Waldwirtschaft | 30. April 2019

Bei der Bekämpfung der Borkenkäfer nicht nachlassen

Von Dr. Reinhold John und Dr. Horst Delb (FVA)
Gründe für die besondere Gefahrenlage in diesem Jahr sind das Trockenjahr 2018, die massiven Niederschlagsdefizite – auch im Winter 2018/2019 – sowie die bevorstehenden Wochen mit steigenden Temperaturen.
Infolge der Trockenheit 2018 sind auch viele Weißtannen teils erheblich von Borkenkäfern befallen.
Neben dem Hauptschädling Buchdrucker an Fichten hat auch der Kupferstecher, der von Dürre und Hitze im Besonderen profitieren kann, einen erheblichen Anteil an den Käferschäden. Des Weiteren haben diese Rahmenbedingungen auch die rindenbrütenden Käfer an der Weißtanne, der Kiefer und der Lärche gefördert.
Die Forstliche Versuchsanstalt warnt eindringlich: Vielerorts weisen Tannen, Lärchen und Douglasien deutliche Trockenschäden und/oder Insektenbefall auf. Auch wenn zurzeit niedrige Temperaturen vorherrschen, ist dies kein Grund zur Entwarnung. Es lauern viele Schadkäfer im Wald, und bei den nächsten vier Wochen Hitze wird es kein Halten mehr geben. Deshalb muss befallenes Holz weiterhin mit Hochdruck aus dem Wald geschafft werden. Wie man zielgerichtet gegen die Schädlinge vorgeht, zeigt die Grafik.
Weißtannen leiden
Infolge der extremen Witterung 2018 sind vielerorts auch Tannen teils erheblich von Borkenkäferbefall betroffen, der vom Tannenrüsselkäfer begleitet werden kann.
Durch Trockenheit und Hitze geschwächte Tannen sind für einen Befall prädisponiert. Dies gilt insbesondere auch dort, wo ältere Tannen intensiv von chronisch vitalitätsmindernden Misteln zum Teil erheblich befallen sind. Durch die Ausbildung von zwei Generationen und Geschwisterbruten können auch hier Massenvermehrungen entstehen. Unter diesen Umständen geht jetzt auch von befallenen Tannen ein hohes Infektionsrisiko für umliegende Bestände aus. Ausgehend vom Einzelbaum können beim Befall mit dem Kleinen oder auch dem Krummzähnigen Tannenborkenkäfer in unmittelbarer Nähe Käfernester mit weiteren befallenen Tannen entstehen. Deshalb ist unbedingt auch bei der Tanne analog zur Baumart Fichte vorzugehen. Aktuell werden immer noch neue rot zeichnende Tannen entdeckt.
Frischer Stehendbefall durch den Kupferstecher ist kaum erkennbar. Daher ist es umso notwendiger, liegendes bruttaugliches Material wie frische Fichtenkronen, Resthölzer und Reisigmatten auf Kupferstecherbefall hin zu kontrollieren und bei Befall unverzüglich unschädlich zu machen. Dies erfolgt durch Hacken und/oder Abfahren.
Sonderfall Kupferstecher
Buchdrucker und Kupferstecher besiedeln bisweilen gemeinsam die Fichte.
Durch die idealen Schwärm- und Befallsbedingungen 2018 konnte auch der Kupferstecher seine Populationsdichte enorm aufbauen. Das Ausmaß des Befalls durch Kupferstecher ist kaum erkennbar, weil oft bei der Aufarbeitung nicht zwischen Buchdrucker und Kupferstecher unterschieden wird. Die Erfahrung aus vorangegangenen Schadereignissen wie nach Vivian und Wiebke, Lothar oder den Trockenjahren 2003 und 2006 zeigt, dass auch der eher sekundäre Kupferstecher allein das Potenzial zu Stehendbefall auch älterer Fichten besitzt. Der Kupferstecher wurde in den letzten Jahren besonders gefördert durch die großen Mengen an Brutmaterial durch im Bestand verbleibende Resthölzer nach Sturmwürfen und Buchdruckeraufarbeitung. Dadurch konnten sich lokal hohe Dichten aufbauen. Auch die Schwächung der Fichte infolge der wiederholten Niederschlagsdefizite seit 2015 und besonders im Trockenjahr 2018 hat den Kupferstecher gefördert. Er sucht im Gegensatz zum Buchdrucker gezielt geschwächte Bäume auf. Befallsdiagnose und Bekämpfung gestalten sich beim Kupferstecher erheblich schwieriger und aufwendiger als beim Buchdrucker. Eine Diagnose bei noch aktivem Befall ist kaum möglich, Bohrmehl ist nicht zu erkennen und meist zeichnen die Fichten in Form von fahl oder rot werdenden Nadeln und Nadelabfall erst lange nachdem die Jungkäfer die Bäume bereits verlassen haben. Eine intensive Bekämpfung des Kupferstechers ist aufwendig, jedoch wichtig und sinnvoll.
Durch den konsequenten Entzug von Brutmaterial und die Abschöpfung der Käferpopulation werden die lokalen Käferdichten so weit herabgesetzt, dass kein Stehendbefallspotenzial mehr gegeben ist. Hierfür muss vor allem die Zeit bis zum befallsrelevanten Schwärmbeginn der Käfer ab etwa Mitte April intensiv genutzt und in der Folge konsequent weiter bekämpft werden. Es gelten dieselben Handlungsempfehlungen wie beim Buchdrucker. Folgende Aspekte gelten ganz besonders beim Kupferstecher-Management:
  • Als befallen erkennbare Fichten (Rotfärbung) schnellstmöglich einschlagen – auch wenn nur die Spitze oder ein Teil der Krone verfärbt ist –, um einen Ausflug der Käfer zu verhindern.
  • Kronen und Astmaterial hacken, mulchen oder verbrennen.
  • Nach maschineller Aufarbeitung und Einbau von Astmaterial in die Rückegasse sollte dieses in Anbetracht der kurzen Zeit bis zum Schwärmbeginn 2019 und des hohen Aufwandes für eine Befallskontrolle schnellstmöglich durch Mulchen unschädlich gemacht werden.
  • Noch in den Beständen liegende Resthölzer aus dem Herbst- und Wintereinschlag 2018 – befallen und unbefallen – stellen eine erhebliche Gefahr dar. Durch Hacken oder Verbrennen werden dieser noch nutzbare Brutraum und die dort überwinternden Käfer unschädlich gemacht.
  • Geschwächte, jüngere Fichtenbestände, vor allen auf trockenen Standorten, sind besonders anfällig.