Politik | 24. Januar 2019

Berliner Premiere: Industrieverband Agrar und WWF im direkten Dialog

Von Walter Eberenz
Mit einer gemeinsamen Pressekonferenz warteten der Industrieverband Agrar (IVA), Interessenvertretung der agrochemischen Industrie, und der WWF Deutschland auf der Grünen Woche in Berlin auf. Man will künftig mehr miteinander statt übereinander reden.
Gemeinsamer Nenner Integrierter Pflanzenschutz (von links): Dr. Helmut Schramm, Präsident des Industrieverbands Agrar (IVA), und Jörg-Andreas Krüger, Geschäftsleiter Naturschutz beim WWF Deutschland.
Geht es nach Dr. Helmut Schramm, Präsident des IVA, und Jörg-Andreas Krüger, Geschäftsleiter Naturschutz beim World Wide Fund For Nature (WWF) Deutschland, soll die gemeinsame Pressekonferenz zur Grünen Woche keine „Eintagsfliege” gewesen sein. „Wir haben in den letzten 20 Jahren viel übereinander geredet, jetzt wollen wir miteinander reden”, betonte Schramm. Sein Gegenüber Krüger bekundete: „Die Pressekonferenz soll ein Anfang sein. Wir können die Diskussion nicht mehr alleine führen, das haben wir in der Vergangenheit gemacht und es ist nichts dabei herausgekommen.”
Immerhin gibt es gemeinsame Nenner, auf denen aufgebaut werden kann. Die Frage „Brauchen wir noch Pflanzenschutz?” beantwortete Schramm erwartungsgemäß mit einem klaren „Ja”, um die Pflanzen gesund zu halten und die Nahrungsmittelversorgung einer wachsenden Weltbevölkerung zu gewährleisten.  Krüger sagte zum Pflanzenschutz jedoch ebenfalls „Ja”, wenn auch versehen mit „aber”.
Eine weitere Gemeinsamkeit von Schramm und Krüger ist die Betonung der Bedeutung von Integriertem Pflanzenschutz. „Integrierter Pflanzenschutz bedeutet mehr als Chemie. Er beginnt mit der richtigen Sortenwahl und schließt unter anderem auch biologische Verfahren ein”, so Schramm. Krüger vom WWF forderte  eine Rückbesinnung auf Integrierten Pflanzenschutz. Daneben unter anderem eine Reduzierung der ausgebrachten Mengen und Lernen vom Pflanzenschutz im Ökolandbau. Es brauche eine gesellschaftliche Debatte zur Zukunft und Gestaltung von Landwirtschaft. „Wir müssen möglichst viele Menschen in die Diskussion mit einbeziehen”, betonte Krüger. Und Schramm entgegnete: „Absolut d’accord, da haben wir in der Vergangenheit zu wenig gemacht als Pflanzenschutz-Industrie”.
Der Anfang scheint also gemacht, wenn auch durchschien, dass es noch  einige unterschiedliche Betrachtungen gibt. Das fing ganz simpel damit an, dass Schramm von Pflanzenschutzmitteln und Medikamenten für Pflanzen sprach; Krüger von Pestiziden.
Schramm ging im Verlauf der Pressekonferenz  auf die Geschäftsentwicklung 2018 der Branche ein.  Demnach sind im vierten Jahr in Folge die Umsätze der deutschen Pflanzenschutz-Industrie gesunken: 2018 im Vergleich zu 2017 um 7,4 Prozent auf 1,282 Milliarden Euro (IVA-Mitgliedsunternehmen).