Land und Leute | 30. Oktober 2019

Bio-Weiderinder bleiben gefragt

Von René Bossert
Die Erzeugergemeinschaft Schwarzwald-Bio-Weiderind bleibt auf Wachstumskurs, wurde vergangene Woche in Höchenschwand deutlich.
„Momentan läuft es rund”, stellte EZG-Vorsitzender Markus Kaiser fest. 2018 seien wie angestrebt  über 1000 Tiere vermarktet worden. 125 Mitglieder im Gebiet des Naturparks Südschwarzwald hat die EZG, mit leicht steigender Tendenz. „Wir sind ein kleines Licht, aber ein wertvolles Licht in der großen Welt der Edeka Südwest”, sagte  Kaiser.
Haben nach wie vor einen engen Draht: EZG-Vorsitzender Markus Kaiser (links) und Edeka Südwest-Geschäftsführer Jürgen Mäder.

 „Die Kooperation mit der Erzeugergemeinschaft läuft gut, für Probleme haben wir immer eine Lösung gefunden”, sagte Edeka Südwest-Geschäftsführer Jürgen Mäder. Für 2019 sei es das Ziel, 1100 Weiderinder über Edeka Südwest und die Schmidt’s Märkte zu vermarkten. „Zeigen Sie mit Hofschildern, dass Sie Fleischerzeuger sind, zeigen Sie, was Sie machen, sind Sie stolz”, appellierte Mäder an die Erzeuger. Fleisch aus der Region sei oft  schwieriger zu beschaffen als Ware aus dem Ausland, beschrieb  Mäder den Beschaffungsmarkt eines großen Abnehmers heutzutage. Es gebe manchmal Restriktionen für regionale Ware und es müssten ganze Tiere vermarktet werden. Das wollte er aber nicht als Drohung verstanden wissen.

Schwerer
Naturland-Berater Martin Bär bezeichnete es als einen großen Erfolg, dass das Schlachtgewicht der Tiere mittlerweile im Durchschnitt bei 300 Kilogramm liegt. 70 % seien E-Tiere, weitere 10 % U-Tiere gewesen. Die Preisbasis für R2-Tiere lag unverändert bei 5,50 Euro pro Kilogramm.
Juliane Dentler von der Universität Hohenheim berichtete vom Forschungsprojekt „Grünlandschutz durch ein innovatives Bio-Weiderind-Konzept”, das sie koordiniert. Die Landwirte in der Wertschöpfungskette erzielten derzeit angemessene Preise, sagte sie. Wenn außerdem die Betriebsstruktur in Ordnung sei und öffentliche Gelder aus der Zweiten Säule und aus Vertragsnaturschutz-Prämien ausreichend fließen, dann sei die  Bio-Weiderindfleischproduktion auf Grünland im Südschwarzwald betriebswirtschaftlich attraktiv, wie die Auswertung von drei Beispielsbetrieben per Vollkostenrechnung gezeigt habe.  Offen sei die Frage, wie alte Rassen besser integriert werden können – Problem sind hier ausreichend hohe  Schlachtgewichte – und wie Betriebe mit höheren Weideanteilen auf Naturschutzflächen zurechtkommen. Schließlich solle die Rindermast nicht in die besseren Grünlandgebiete abwandern.
Der Standort definiere das Produktionssystem: Auf schlechteren Standorten sei die Ausmast oder der Absetzerverkauf aus der Mutterkuhhaltung geboten. Auf besseren Standorten sei auch die Mast von Kälbern aus der Milchviehhaltung  oder von Absetzern aus der Mutterkuhhaltung möglich. 19000 Bio-Kälber pro Jahr verlassen den Bio-Sektor. Das sei eine erhebliche Ressource zur Erzeugung von Bio-Weiderindfleisch, wenn es gute Ausmastbedingungen gebe.
Nun  gehe es im Projekt darum, die Nachhaltigkeit und die Umweltwirkungen der Produktion zu untersuchen. Stichworte seien  CO2-Fußabdruck, Energiebilanz und Nährstoffbilanz. Geklärt werden solle, mit welchen Kosten eine Verringerung der CO2-Emissionen verbunden sei.
EZG-Vorsitzender Markus Kaiser hofft auf Nachfrageimpulse aus der Gastronomie – über die Ganztiervermarktung – und vom Tourismus. Ein zukunftsgerichtetes Beispiel wäre Weiderind-Bolognesesauce im Kühlschrank der Ferienwohnung, wie er am Rande der Veranstaltung sagte.