Sehr unkonventionell und sehr öffentlichkeitswirksam

Um diesen Tendenzen zu begegnen und Verbraucher dafür zu sensibilisieren, was hinter regionaler Lebensmittelproduktion steckt, hat der Bund Badischer Landjugend beim Land Baden-Württemberg ein Social-Media-Projekt zur Verbraucherkommunikation beantragt, das mit Begleitung durch den BLHV durchgeführt wird. Als Botschafterin konnte die Schwarzwald-Dragqueen Betty BBQ, eine prominente Travestie-Künstlerin, gewonnen werden, die in Südbaden vier landwirtschaftliche Betriebe mit unterschiedlicher Ausrichtung besucht und dabei einen Einblick in den Arbeitsalltag der Bauernfamilien erhält. Beispielsweise öffnete der Obsthof Mild in Neuried seine Türen und zeigte Betty in einer Apfelplantage, was es braucht, damit die Früchte den Anforderungen des Handels und den Wünschen der Verbraucher entsprechen. Auf dem Weingut von Lena Flubacher in Ihringen erfuhr Betty, wie Pflanzenschutz ohne Herbizide funktioniert und welche Herausforderungen bei der Vermarktung bestehen. Des Weiteren geht es zum Lindenhof der Familie Burkard mit Milchziegen und im September zu einem Grünlandbetrieb. Die Touren werden vom Profi-Fotografen Jürgen Gocke begleitet, der die Erlebnisse in Bildern und Videos festhält. Das Material wird aufbereitet und über Bettys Social-Media-Kanäle veröffentlicht. Das Projekt soll Wissen und Bewusstsein für heimische Erzeugnisse fördern. In erster Linie soll die alltagsnahe, emotionale Aufbereitung der Inhalte aber Menschen zeigen, die dem Apfel, dem Wein und dem Käse eine Geschichte geben.

Immer mehr junge Menschen informieren sich über soziale Medien. Auch Wissen lässt sich darüber in spannendem Format an die digital-affine Zielgruppe übermitteln. Die Zusammenarbeit mit einer Person des öffentlichen Lebens, in diesem Fall Betty BBQ, bietet dabei einige Vorteile bei der Sichtbarmachung. Als Heimat-Botschafterin zelebriert die Dragqueen, die selbst in einem Schwarzwalddorf aufgewachsen ist, ihre Liebe zur Region und trägt ihre ehrliche Begeisterung hinaus in die Welt. Sie präsentiert Regionalität und Heimatliebe modern und entstaubt  und macht diese Themen damit auch für junge, urbane Bevölkerungsgruppen anknüpfungsfähig.  
Öffentlichkeitsarbeit ist nicht als Lösung für alle Probleme zu verstehen. Sie kann nicht alleine  dafür sorgen, dass die Erzeugerpreise flächendeckend wieder auskömmlich gestaltet werden. Aber sie ist ein wichtiger Baustein, der dazu beitragen kann, den homogenisierenden und vereinfachten Vorstellungen von Landwirtschaft – welche die öffentliche Meinung prägen – authentische und heterogene Bilder von Landwirten und ihrem Arbeitsalltag gegenüberzustellen. Das Potenzial der Öffentlichkeitsarbeit besteht darin, Landwirtschaft stärker ins Bewusstsein der Konsumgesellschaft zu bringen, Gesichter und Geschichten zu zeigen und auf diese Weise die Wertschätzung für die Arbeit der Landwirte und ihre Produkte langfristig zu steigern. 

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