich bieten. Der Referatsleiter stellte auch bei der mechanischen Unkrautbekämpfung in Mais und Soja einen Ausgleich über ein künftiges FAKT-Programm in Aussicht. Er konnte damit dem Lahrer BLHV-Kreisvorsitzenden Klaus Dorner begegnen, der vor der Gefahr von Mindererträgen durch den Herbizidverzicht gewarnt hatte.
Tatsächlich zeigten die Systemvergleiche an den Versuchsstandorten Orschweier und Kehl-Bodersweier, dass allein durch Striegeln und Hacken die Kulturpflanzen nicht nachhaltig geschützt werden können, wobei die Arbeitsgänge außerdem einen zusätzlichen Aufwand an Zeit, Maschinen und Treibstoff erfordern.
Defizite im Pflanzenschutz
Unabhängig davon verwies Pflanzenschutzberater Volker Heitz auf Anbauprobleme, die durch Krähenfraß und den gesteigerten Drahtwurmbefall hinzugekommen sind. Auch das Thema Maiswurzelbohrer bleibt bestehen. 2020 gab es in den Fallen des RP-Gebiets 18000 Fänge. 2021 waren es bis Mitte September über 17000. Bezüglich der Unkräuter warnte Heitz vor einer weiteren Distelausbreitung. Gegen dieses Unkraut gebe es in Sojakulturen im Nachauflauf kein Präparat. Er erinnerte auch an den späten Reihenschluss von Soja.  Das biete wärmeliebenden Spätkeimern wie Gänsefuß, Hirsearten, Amaranth und Schwarzem Nachtschatten zusätzliche Chancen, insbesondere nach hohen Maisanteilen in der Fruchtfolge. In Orschweier wurde trotzdem in diesem Jahr der Soja-Reihenabstand von 30 auf 50 cm erweitert, weil das den Einsatz von Hackgeräten erleichtert.