Betonböden per Hitzeschock sanieren
„Ich habe mir jahrelang den Kopf zerbrochen, wie ich diesen Bereich aufrauen kann. Die modernen Fräsmaschinen sind zum Teil so hoch und breit gebaut, dass sie nicht in das Altgebäude hineinkommen. Zudem habe ich Angst, dass die mechanische Einwirkung der Fräsköpfe im alten Beton Risse entstehen lässt und ihn dadurch in seiner Struktur schädigt. Als ich in einer französischen Fachzeitschrift dann vor einiger Zeit von der thermischen Betonbehandlung las, wusste ich, dass dies eine Methode für die Behandlung meiner Betonflächen sein könnte”, erzählt Wachter weiter.
Luc Papeta (55 Jahre), der die fragenden Blicke seiner Kunden genauestens kennt, erklärt ihm jedoch ausführlich, dass sich die Hitzeeinwirkung von fast 3000° C nur kurzzeitig auf die Oberfläche des Betons auswirkt und nicht in tieferliegende Schichten dringt. „Trotz der großen Hitze ist dies eine besonders schonende Betonbehandlung. Der kurzzeitige Hitzeschock dringt nur wenige Millimeter tief in den Beton ein. Verbrannt bzw. abgesprengt werden dabei nur die Ablagerungen an der Betonoberfläche, tiefgehende Risse entstehen nicht. Deshalb können dieselben Betonflächen, wenn nötig, mehrmals im Laufe der Jahre mit dieser Methode behandelt werden. Die abgesprengten Ablagerungen haben im Durchschnitt eine Dicke von etwa 1 mm, aber auch 2–3 mm dicke Stücke können gelöst werden. So kommt etwa eine Schubkarre Abfallmaterial je 150 m2 Fläche zusammen, die mit einem Besen zusammengekehrt werden kann”, berichtet Luc Papeta.
Bei diesem Verfahren wird im Gegensatz zum Rillenschneiden der Beton ganzflächig bearbeitet. Bedingt durch die große Hitze werden Fett- und Proteinreste aus Haarkleid und Milch sowie Urinstein, die sich auf der Betonoberfläche abgelagert haben, rückstandslos weggebrannt.
Seit 2005 ist Luc Papeta und mittlerweile auch sein Sohn Antoine in ganz Frankreich unterwegs. Sie zählen nach eigenen Angaben etwa 600 Kunden. „Der Anfang war recht schleppend, damals hatte ich einen nur 25 cm breiten Brenner zur Verfügung. Seit der Fertigstellung eines 60 cm breiten Brenners im Jahr 2008 ging es aber stetig aufwärts”, erklärt Papeta. Ein weiterer Durchbruch kam im Sommer 2012, nachdem er einen selbstfahrenden, 1,20 m breiten Brenner fertiggestellt hatte. „Mit den uns jetzt zur Verfügung stehenden Geräten können wir jeden Auftrag annehmen. Wir sind damit in der Lage, zwischen den Melkzeiten auch größere Flächen zu bearbeiten. Der Erfolg gibt uns Recht, denn die Laufflächen, egal ob nun Spalten oder planbefestigter Boden, sind nach unserem Verfahren spürbar griffiger”, so Papeta abschließend.
In welchem Rhythmus diese Prozedur wiederholt werden muss, hängt nach Angaben von Papeta in erster Linie vom Landwirt selbst ab. Bei jährlicher, gründlicher Reinigung mit Dampfstrahler oder Hochdruckreiniger könne das Intervall zehn Jahre und mehr betragen. Ohne gründliche Reinigung könne die Schicht aus Urinstein, Fett und Eiweiß auch schon nach sechs Jahren so dick sein, dass ein erneutes Abbrennen erfolgen müsse.
Güllegase sind bei der thermischen Betonbehandlung ein Sicherheitsrisiko. Papeta empfiehlt den Betrieben daher, schon im Vorfeld für eine gute Durchlüftung zu sorgen. Außerdem sei es günstig, wenn der Güllekeller zum Zeitpunkt des Brennens möglichst gefüllt sei, denn so bleibe für Gas kein Platz. Alleine schon wegen der eigenen Sicherheit führe er aber bei Bedarf vor Arbeitsbeginn Gasmessungen durch. Je nach Größe und Zugänglichkeit des Einsatzbereiches berechnet Papeta pro Quadratmeter etwa 6–10 Euro. Einen Einsatz in Deutschland hält er für grundsätzlich möglich. Allerdings müssten sich dann mehrere Interessenten zusammenschließen, da er allein wegen eines einzelnen Kunden nicht aus der Bretagne anreisen könne.