Der Hebel „Bildung”
Die Landwirtschaft befinde sich in einem großen Transformationsprozess, erklärte Andrea Bogner-Unden. Die Agrarbranche sei komplex, Klimaziele, Natur- und Umweltschutz sowie Nachhaltigkeit wirken sich auf alle Bereiche von der Erzeugung über Ernährungswirtschaft und Verarbeitung bis hin zu Handel und Vermarktung aus. „Ökolandbau muss zu gleichen Teilen in die Ausbildung einfließen”, folgerte Bogner-Unden.
Der Abteilungsleiter Landwirtschaft Dr. Konrad Rühl erläuterte, dass man mit neun Fachschulen in Baden-Württemberg und mit verschiedenen fachschulischen Ergänzungsangeboten gut aufgestellt sei. In den Lehrplänen für die einjährige Fachschule seien die Öko-themen bereits verankert, für die zweijährige Ausbildung würden die Inhalte in diesem Jahr angepasst. Daneben sieht Rühl Potenzial im Öko-Demonstrationsnetzwerk und der Lehrerfortbildung.
Egon Busam, Vizepräsident des BLHV und Vertreter der Landwirtschaftsverbände, beklagte, dass Ökothemen zwar für den Unterricht vorgesehen, von den Lehrern aber nach persönlichem Ermessen vermittelt würden. Um die Bedeutung zu fördern, müssten diese auch in den Prüfungen auftauchen, so Busam. Zudem sei der Strukturwandel zu berücksichtigen: „Es gibt immer weniger landwirtschaftliche Betriebe, aber das Interesse – zunehmend von Quereinsteigern – steigt.”
Stefan Käppeler vom Verband landwirtschaftlicher Fachbildung (vfl) ergänzte, dass auch der technische Fortschritt einfließen müsse. Fachschulen und Versuchsanstalten müssten in Theorie und Praxis mehr Hand in Hand arbeiten. Im Weinbau funktioniere das bereits zwischen dem KÖLBW Hochburg Emmendingen und dem Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg.
Daniela Katz-Raible vom vlf wies als Fachlehrerin darauf hin, wie schwierig es sei, die Interessen von Schülern unterschiedlicher Betriebsformen ausgewogen zu behandeln. Künftige Betriebsleiter sollten beide Wirtschaftsweisen kennenlernen, um sich nach eigener Überzeugung ausrichten zu können.
„Was bedeutet zukunftsfähig?” Diese Frage stellte der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (AÖL), Christoph Zimmer. Junge Menschen müssten befähigt werden, mit dem Klimawandel klarzukommen, die Artenvielfalt zu erhalten und auf dem Land leben und arbeiten zu wollen. Ökolandbau liefere bereits teilweise Lösungen. „Die grünen Berufe müssen sich als ‚Zukunftsbildner‘ aufstellen”, fasste Zimmer zusammen und lud alle Beteiligten zum Austausch mit der AÖL ein.
Als inhaltliche Grundlage präsentierte Jutta Behringer, Projektleiterin im Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen (KÖN), die Ergebnisse der Status-quo-Analyse zum Anteil ökologischer Unterrichtsinhalte, der bundesweite Dialogforen und Fachtagungen gefolgt waren. Resultierende Handlungsempfehlungen und Vernetzungsvorschläge gelte es nun umzusetzen. „Wir wollen den Dialogprozess fortführen”, beteuerte Dr. Konrad Rühl. Landwirtschaftssprecher Martin Hahn, MdL, resümierte mit Blick auf die Herausforderungen bei der Modernisierung der Fach- und Weiterbildung: „Die Ausbildung junger Menschen ist für die Landwirtschaft des Landes zentral.”